Denkendorf
Krüge und Gläser aus Schönbrunn

Leuchtenberg-Ausstellung im Denkendorfer Rathaus erinnert an einstige Glasfabrik

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr

Denkendorf (wth) Die Leuchtenberg-Ausstellung im Denkendorfer Rathaus ist in die Halbzeit gegangen. Sie ist nach Themen aufgebaut. Konrad Schießl, Mitinitiator der Ausstellung, und Heimatforscher Richard Kürzinger weisen in einem Beitrag insbesondere auf die übersichtliche Präsentationen zu den herzoglich leuchtenbergischen Wirtschaftsbetrieben in Schönbrunn hin: Land- und Forstwirtschaft, Brauerei mit Branntweinbrennerei, Mineralwasserversand, Ziegelei, Steinzeug- und Glasfabrikation, Säge- und Malzmühlen, wobei die Steinzeug- und Glasfabrikation eine Sonderstellung einnimmt.

Die Herstellung von Glaswaren hat eine lange Tradition im Altmühljura. Standorte wie Konstein, Solnhofen und Grösdof sind hinlänglich bekannt. Daneben gab es kleinere Glashütten wie eine in Schönbrunn. Die Grundstoffe für die Glasproduktion waren unmittelbar vorhanden. Das Vorkommen von Quarzsandgestein in der Umgebung sowie die eigene Herstellung von Pottasche in der Pottaschesiederei am Kälberstall (Köschinger Waldhaus) selbst regte die Errichtung einer eigenen Glasfabrik in Prunn (Schönbrunn) an. Die erforderlichen Fachkräfte wurden aus den benachbarten Ortschaften rekrutiert.

Sicher hat sich in den Haushaltungen umliegender Orte das eine oder andere Fabrikat der Prunner Glashütte erhalten, so Konrad Schießl und Richard Kürzinger. Und im Scherbenmaterial, das bei Baubeobachtungen, Feldbegehungen oder archäologischen Grabungen geborgen wird, ist Prunner Glas reichlich vertreten. Aber es trägt im Gegensatz zu den Tonflaschen keine Markierung, die auf den Hersteller schließen ließe. So können nur wenige Gläser und Scherben, die in Schönbrunn selbst gefunden werden, mit hinreichender Wahrscheinlichkeit auch als Produkte der Prunner Hütte angesprochen werden.

Geeignete Tonlagen finden sich in Altbayern äußerst selten. Die Ausbeutung der Tonvorkommen bei Winden und Bitz ließ deshalb rege Abnahme und gute Gewinne erwarten. Zur Herstellung holte man - die erforderlichen handwerklichen Kenntnisse und Erfahrungen standen im Land selbst nicht zur Verfügung - versierte Hafner aus dem Rheinland nach Prunn. Bei einer kleinen Grabung im Garten der Schönbrunner Familie Suttor konnten Scherben von Bierkrügen, Kannen, Töpfen, Schüsseln und Tellern geborgen werden. Sie zeigen ein weites Spektrum an Gebrauchsgeschirr an.

Prunn versorgte damit vor allem die vielen Brauereien und Wirtshäuser in der Region mit dem erforderlichen Schank- und Trinkzeug. Den Schwerpunkt der Produktion machten Wasserflaschen aus. Sie waren gegenüber mit einer Marke gekennzeichnet, die im Zentrum ein großes E zeigt, das von der Ortsangabe Schön-Brunn eingerahmt wird. In diesen Flaschen wurde Mineralwasser in die Welt hinausgeschickt, das aus dem herzoglichen Brunnen in Schönbrunn stammte und als Gütezeichen die Initiale des Herzogs Eugen selbst trug.