Eichstätt
Modisch immer im Trend

Professorin Kerstin Merkel über die aufwendige Kleidung der Prinzessinnen Taille geschnürt

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Auguste Amalia mit ihren Töchtern Josephine und Eugenie im Jahr 1809. Dieses Bild schickte sie ihrem Mann Eugen Beauharnais ins Feldlager. - Foto: Historischer Verein

Eichstätt (EK) "Ihr Kleid ist nicht gerade das sauberste. Ziehen Sie sich nie um? Ich habe Sie darin schon zwanzig Mal gesehen!" Kaiser Napoleon sprach durchaus so. Ihm war daran gelegen die Textilindustrie zu fördern; dabei scheute er auch vor höchst spitzen Bemerkungen nicht zurück.

Im Rahmen der Veranstaltungen des Leuchtenbergjahrs hatten der Historische Verein und der Freundeskreis Leuchtenberg mit der Kunsthistorikerin Professorin Kerstin Merkel aus Nassenfels eine Referentin mit profundem Wissen zum Thema "Modisch immer im Trend - die Leuchtenberg-Prinzessinnen" eingeladen. Nicht nur die vielen Zuhörerinnen amüsierten sich in dem mit Anekdoten gewürzten Vortrag. Konservator Albert J. Günther (HV) und Josef Schönwetter dankten Frau Merkel für ihre "tiefen Einblicke" in die Kleidung der Damen des Hochadels im 18. und 19. Jahrhundert. Für die Frauen bei Hof galt es zu repräsentieren. Was die First Ladys trugen, stand absolut unter Beobachtung. Als Beispiel verwies Kerstin Merkel auf Queen Elisabeth, die zu jedem Staatsbesuch das passende Kleid besitze. In den Familien der Beauharnais, der Bonaparte und der Wittelsbacher habe zur Erziehung auch der Umgang mit Kleidung gehört. Zunächst sei bunt angesagt gewesen, von England kommend sei dann Weiß aufgekommen. Sogar die Haare seien weiß gepudert worden. Weiße Hemdkleider mit tiefem Dekolleté und freien Armen waren Mode um die Wende zum 19. Jahrhundert. "Man sah mehr von den Frauen", sagte Professor Merkel. Interessant war ihre Aussage, dass die Entwürfe für die Kleider von den Damen bei Hof selbst kamen.

Die Referentin unterlegte ihre Ausführungen mit zahlreichen Bildern, darunter das Gemälde der Hochzeit Auguste Amalias mit Prinz Eugen im Jahr 1806. Die Braut habe Weiß getragen, eine abknöpfbare Schleppe habe zu jedem Kleid gehört. Sehr elegant wirkte Königstochter Auguste Amalia, die Herzogin von Leuchtenberg und Fürstin von Eichstätt, im roten Kleid zusammen mit den Kindern Josephine, der nachmaligen Königin von Schweden, und Eugenie, der Fürstin von Hohenzollern-Hechingen. Für die Kleidung seien gewaltige Summen aufgewendet worden.

"Um 1824 ist die Taille tiefer gerutscht, es kamen die Schleifchen, Rüschchen und Turbane auf", erläuterte Kerstin Merkel. 1837 entstand ein Gemälde, das Zarentochter Maria Nikolajewna, die Frau von Herzog Maximilian, mit eng geschnürter Taille zeigt. Die Damen seien so stramm gebunden worden, dass es für die Gesundheit gefährdend gewesen sei. In der Mitte des 19. Jahrhunderts seien die weit ausladenden Röcke in Mode gekommen. "Bis zu 13 Unterröcke, verstärkt mit Rosshaaren, sind getragen worden", sagte Frau Merkel, "ein gigantisches Gewicht." Als "Pariser Po" ging die Mode mit umfangreich gepolsterten unteren Kehrseiten der Frauen in die Geschichte ein. Die Damen hätten sich auch gern in der Tracht anderer Länder gekleidet; Maria Nikolajewna etwa als Italienerin, Schweizerin oder Spanierin.