Eichstätt
Walburga wacht wieder über die Stadt

Die Bistumspatronin kehrt auf den Turm ihrer Grabeskirche zurück

25.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr
Äbtissin Franziska Kloos , OB Andreas Steppberger und Zweite Bürgermeisterin Claudia Grund schauten sich die heilige Walburga aus nächster Nähe auf dem Turm an - genauso wie am Nachmittag die Nonnen des Konvents. Viele Eichstätter zückten zuvor im Schulhof noch einmal ihre Kameras. −Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Erst vor vier Wochen kehrte der heilige Willibald auf die Westfassade des Doms zurück. Seit Mittwoch wacht nun auch seine Schwester Walburga wieder über der Stadt: Die Statue wurde auf den Turm der Klosterkirche gebracht. "Ein Freudentag ist das heute", rief Mutter Franziska, "ein Jahrhundertereignis."

Die Statue der Heilige war vor der Gruftkapelle, wo seit über 1000 Jahren die Gebeine der heiligen Walburga ruhen, aufgestellt worden - frisch renoviert und neu vergoldet. Viele Eichstätter wollten sich den Moment nicht entgehen lassen, die Figur nach ihrer Restaurierung noch einmal aus nächster Nähe zu sehen.

Das war im Zuge der Turmsanierung geschehen, die seit Mai vergangenen Jahres läuft und für die der Freistaat rund 800000 Euro aufwendet. 61 500 Euro zahlt die Kirchenstiftung dazu, die zu einer großen Spendenaktion aufgerufen hatte, bei der bislang insgesamt rund 45000 Euro zusammenkamen. Und da waren wohl unter den mehreren Dutzend Eichstättern auch etliche, die im Vorfeld ihren Geldbeutel für die Sanierung der Bistumsheiligen gezückt hatten. Dafür dankten Dompfarrer Josef Blomenhofer, der der Figur den Segen erteilte, und Äbtissin Franziska Kloos gleichermaßen.
 

Für Äbtissin und Konvent war dieser Mittwoch sichtlich ein Feiertag: Fast alle der aktuell 29 Nonnen hatten sich im Pausenhof versammelt und unter die Schüler der Grundschule gemischt. Die stimmten unter anderem ein Lied an, in dem sie auf die Besonderheit ihrer Schule aufmerksam machten: die direkte Nachbarschaft zur heiligen Walburga. Mitten in der Menge, die zu der kleinen kirchlichen Feier am Vormittag gekommen war, stand ein sichtlich bewegter Karl Gerstner. Der frühere Kirchenmaler hatte die Figur der Heiligen als 22-Jähriger 1963 vergolden dürfen. Den Akt am Mittwoch wollte er sich nicht entgehen lassen. "Schön ist sie geworden", sagte er. Sein Nachfolger Gerhard Hammerschmid hatte sie, nachdem die Regensburger Firma Haber und Brandner mit der Metallrestaurierung fertig war, in wochenlanger Arbeit vergoldet.

Mit dem Aufzug ging es dann für die Walburgastatue, die unter Hofbaumeister Johann Benedikt Ettl 1746 auf den Turm gekommen war, wieder nach oben. Zu diesem "Jahrhundertereignis" läuteten die Glocken der Klosterkirche, bis die Figur auf dem sogenannten Kaiserstiel auf der frisch verblechten Zwiebel ihren Platz einnahm. Und nicht nur die Schulkinder begleiteten die Bistumspatronin, die in in einer Augsburger Goldschmiedewerkstatt nach Plänen des Eichstätter Hofbildhauers Matthias Seybold gefertigt wurde, nach oben: Von einer Terrasse des Klostergartens aus jubelten die Kinder aus dem Abtei-Kindergarten "ihrer" Patronin zu. Und so strahlte sie gegen Mittag wieder gut 50 Meter über dem Erdboden, erhob zum ersten Mal nach fast einem Jahr segnend die Hand über die "Gassen und Straßen, schaut auf die Bürger, auf die Stadt und auf das ganze Bayernland", wie die Äbtissin des Konvents, Mutter Franziska Kloos, sagte, der man die Freude über die Rückkehr "ihrer" Heiligen mit dem Ölfläschchen in der Hand ansah.

Am Grab der Schwester des Bistumsgründers Willibald fließt bekanntlich seit Hunderten von Jahren das "Walburgisöl": Diese Flüssigkeit sondert sich jedes Jahr zwischen Herbst und Frühling ab, der "Ölfluss" hat vor wenigen Wochen eingesetzt, sogar früher als üblich. "Dass das berühmte Walburgisöl fließt, berührt auch mich als rational denkende Baufrau und Technikerin", sagte Barbara Thiel-Lintner vom Staatlichen Bauamt in Ingolstadt, das die Sanierung maßgeblich koordiniert hat. Man freue sich, dass die Figur der heiligen Walburga nach ihrer "gelungenen Schönheitskur" wieder auf den Turm komme, sagte Thiel-Lintner und fügte an, "dass die Schutzwirkung einer so starken Frau sich dabei nicht auf die Stadt Eichstätt beschränkt, sondern wir vielleicht auch in Ingolstadt von ihrem wohltuenden Wirken profitieren".

Urkunde

Im Hohlkörper der Statue wurde eine zugelötete Kupferkartusche hinterlegt, in der sich nicht nur die Urkunden befinden, die bei der Abnahme der Heiligen im November vergangenen Jahres dort gefunden wurden. Es wurden weitere Zeitzeugnisse hinzugefügt: zwei Sätze aktueller Euromünzen, die Ausgabe des EICHSTÄTTER KURIER von Mittwoch, ein Fläschchen Walburgisöl, eine Kirchenzeitung sowie eine Dokumentation über die Bauarbeiten und eine Urkunde. Sie hat (auszugsweise) folgenden Wortlaut: „Heute, am Mittwoch, den 25. Oktober 2017, einen Monat nachdem gemäß dem Bericht der Äbtissin von St. Walburg der Ölfluss am Grab der Heiligen eingesetzt hat, wird die Figur der Heiligen Walburga nach der Turmsanierungsmaßnahme wieder auf den Kaiserstiel der Abtei- und Wallfahrtskirche St. Walburg in Eichstätt aufgehoben. Domkapitular Josef Blomenhofer hat die Figur (...) gesegnet. Die Schulkinder der Grundschule St. Walburg haben Lieder gesungen, die Feier wurde von der Blaskapelle „Eichiner Buam“ musikalisch umrahmt. (...) Zum Zeitpunkt dieses Ereignisses ist (...) Mutter Franziska Salesia Kloos OSB Äbtissin des Klosters St. Walburg. Im Kloster beten und arbeiten 29 Schwestern nach der Regel des Heiligen Benedikt. (...) Die Baumaßnahme umfasst die statische Sanierung des Dachstuhls im Bereich des Kirchturmes, die Neuverblechung des Turmhelmes, die Sanierung der Fassadenflächen und Ziffernblätter, Natursteinarbeiten an der Fassade sowie die Restaurierung der Hl. Walburga. (...) Mögen die Arbeiten eine glückliche und unfallfreie Vollendung finden.“EK.