Dollnstein
Beeindruckende Stimmen

Lauren Francis und Franz Garlik begeisterten Publikum im Spiegelsaal

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: DK

Dollnstein/Eichstätt (max) "Die Luft ist schwül und stickig im Spiegelsaal ..." Nein, gemeint ist nicht der Eichstätter Spiegelsaal, in den der Dollnsteiner AK Kultur sein Konzert wegen schlechter Wetterprognosen verlegte, sondern die Passage aus dem Musical "Elisabeth". Eigentlich hätte "Voice Passion", so der Titel des Konzerts mit den beiden Operetten- und Musicalsängern Lauren Francis und Franz Garlik, die derzeit in Breitenfurt in einer Ferienwohnung residieren, als Open Air an der Burgmauer in Dollnstein stattfinden sollen.

Doch als Alternativstandort hatte das Konzert mit dem schönsten Saal, "den ich in Deutschland kenne", einen würdigen Rahmen. Diese Hommage von Lauren Francis kam gut an beim Publikum, das einen brillanten Abend mit viel Emotionen und beeindruckenden Stimmen erleben durfte.

Die von Lauren Francis und Franz Garlik im Originalton gesungenen Arien und Duette wurden von großen Orchestern begleitet - per Einspielung über eine sehr gute Soundanlage. Scheinbar mühelos bewältigte die walisische Sopranistin, die an der Guildhall School of Music & Drama, am Royal College of Music in London und an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim studierte, die schwierigsten Diva-Partien aus großen Opern.

Bei der Sopran-Arie aus dem 2. Akt der Oper Tosca von Giacomo Puccini, "Vissi d'arte", versetzte sie das Publikum bereits bei ihrem ersten Auftritt in Entzücken, als sie ihren kraftvollen Sopran urplötzlich in ein schmerzvoll gespanntes Piano zurückführte und das anspruchsvolle Stück perfekt meisterte. Puccini und Verdi lieben Garlik und Francis, und so war es kein Wunder, dass Stücke aus Turandot ("Nessun dorma") , La Boheme ("O soave fanciulla") oder Rigoletto ("La donna è mobile") als Solostücke oder als Duette zu hören waren.

Wie Francis für das in der Oper hausende Phantom sang, wie sie sich als Elisabeth aufbäumte gegen allzu viel Etikette ("Ich gehör' nur mir") und vor allem, wie sie als Evita Peron ihr Volk anflehte, wie sie gleichsam mit dem Publikum kokettierte, war großartig und ergreifend.

Höchst dramatisch interpretierte Franz Garlik "Die Unstillbare Gier" aus dem "Tanz der Vampire" und bestach mit seiner klaren und mächtigen Musicalstimme. Er verkörperte auch den Bösewicht Dr. Jekyll mit "Dies ist die Stunde". All das war herzergreifend, amüsant, hochemotional - so wie gute Musical-Unterhaltung eben sein muss.

Zu den Höhepunkten zählten die Welthits aus der Feder des großen Musicalkomponisten Andrew Lloyd Webber, wie etwa das Paradeduett aus »Das Phantom der Oper«, dargeboten von Franz Garlik und Lauren Francis, die auch im wahren Leben ein Paar sind und im spärlich beleuchteten Spiegelsaal fantastisch als Phantom und Muse harmonierten.

Ein weiteres Glanzlicht des Abends war der Wettstreit der Geschlechter aus "Annie get your gun" von Irving Berlin. Dieses Duett sangen beide völlig gelöst und hatten selbst spürbar Spaß daran. Eine exklusive Vorpremiere für einen Auftritt nächste Woche in Kitzbühel durften die Besucher im Spiegelsaal mit "Nothing else matters" erleben. Die stählernen und rockigen Metallica-Klänge erhielten eine weiche und beruhigende Note.

Das Publikum bekam nicht genug von den Stimmen und der Ausdruckskraft des Paares und honorierte das Gastspiel mit stehenden Ovationen. Drei Zugaben waren zu hören, in denen Franz Garlik zur Trompete griff und das Kunstlied über die spanische Stadt "Granada" spielte. Außerdem begleitete er Lauren Francis beim Chanson "La vie en rose" von Edith Piaf. Der abschließende Höhepunkt war das Trinklied "Brindisi" aus der Oper "La Traviata" von Giuseppe Verdi.