Eichstätt
Auf den Spuren Auguste Amalias

Kostümführung mit Claudia Grund: Anekdoten aus dem Fürstentum der Leuchtenberger

21.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Foto: DK

Eichstätt (EK) Der Zeitgeist der Leuchtenberger war zum Greifen nah, als Auguste Amalia Ludovika, Fürstin von Eichstätt, alias Kunsthistorikerin Dr. Claudia Grund, am Samstagnachmittag durch "ihre" Residenz führte. Rund 50 Besucher ließen sich in die Zeit des jungen Königreichs Bayern sowie Napoleons entführen und lauschten den Anekdoten und Geschichten, die die Fürstin zum Besten gab.

So erfuhren die Zuhörer von der bildhübschen Erscheinung Augustes, weswegen Luise von Preußen sie einst als "schönste Frau Teutschlands" bezeichnet hatte. Aber nicht nur wegen ihrer Schönheit stellte Auguste eine "extrem gute Partie" dar, wie Grund erläuterte. Da sie die Tochter des bayerischen Herzogs Maximilian IV. war, wurde sie auf dem politischen Parkett als "Tauschobjekt" gehandelt: Kaiser Napoleon Bonaparte war bereit, ihren Vater zum Bayerischen König zu krönen. Dafür sollte Auguste im Gegenzug Napoleons Stiefsohn Eugène de Beauharnais, den Vizekönig von Italien, heiraten. Nachdem ihr Vater eingewilligt hatte, erhob Napoleon diesen zum König von Bayern. Von nun an trug er den Namen Max I. Joseph. Es ist überliefert, dass Auguste zunächst gegen eine Heirat mit Eugène war und deshalb in "lang andauernde Ohnmachten" fiel. Doch fügte sie sich schließlich ihrem Schicksal. Auguste habe sich selbst als Opfer für Bayern gesehen, so Grund, und als solches sei sie von den Bayern geliebt und verehrt worden.

Ihr künftiger Gatte Eugène de Beauharnais schien hingegen spontan von Auguste angetan gewesen zu sein. Bereits vor ihrem ersten Treffen soll er eine Tasse aus Nymphenburger Porzellan mit dem Antlitz Augustes geschickt bekommen und daraufhin gemeint haben: "Das Bild ist wunderschön. Ich werde alles geben, das Original glücklich zu machen." Quellen berichten, dass sich die Eheschließung aus Staatsräson trotz Augustes anfänglicher Vorbehalte zu einer glücklichen Liebesbeziehung entwickelte, aus der sieben Kinder hervorgingen.

Als Napoleon 1814 abdanken musste, zog die Familie angesichts der zunehmenden antifranzösischen Stimmung in Italien nach München an den bayerischen Königshof. Eugène stand nun das Fürstentum Dillingen oder Eichstätt zur Auswahl. Er habe sich insbesondere wegen der "wundervollen Jagdgründe" letztlich für Eichstätt entschieden, erklärte Grund. Als Auguste in Eichstätt ankam, seien ihr die Herzen zugeflogen: Die Schulkinder hätten die Fürstin in ihren besten Kleidern begrüßt und die Schwestern von St. Walburg sie herzlich willkommen geheißen. So richtig glücklich habe sich die bayerische Prinzessin in der Provinz aber nie gefühlt, war Eichstätt um diese Zeit doch ein elend gewordenes Städtchen. Nur sieben Wochen und fünf Tage sei sie in den sieben Jahren als Fürstin in Eichstätt gewesen. Die Residenz hingegen soll ihr schon gefallen haben: "Sie ist recht schön und sehr bequem", schrieb sie. Jedes Kind habe ein hübsch eingerichtetes Zimmer. Der ehemalige Hausherr Bischof Joseph von Stubenberg musste bei der Ankunft Augustes und ihrer Familie die Residenz verlassen, was sie schmerzlich an ihren Auszug aus dem Mailänder Palais erinnerte.

Während der Führung gewährte die Fürstin ihren Zuhörern auch den Zutritt in ihre zwei Speisezimmer. Auguste gestand, dass ihr beim Anblick des Großen Speisesaals das Herz blute, weil bis auf die Bildtapeten an den Wänden nichts vom Glanz des Raumes übrig geblieben sei, der heute als Großer Sitzungssaal genutzt werde. Die Tapeten hatte ihr Mann in Paris erworben und zeigen die Erzählung "Amor und Psyche" des lateinischen Autors Apuleius in einer zeitgenössischen Interpretation, welche die Vereinigung göttlicher und weltlicher Liebe darstellt. Das Kleine Speisezimmer liebe sie dagegen sehr, da es mit seinen pompejanisch anmutenden Wandverzierungen die Jahrhunderte unbeschadet überdauert hat.

Ihrem Mann Eugène de Beauharnais hatten die Eichstätter einiges zu verdanken: So startete er 1817 eine Initiative zur Geburtshilfe, was dringend notwendig war, da zu dieser Zeit nur 312 von 784 Kindern das erste Lebensjahr überlebten.

Außerdem kaufte er viele Eichstätter Immobilien wie das Kloster Rebdorf auf und ließ unter anderem den Hirschpark sowie zahlreiche Spazierwege auf dem Frauenberg anlegen. Den Hofgarten gestaltete der Fürst dem damaligen Geschmack entsprechend zu einem Englischen Garten um. Der heute in den Himmel ragende Mammutbaum wurde zu dieser Zeit gepflanzt und auf Eugènes Wunsch hin stellte man in der Parkanlage sogar kleine Schweizer Häuschen für seine Kinder zum Spielen auf.

Sobald die Kinder ins heiratsfähige Alter kamen, war es Augustes Lieblingsbeschäftigung, adäquate Ehepartner für diese zu suchen. Schließlich sollten die Hochzeiten sie und ihren Mann - und auch die Öffentlichkeit - von den politischen Niederlagen ablenken. Nachdem die Fürstin ihre Kinder erfolgreich mit Mitgliedern anderer europäischer Adelshäuser verheiraten konnte, starb Auguste Amalia Ludovika am 13. Mai 1851 mit 62 Jahren in München - 27 Jahre nach ihrem Mann Eugène de Beauharnais, der bereits 1824 an den Folgen zweier Schlaganfälle aus dem Leben geschieden war. Beide wurden in der Hofkirche St. Michael in München bestattet. Nach dem Tod des Sohnes Maximilian und damit dem Aussterben der männlichen Linie der Leuchtenberger im Jahr 1852 fiel das Fürstentum Eichstätt - wie anfangs vereinbart - wieder an Bayern zurück.