Eichstätt/Kösching
Tarifverhandlungen: Kliniken und Kreisjugendring bestreikt

Krankenhaus-Mitarbeiter aus Eichstätt und Kösching auf dem Weg zur Demo in Nürnberg - OP-Saal stillgelegt

11.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:53 Uhr
Gut 50 Mitarbeiter der Kliniken Eichstätt und Kösching sind am Mittwochfrüh nach Nürnberg aufgebrochen: Sie bestreikten die Krankenhäuser und machten bereits kurz vor der Abfahrt lautstark ihrem Unmut vor der Klinik Eichstätt Luft. −Foto: Paul Schneider

Eichstätt/Kösching (EK) Die Gewerkschaften erhöhen den Druck: Vor der nächsten Tarifrunde, die am Wochenende stattfinden soll, gehen die Angestellten im Öffentlichen Dienst auf die Straße. Auch die Mitarbeiter der Kliniken Eichstätt und Kösching haben sich für den Protest formiert. Sie sind am Mittwochfrüh zur zentralen Demo nach Nürnberg aufgebrochen.

"Wir erwarten jetzt ein Angebot", sagte Sieglinde Steib vom Betriebsrat der Kliniken im Naturpark Altmühltal kurz vor der Abfahrt um 7.30 Uhr. Gerade die unteren Einkommensgruppen bräuchten eine "spürbare Anhebung". Betriebsratsvorsitzender Werner Glossner ergänzte: "Die Lohnschere geht immer weiter auseinander."

Vom Streik selbst soll der Klinik-Alltag möglichst nicht beeinträchtig sein, hieß es. Man habe keine Notdienstvereinbarung gebraucht, die einzelnen Abteilungen seien nicht so reduziert, dass sie nicht arbeitsfähig seien. Klinik-Geschäftsführer Lorenz Meier bestätigte das. "Es wurde alles gut vorbereitet." Akute Notfälle seien sowieso nicht betroffen, lediglich in Kösching habe man einen der vier Operationssäle schließen müssen.

Das könnte sich aber durchaus ändern: Wenn am Wochenende kein akzeptierbares Angebot vorliege, könne es zu weiteren Warnstreiks kommen, sagte Steib. "Dann ziehen wir die Daumenschrauben enger", so Glossner.

Maria Kuhn, die in der Inneren Pflege arbeitet, trug sich in die Streikliste ein und meinte: "Ich fahre heute lieber zum Streik, als in die Arbeit zu gehen." Es sei eine Grenze erreicht, "jetzt muss geliefert werden". Ihre Kollegin Andrea Schneidt fordert: "Die Pflege muss als Gruppe gesellschaftlich anerkannt werden." Das müsse auch seinen Widerhall in der Bezahlung finden. Sie würde beispielsweise gerne Überstunden machen, "wenn ich diese dann auf dem Rentenkonto parken kann". Mit insgesamt fast 50 Mitarbeitern von beiden Standorten ging es dann zur großen Protestkundgebung nach Nürnberg. Dort spricht um 11 Uhr der stellvertretende Landesbezirksleiter von Verdi und Tarifkoordinator im Öffentlichen Dienst, Norbert Flach am Kornmarkt.

Auch der Kreisjugendring Eichstätt, der seinen Dienstsitz in Schernfeld hat, schloss sich dem Streik an: "Wir unterstützen die Forderungen der Gewerkschaften, insbesondere der GEW", teilte Personalratsvorsitzender Klaus Bittlmayer mit.

Die Tarifverhandlungen hatten am 26. Februar begonnen. Seitdem haben die Gewerkschaften ihre Forderungen immer wieder mit Warnstreiks untermauert. Am Dienstag hatten Warnstreiks Teile des Flugverkehrs zum Erliegen gebracht und den Alltag vieler Menschen behindert. Flughäfen sollen aber nun vorerst nicht mehr bestreikt werden. Am Mittwoch traten die Mitarbeiter in Kindertagesstätten und Kliniken in den Ausstand - auch in der Region 10. Die Gewerkschaft fordert im Tarifstreit unter anderem sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat sowie unbefristete Übernahmen von Auszubildenden.

Marco Schneider