Denkendorf
Für den Frieden

Heute wird nahe des Kriegsgräberstätte Rossoschka im ehemaligen Stalingrad eine Kapelle eingeweiht

06.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:20 Uhr

Arbeiter in Wolgograd legen letzte Hand an die Friedenskapelle an. Die Kapelle soll heute, Mittwoch, eröffnet und gesegnet werden. - Foto: Holtz

Denkendorf/Rossoschka (EK) Die Friedenskapelle Rossoschka nahe des großen Soldatenfriedhofs beim ehemaligen Stalingrad (heute Wolgograd) ist fertiggestellt. Am heutigen Mittwoch wird die Kapelle, ein Herzensanliegen des Denkendorfer Arztes Christian Holtz, offiziell eröffnet und gesegnet.

Bei teilweise über 40 Grad im Schatten hat das Team des Wolgograder Baukombinats die vielen Granitsteine zu einem Ensemble zusammengefügt, das am heutigen Mittwoch feierlich eröffnet und gesegnet wird: unter der Schirmherrschaft des russischen Außenministers Sergei Lavrov und seines deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier spricht der deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch sowie Vertreter des russischen Außenministeriums und des Wolgograder Gebietes. Den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vertritt Präsident Markus Meckel, das Ost-West-Wirschaftsforum Bayerns Staatsminister a. D. Eberhard Sinner.

Nach der kirchlichen Segnung, die auf deutscher Seite vom evangelischen Militärgeneraldekan Matthias Heimer sowie dem ehemaligen Militärbischof und Eichstätter Oberhirten Walter Mixa und Denkendorfs Ortspfarrer Konrad Weber durchgeführt wird, sprechen unter anderem Denkendorfs Bürgermeisterin Claudia Forster und Bundesminister a. D. Michael Glos Grußworte. Die Moderation hat Christian Holtz, der das Projekt seit Jahren vorantreibt. Ursprünglich war auch geplant, dass sowohl Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und sein Kollege Sergei Lavrov an der Eröffnung teilnehmen.

Zu der deutschen Delegation, die am Sonntag beziehungsweise Montag nach Wolgograd gereist ist, gehören auch acht Schülerinnen und zwei Schüler aus Denkendorf, die mit dem ehemaligen Schulleiter Denkendorfs, Willibald Schels, bereits am Freitag in Wolgograd eingetroffen sind. Sie besuchten die Schule Nummer 54, die wiederum mit der Moskauer Partnerschule Nummer 1240 verbunden ist.

Als Rektor der Denkendorfer Volksschule hatte Willibald Schels vor elf Jahren, am 5. September 2005, die Gründungsurkunde der Schulpartnerschaft zusammen mit Bürgermeister Josef Bienek und Direktorin Tatjana Shchipkova in der Moskauer Schule unterzeichnet. Die Gruppe wurde am vergangenen Freitag in der deutschen Botschaft in Moskau von Militärattaché General Reiner Schwalb begrüßt, der auch das Programm der Einweihung der Friedenskapelle mit der Leitung des Wolgograder Gebiets abgestimmt hat.

Die Friedenskapelle ist ein Projekt, das der Denkendorfer Arzt Christian Holtz seit Jahrzehnten verfolgt. Mit Erfolg. Bereits im Juni 2009 hatte eine Delegation des Denkendorfer Kriegervereins, der Blaskapelle und der Tegernseer Gebirgsschützen eine Feierstunde des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf dem Soldatenfriedhof Rossoschka gestaltet. Am 4. Juli 2010 wurde das Steinkreuz der Madonna von Stalingrad vor der Kirche in Denkendorf enthüllt. Der Grundstein für die deutsch-russische Friedenskapelle wurde am 7. September 2013 gelegt. Der erste Spatenstich erfolge am 6. September 2015, dem 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß. Strauß hatte bei seinem Besuch in Moskau Ende 1987 gegenüber Michael Gorbatschow die Schirmherrschaft über die im Oktober 1980 begonnene Städtepartnerschaft Denkendorfs mit dem Moskauer Stadtbezirk Krasnja Presnja übernommen. Aus diese Partnerschaft erwuchs dann auch der Besuch von Michael Gorbatschow am 26. Juli 1993 in Denkendorf. Damals wurde das Denkmal für die Partnerschaft in Denkendorf enthüllt: Es zeigt einen bayerischen Buben und ein russisches Mädchen im Tanz.

Erst am 7. Mai 2015 war der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Rossoschka und übernahm dort mit seinem russischen Kollegen die Schirmherrschaft über die Kapelle.