Eichstätt
Ungeliebte Nachbarschaft

Stadt plant eifrig am Gewerbegebiet auf der Lüften – und der Landwirt an einem Schweinestall daneben

26.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr
Auf der Fläche unterhalb der Kreisstraße (Mitte) plant die Stadt Eichstätt das Gewerbegebiet Lüften-West auf 4,1 Hektar. In interkommunaler Zusammenarbeit wird parallel dazu das Preither Gewerbegebiet (oberhalb der Kreisstraße) um zwölf Hektar erweitert. In diesem Bereich hält die Stadt Eichstätt weitere 1,8 Hektar vor. Der Eigentümer des Weilers Lüften (rechts im Bild) befürchtet eine „Umzingelung“ und damit eine Einschränkung seines landwirtschaftlichen Betriebs. Nun hat er Pläne für einen Mastschweinestall für 720 Tiere samt Güllegrube auf seinem Grundstück eingereicht. −Foto: Archivfoto: Hager/Hoedt

Eichstätt (EK) Die Planungen für das neue Eichstätter Gewerbegebiet Lüften-West gehen munter voran. Allerdings wurde jetzt bekannt, dass der benachbarte Landwirt auch so seine Pläne verfolgt. Er möchte gerne einen Mastschweinestall bauen – der entsprechende Antrag liegt bereits vor.


Dieser Umstand hat den Eichstätter Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung durchaus ein wenig aufgeschreckt, als das Thema im Rahmen der Behandlung der Planungsfortschritte von Lüften-West  – allerdings eher am Rande – zur Sprache kam. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, gab Stadtbaumeister Manfred Janner die Devise aus. Hintergrund ist nämlich, dass der Aufstellungsbeschluss für das Gewerbegebiet Lüften-West bereits im März 2016 gefasst worden ist. Der Antrag auf den Bau des Schweinestalls liegt allerdings erst seit Ende Mai dieses Jahres vor. Der Landwirt müsse „sich nach uns richten und auf die öffentlich-rechtlichen Belange Rücksicht nehmen“, bekräftigte Janner. Außerdem wehe der Wind in unserer Gegend meistens aus Westen – in diesem Fall also nicht in Richtung Gewerbegebiet.

Eine Nachfrage unserer Zeitung bei Oberbürgermeister Andreas Steppberger ergab, dass es sich bei diesem Projekt um einen Mastschweinestall für 720 Tiere samt Güllegrube handelt. Der Vorgang sei derzeit beim Landratsamt zur Prüfung. Steppberger sieht die Angelegenheit relativ entspannt: „Wir waren zuerst da.“ Mit einer möglichen Gefährdung der Gewerbegebietspläne rechnen auch die Fraktionschefs Elisabeth Gabler-Hofrichter (CSU) und Stefan Schieren (SPD) nicht, wie sie auf Anfrage kundtaten.

Lüften-Landwirt Willi Geyer hatte schon von Anfang an Bedenken gegen das geplante Gewerbegebiet in seiner unmittelbaren Nachbarschaft angemeldet: Er befürchtet negative Auswirkungen auf die dortige Pferdehaltung und seinen landwirtschaftlichen Betrieb allgemein. Sind die Schweinestallpläne also eher ein Querschuss? „Ja selbstverständlich beißt sich das“, räumt Geyer auf Anfrage unserer Zeitung freimütig ein. Geplant ist vorläufig ein 50 Meter langer Stall mit Freilauf – später aufs Doppelte erweiterbar. Das Vorhaben sei bereits auf die Hofnachfolge ausgerichtet: „Es muss ja weitergehen.“ Geyer wollte bekanntlich vor einiger Zeit ein Windrad errichten, was allerdings wegen der 10-H-Regelung gescheitert ist: „Jetzt investieren wir halt in Schweinemast.“

Aus seiner tiefen Abneigung gegen Lüften-West macht Willi Geyer keinen Hehl: Sein Weiler werde „umzingelt“, befürchtet er. Er habe bereits einen Anwalt beauftragt, um juristisch gegen die Ausweisung des Gewerbegebiets vorzugehen. In einem entsprechenden Schreiben an die Stadt heißt es, dass durch die heranrückende Bebauung die notwendige Zufahrt genommen werde und durch die Versiegelung dringend benötigte Versickerungsflächen verschwinden würden. Nicht zuletzt sei Geyers Betrieb durch den zu erwartenden Konflikt mit der nicht landwirtschaftlichen Bebauung in seiner Existenz gefährdet. Wenn überhaupt, dann hätte Willi Geyer das Gewerbegebiet lieber auf der Fläche Richtung Wimpasing gesehen. Aber dies hat die Stadt wegen der schwierigen Topographie dort auf die lange Bank geschoben.

Was die Realisierung seines Schweinestalls angeht, ist der Lüften-Landwirt guten Mutes: Das Landwirtschaftsamt habe schon „grünes Licht gegeben, ich kann die Auflagen erfüllen“.