Denkendorf
Die Zandter Dorfchronik füllt sich mit Leben

Konrad Schießl hatte bei seinem zweiten Vortragsteil eine Reihe von interessanten Geschichten auf Lager

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Der "Butterballen". - Foto: Schießl

Denkendorf/Zandt (wth) Im zweiten Teil seines Vortrags im Vorgriff auf die geplante Herausgabe einer Chronik für Zandt (wir berichteten) ging Konrad Schießl auf Themen der jüngeren Geschichte ein. Zunächst wies er auf die Ausstellung "200 Jahre Herzöge von Leuchtenberg" vom 3. August bis 17. September 2017 im Denkendorfer Rathaus hin.

Am 16. August 1817 war es, dass Eugène de Beauharnais, Stief- und Adoptivsohn von Napoleon sowie Schwiegersohn von Bayerns König Max I. Joseph, die Orte Schönbrunn und Zandt für 82 250 Gulden von Clemens Graf von Leyden erworben hatte. Schießl informierte, dass bei der Ausstellung des Eichstätter Leuchtenberg-Freundeskreises Unterlagen und Vorgänge aus Leuchtenberg-Archiven mit Bezug zu Zandt und Schönbrunn gezeigt werden.

Zu sehen werden auch Gegenstände aus dem Schönbrunner Schloss und zeitgenössische Karten sein. Ältere Zandter erinnern sich noch an die Münzfunde im Jahr 1957. Beim Ausheben eines Baugrundes wurde ein irdener Topf gefunden, dessen Inhalt aus beschmutzten und verklebten Metallstückchen mit merkwürdigen Zeichen bestand. Man schickte eine Probe ins Amt nach Eichstätt, wo man feststellte, dass es sich um mittelalterliche "Pfennige" handele. Schnell waren die Zweifel beseitigt, so Konrad Schießl, dass es sich letztlich um 2900 Münzen aus dem 13./14. Jahrhundert handelte. Unter den Münzen, die im Museum für Ur- und Frühgeschichte auf der Willibaldsburg aufbewahrt werden, befanden sich kurioserweise auch drei Fälschungen. Der Fund bestand aus Silber mit wechselndem Gewicht und Feingehalt. Die Münzen stammen aus dem gesamten bayerischen Raum und darüber hinaus.

In seinem trotz schwieriger Themen kurzweiligen Vortrag gab Schießl, der versuchen will, die Chronik bis Ende des Jahres fertig zu haben, auch einige durchaus lustige Vorkommnisse zum Besten. So sei im Oktober 1915 in Zandt das Gemeindesiegel entwendet worden. Es war damals beim stellvertretenden Bürgermeister Konrad Waltl in Verwahrung. Der Verdacht fiel sofort auf zwei Fremde, die im Gasthaus Waltl übernachtet hatten. Laut Polizeiprotokoll habe Waltl das Siegel gut verschlossen in einem Glasschrank im Gastzimmer aufbewahrt. Und laut Aussagen seiner Kinder haben sich keine weiteren Personen in diesem aufgehalten, außer zwei aus Dörndorf und Zandt, die aber "über jeden Zweifele erhaben waren". Die Täter konnten nicht ermittelt werden, so dass Waltl das Bezirksamt um eine Ersatzbeschaffung bat.

Konrad Schießl berichtete auch über einen Versuch des Bezirksamtes Eichstätt aus dem Jahr 1869 eine "gemeinsame Bürgermeisterei" der selbstständigen Gemeinden Denkendorf, Zandt und Schönbrunn zu erreichen. Am 8. Mai berieten sich damals die drei Gemeindeverwaltungen mit dem Ergebnis, dieses Ansinnen abzulehnen. Zandt begründete das folgendermaßen: "Die Gemeindeverwaltung Zandt glaubt nicht, dass mit einem gemeinsamen Bürgermeister, Schreiber, Einnehmer und Diener viel gewonnen werde und dass dieses dann gemeinschaftliche Personal außerordentliche Kosten den Gemeinden machen würde."

Die Gemeinde Zandt hatte damals wegen eines Schulhausbaues viele Schulden, wie auch die Grundbesitzer "meist große Hypothekenschulden" hätten und zwei Drittel der übrigen Bevölkerung von ihrer Hände Arbeit lebe. Auch Denkendorf und Schönbrunn lehnten die "Verwaltungsreform" ab.

27 Zandter und 3 Schönbrunner entschlossen sich, im Jahr 1958 eine Gemeinschafts-Tiefkühlanlage zu errichten. Konrad Schießl berichtete, dass in dem Gebäude 64 abschließbare Tiefkühltruhen vornehmlich bei Hausschlachtungen verwendet wurden. Laut Versicherungsurkunde betrugen die Baukosten 28 800 D-Mark. Die Genossenschaft nutzte die Anlage bis etwa 1978/79, da wurde das Gebäude abgerissen.

Schließlich informierte der Referent darüber, dass die Aktion, früher übliche Hausnamen wieder an den Häusern anzubringen, nun abgeschlossen ist. 29 Hauseigentümer haben sich an der Aktion beteiligt und erhalten farbig gefasste Taferl, die demnächst bei Konrad Schießl abzuholen sind.