Denkendorf
Rätsel ums Baumgarten-Marterl gelöst

1869 wurde im Altenberger Rechtlerholz ein junger Arnsberger umgebracht

24.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Das erneuerte Marterl im Altenberger Rechtlerholz erinnert an ein grausames Verbrechen im Jahr 1869, bei dem ein junger Arnsberger zu Tode gekommen war. - Foto: Wermuth

Denkendorf (wth) Anlässlich seiner Maiwanderung hatte der Agenda-Arbeitskreis Denkendorf zum Spaziergang vom Birktal zum Schloss Arnsberg geladen. 17 Erwachsene und etliche Kinder erlebten einen abwechslungsreichen Nachmittag.

Vor dem Abmarsch aber versammelte sich die Gruppe beim eigentlichen Ausgangspunkt und Anlass für diese Wanderung, beim so genannten "Baumgarten-Marterl" im Altenberger Rechtlerholz. Hier gab es vom Denkendorfer Max Böhm die spannende Geschichte zu hören, die hinter diesem Marterl steht und bis vor Kurzem hinter allerlei Legenden und Halbwahrheiten verborgen lag. Bekannt war, dass am Standort des Marterls im Jahr 1869 ein Sohn des Arnsberger Schlossbauern auf gewaltsame Weise ums Leben kam. Die Hintergründe der Tat aber lagen im Dunkeln.

In seinem Denkendorfer Marterl-Buch von 2007 konnte Max Böhm nur von drei überlieferten Versionen berichten, die den Hergang freilich ganz unterschiedlich erzählen. Als er nun im Herbst vorigen Jahres zusammen mit Konrad Schmidt aus Altenberg an die Renovierung des in die Jahre gekommenen Baumgarten-Marterls ging, unternahm er einen neuerlichen Anlauf zur Aufklärung des Rätsels. Und tatsächlich, im Zeitungsarchiv der Universitätsbibliothek Eichstätt wurde er fündig.

Die Eichstätter Zeitung vom 5. April 1869 berichtet vom Hergang der Bluttat an jenem 29. März, einem Ostermontag. Demnach waren drei Arnsberger Brüder schon tagsüber in Kipfenberg mit Bauernburschen aus Böhming in Streit geraten. Als zwei Böhminger am späten Abend schon auf dem Weg durch den Wald in Richtung Dunsdorf unterwegs waren, folgten ihnen die Arnsberger, mit Prügeln bewaffnet. Bei der Auseinandersetzung im nachtfinsteren Wald wurde offenbar ein Messer gezogen, und der 20-jährige Schlossbauernsohn Johannes Fink erhielt einen tödlichen Stich in die Herzgegend. Ob die Tat je aufgeklärt und ein Täter zur Rechenschaft gezogen wurde, ließ sich aus den historischen Zeitungen nicht mehr entnehmen.

Am Tatort aber wurde ein Marterl aufgestellt, von dem 150 Jahre später nur noch Reste übrig waren. Als Ersatz hatte im Jahr 1985 Forstmeister Reif eine schön gearbeitete Stele aus Eichenholz mit einem bemalten Blechschild aufstellen lassen, allerdings rund 30 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt auf staatlichem Grund. Im Herbst 2016 nahmen sich Max Böhm und Konrad Schmidt der Renovierung dieses mittlerweile ebenfalls arg in die Jahre gekommenen Marterls an. Es wurde gesäubert, mit einer schmiedeeisernen Halterung versehen, und das völlig verblichene Bild auf dem Blechschild wurde nach den noch erkennbaren Konturen von dem inzwischen verstorbenen Kunstmaler Hans Schuster neu bemalt. Das Schild zeigt einen goldenen Kelch mit Hostie. Die neue Infotafel wurde vom Denkendorfer Alfons Geyer gefertigt und gestiftet.

Bei der Maiwanderung wurde das renovierte Marterl quasi "eingeweiht". Es steht nun auch wieder am richtigen Ort, nachdem der zuständige Forstmeister Lorenz Erl der Versetzung an den historischen Standort zugestimmt hatte. Erl ließ zudem mitteilen, das Marterl werde mit seiner Neuaufstellung offiziell von der staatlichen Forstverwaltung Kipfenberg an die Besitzer des Altenberger Rechtlerwaldes übergeben, auf deren Grund es nun wieder steht.