Eichstätt
Das Erinnern bewahren

Jüdische Porträts: Lithografien von Hermann Struck im Jurahausmuseum

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Aus dem Privatbesitz von Erich Naab stammen die Lithografien mit Porträts jüdischer Menschen des Künstlers Hermann Struck (1876 - 1944), die im Museum "Das Jurahaus" ausgestellt sind. Bei der Eröffnung der Ausstellung gab es jüdische Klezmermusik. −Foto: Redl/Heiler

Eichstätt (EK) Die kleinformatigen Lithografien berühren. Sie zeigen jüdische Menschen in ihrer ganzen Schlichtheit. Gefertigt hat sie der Berliner Künstler Hermann Struck während des Ersten Weltkriegs. Wie viele von den Porträtierten den folgenden Holocaust überlebt haben, ist ungewiss.

Die Ausstellung, die seit Freitagabend im Museum "Das Jurahaus" gezeigt wird, ist eine Mahnung an die Zeit vor, während und nach dem Nationalsozialismus. Die Erinnerung bewahren, sei auch ein Motiv, warum er diese Schau jetzt möglich gemacht habe, sagte Professor Erich Naab bei der Eröffnung.

Aus seinem Privatbesitz stammen die Werke des Anfang des 20. Jahrhunderts international bekannten Künstlers Hermann Struck. Die Ausstellung wurde zusammen mit dem "Gesprächskreis Christentum - Judentum" der Katholischen Erwachsenenbildung im Landkreis Eichstätt (KEB) und dem Jurahausverein ermöglicht. Naab wie auch KEB-Geschäftsführer Bernhard Michl erinnerten an die Reichspogromnacht am 9. November 1938, an der alle Dämme in Deutschland gebrochen seien. Die Schau sei deswegen zeitlich so angesetzt, dass sie noch über den 9. November hinaus zu sehen ist.


Bei den Lithografien handelt es sich um äußerst fragile Blätter mit den Porträts ostjüdischer Menschen. Sie zeigen, dass es sich bei den von den Nationasozialisten Verfolgten, Gequälten, Gefolterten und Getöteten nicht um "eine Masse", um "Nummern", sondern um "Einzelpersonen mit Würde, mit Lied, Freude, Trauer" gehandelt habe. Umrahmt wurde die Eröffnung, die im Jesuitenrefektorium des Priesterseminars stattgefunden hatte, von Klezmermusik und einer Lesung von Almut Weyergraf.

HERMANN STRUCK

Hermann Struck, geboren 1876 in Berlin, erhielt seine Ausbildung an der Berliner Kunstakademie. Er war er ein angesehener Zeichner, Lithograf und Radierer in der Berliner Gesellschaft in den Zeiten um die Jahrhundertwende. Sein Name findet sich bereits 1906 im Mitgliederverzeichnis des Deutschen Künstlerbundes. In seinem Atelier trafen sich viele Künstler, Journalisten, Musiker, Wissenschaftler und Rabbiner. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Referent für Jüdische Angelegenheiten beim Oberkommando Ost der deutschen Armee in Polen, Litauen, Lettland und Weißrussland.

Der orthodoxe Jude emigrierte 1923 nach Palästina, wurde Mitglied der Bezalel Akademie für Kunst und Design in Jerusalem und half bei der Gründung des Tel Aviv Museum of Art. Sein Einsatz für die Kunst in Israel, die auch den Aufbau einer Künstlerkolonie in Haifa umfasste, brachte ihm breite Verehrung als "die künstlerische Seele Israels" ein. Hermann Struck starb 1944 in Haifa. | EK