Eichstätt
Alltägliches und Kurioses der Fürstenzeit

Ausstellung von Objekten, Bildern und Präparaten der Leuchtenberger in der Residenz eröffnet

08.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Im Tapetenzimmer der Residenz: Carla Michel, Matthias Wiedmann, Manfred Dumann, Dr. Rainer Tredt, Herzog Nicolaus von Leuchtenberg, Rita Böhm und Josef Schönwetter (von links) gestern bei der Eröffnung der Leuchtenberg-Ausstellung. - Fotos: Ettle

Eichstätt (EK) Eine Bleistiftzeichnung von Herzog Maximilian Fürst von Eichstätt aus dem Jahr 1834 verrät Talent. Der Titel: "Des Wildschwein-Ebers Tod." Das Blatt ist neben einem selten schönen Malachit aus dem Ural und vielen weiteren Exponaten Teil der Ausstellung zum Leuchtenbergjahr 2017. Die Schau, zu der Stadtheimatpfleger Dr. Rainer Tredt und der Freundeskreis Leuchtenberg mit Josef Schönwetter an der Spitze rare Stücke aus der Zeit ab 1817 zusammengetragen haben, wurde gestern im Foyer und Tapetenzimmer des Landratsamtes eröffnet.

Als einen "wichtigen Teil der Geschichte Eichstätts und Bayerns" bezeichnete stellvertretende Landrätin Rita Böhm die Ära Leuchtenberg (1817 bis 1855) gestern zur Eröffnung. Ihr Dank galt vor allem Dr. Rainer Tredt, der die Ausstellung konzipiert hatte, und Josef Schönwetter vom Freundeskreis Leuchtenberg sowie allen Helfern. Das Ziel der Arbeit sei eine Vernetzung aller Orte in Bayern, die mit dem Haus Leuchtenberg in Verbindung standen, erklärte Schönwetter. Ferner gehe es darum, die Bevölkerung über das Wirken der Fürsten zu informieren. Herzlicher Beifall belohnte Emanuel Goldstein für seine Klavierstücke zwischen den Reden.

Als Nachfahre der Fürsten von Leuchtenberg kam Herzog Nicolaus zu Wort. Auch er freute sich über das Zustandekommen der Ausstellung und dankte allen, die mitwirkten. Ferner informierte er, dass am 7. September im Dom ein Gottesdienst zum Leuchtenbergjahr gefeiert wird. Die Leihgeber für die sehr interessante Schau nannte dann Rainer Tredt. Dazu gehörten unter anderem die Bayerische Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen, die Staatssammlungen, der Historische Verein Eichstätt, die Uni-Bibliothek Eichstätt, Privatpersonen und Herzog Nicolaus von Leuchtenberg. In seiner Beschreibung des Rundgangs verwies Tredt auch auf gezeigtes "Alltägliches und Kurioses".

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Paris eine Reisetruhe aus Ebenholz hergestellt. Das Raffinierte daran ist ein Geheimfach für Dokumente, das geschickt verborgen und dessen Zugang nicht zu erkennen ist.

Für Naturfreunde, insbesondere der Ornithologie, sind die doch recht zahlreich dargebotenen Vogelpräparate eine Augenweide. Da ist "der fliegende blaue Diamant" von der Altmühl, der Eisvogel also, ebenso dabei wie Objekte aus fernen Ländern, wie der leuchtend rote Ibis. Sie waren einst Zierde des berühmten Naturalienkabinetts in der Sommerresidenz im Hofgarten. Dort waren seinerzeit auch die Mineralien zu bewundern, die Rainer Tredt jetzt in Vitrinen präsentiert. Etwa ein großes Stück Malachit, ein Smaragd, Amethyste und freilich der Leuchtenbergit aus dem Ural, den die Wissenschaft nach Herzog Maximilian benannte. Geboten werden auch Münzen und Porzellan, Degen und Pokale.

Einen Blick in die Gemächer der fürstlichen Familie im Münchner Leuchtenberg-Palais gewährt ein Bild, welches das Sterbezimmer von Herzog Eugen zeigt, der am 21. Februar 1824 gestorben ist: das "Bettstattl", der Waschtisch, ein Ofen mit dem "E" für Eugen, ein Bild mit den farbigen Zeichnungen von fünf Leuchtenbergkindern und ein Gemälde der Fürstin im langen roten Kleid. Eine Reproduktion des Gemäldes wurde von Stockholm nach Eichstätt gebracht, wohin es die älteste Herzogstochter Josephine mitnahm, als sie 1844 schwedische Königin wurde.

Ein Glücksfall ist der Zeichner und Lithograph Dismas Bachmayr, der um 1820 zahlreiche Gebäude- und Landschaftszeichnungen schuf. Ausgestellt wird im Landratsamt das "Schloss", wie die fürstbischöfliche Residenz in der Leuchtenberger Zeit genannt wurde. Eine Idylle, die zum Verweilen und Schwärmen einlädt, ist das Gemälde mit Schloss Hirschberg und einem Rudel Rotwild davor. Dann gibt es die von vielen Gewehrkugeln durchlöcherten Schützenscheiben. Ein Porträt von Herzog Eugen, von 1817 bis 1824 Fürst von Eichstätt, lieh Rudolf Hager aus. Es war einst im Besitz des Hauses Thurn und Taxis (Regensburg), kam in die Hände von Förster Ludwig Bauer vom Hirschparkhaus, der es Hager überließ.

 

Die Ausstellung ist bis zum 17. September zu sehen. Die Öffnungszeit von Dienstag mit Freitag ist von 13.30 bis 17 Uhr. An Samstagen, Sonntagen und am Feiertag Mariä Himmelfahrt gibt es Führungen um 10.15, 11.00 und 11.45 Uhr sowie um 14.00, 14.45 und 15.30 Uhr. Während der Dauer der Ausstellung ist ein achtminütiger Leuchtenberg-Film zu sehen. Nach Eichstätt "wandert" die Ausstellung in das Leuchtenberg-Palais München, heute Finanzministerium.