Eichstätt
"Eine kleine, kleine Weltecke"

Eichstätt feiert Gründung des Fürstentums vor 200 Jahren Jubiläumsprogramm

24.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:36 Uhr

Der Eichstätter Fürst Eugen auf einem zeitgenössischen Stahlstich. ‹ŒArchiv: Schönwetter

Eichstätt (EK) Eichstätt beleuchtet in diesem Jahr besonders seine kurze Zeit als Fürstentum: 1817 wurde Eugène de Beauharnais Herzog von Leuchtenberg und Fürst von Eichstätt. Das Jubiläum wird 2017 groß gefeiert. Am Freitag wurde nun das umfangreiche Festprogramm präsentiert.

Die erste Führung beginnt bereits am 17. April, offizielle Eröffnung des Jubiläumsjahres ist jedoch erst am Samstag, 20. Mai, mit einem großen Fest im Landratsamt, zu dem auch Herzog Nikolaus von Leuchtenberg, der Nachfahre der Eichstätter Fürstenfamilie, erwartet wird. Dabei wird die Jubiläumsmedaille vorgestellt, es gibt einen Post-Sonderstempel, die bekannte russische Adelsforscherin und Autorin Zoia Beliakova wird den Festvortrag halten.

Zweiter Höhepunkt des Festjahres wird am 8. August die Eröffnung einer Ausstellung sein, bei der bis 17. September im Pfarrheim St. Marien einzigartige Originale aus der Leuchtenberg-Ära zu sehen sein werden. Das musikalische Glanzlicht im Jubiläumsprogramm setzt dann der Domchor am 17. September beim Festgottesdienst mit der Aufführung der "Missa in honorem Ss Cordis Jesu", die Nikolaus Herzog von Leuchtenberg 1933 komponiert hat. Als besonderes Schmankerl können auch Rundflüge gebucht werden, die mit Erläuterungen markante Punkte des ehemaligen Fürstentums anfliegen und die Grenzen des damaligen Herrschaftsgebiets aus der Luft erkunden. Dazu bieten die Tourist-Information und der Freundeskreis Themenführungen mit den Titeln "Alte Wege neu entdeckt - der Cobenzlgarten und die Anlagen", "Liebesmärchen und Olympische Spiele", "Goldnuggets und Goldhasen", ". . . eine kleine, kleine Weltecke" und "Eisenschmelzer und Bierbrauer" an. Und schließlich gibt es eine Vortragsreihe auch mit auswärtigen Experten, die über die Themen "Napoleon und der Herzog von Leuchtenberg", "Hotel Beauharnais", "Modisch immer im Trend - die Leuchtenberg-Prinzessinnen" und "Die fürstlichen Jagdparks der Herzöge von Leuchtenberg" referieren werden.

Landrat Anton Knapp bot mit seinen Amtsräumen den passenden Rahmen für die Programmvorstellung - bekanntlich ist das heutige Landratsamt ehemalige Residenz, hier residierte seinerzeit die Fürstenfamilie, wenn sie nicht in ihrem Hauptsitz im Münchner Palais Leuchtenberg oder ihrer Sommerresidenz in Ismaning weilte. Zwar war diese Fürstenherrlichkeit bereits 1833 zu Ende, als Eugens Sohn August die wesentlichen Herrschaftsrechte an den Staat Bayern verkaufte, doch noch heute gibt es eine ganze Reihe von Spuren der Leuchtenberger in Stadt und Land. Und die sollen im Jubiläumsjahr mit speziellen Führungen und Vorträgen besonders beleuchtet werden. Oberbürgermeister Andreas Steppberger und der städtische Tourismuschef Lars Bender zeigten sich froh und dankbar darüber, dass der Freundeskreis der Leuchtenberger mit Josef Schönwetter als treibender Kraft das Jubiläumsprogramm initiiert hat, das touristisch vermarktet wird. Steppberger stellt sich da auch sehr gerne in die Tradition der Fürstenfamilie und zitiert Herzogin Auguste Amalie, die kurz nach der Errichtung des Fürstentums geschrieben hatte: "Eichstätt ist recht klein. Aber immerhin groß genug, um Gutes tun zu können. Und der Herzog hat keinen anderen Wunsch, als in der Folge diese kleine, kleine Weltecke so glücklich wie möglich zu machen." Steppberger meinte: "Da machen wir doch gerne mit!"

Die Stadt arbeitet bekanntlich auch daran, die sogenannten Anlagen rund um das Cobenzlschlösschen als "Kulturwald" mit entsprechendem Lehrpfad zu gestalten und dabei auch das Gedenken an die Leuchtenberger, die hier rund um das heute noch stehende Hirschparkhaus ihr bevorzugtes Jagdrevier hatten. Damals war auch Eugens Schwiegervater, der bayerische König Max I. Joseph, ein gern gesehener Jagdgast: "Mein Vater war mit Eugen auf der Jagd in der Fasanerie. Indessen zeigte ich der Königin das ganze Schloss. Sie schien sehr zufrieden und ist recht freundlich zu uns. Die Fürsten von Wrede und Oettingen sind zum Essen gekommen", schrieb Auguste Amalie im August 1820. Der Motor des Leuchtenberg-Freundeskreises, Josef Schönwetter, und der Heimatforscher Rudolf Hager haben noch zahlreiche Zitate, Episoden und Anekdoten aus der Regierungszeit der Herzöge von Leuchtenberg in Eichstätt mehr in petto, bis hin zum Abschied von Eugens Sohn August, der vor seiner Abreise nach Portugal 1834 versprochen hat, "ich werde Eichstätt und seine Armen nicht vergessen" - und tatsächlich die heute noch existierende Dom-Augusto-Stiftung mit dem dazugehörigen Haus am Domplatz initiiert hatte - in dem sich heute die Tourist-Information befindet. Dort liegen auch die Programmhefte aus.