Eichstätt
Rauchsäulen in Sicht?

Hohe Waldbrandgefahr: Die Luftbeobachter über Eichstätt sind wieder im Einsatz

24.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
  −Foto: Fotos: Kleinhans

Eichstätt (EK) Der Frühsommer hat am Wochenende mit aller Kraft Einzug gehalten. Bei bester Fernsicht und guter Thermik wunderte sich am Wochenende auch niemand über die zahlreichen Flugzeuge am Himmel über Bayern. Eines davon war aber mit besonderer Mission unterwegs: Die Remorqueur DR 400 mit der Kennung "D-EKVL", gesteuert von Pilot Arno Jägle, ging mit Florian Vollnhals als amtlichem Luftbeobachter an Bord auf Tour.

Ihr Auftrag: Waldbrände an heißen Tagen aus der Luft erkennen. Seit Freitag ist die höchste Gefahrenstufe festgestellt, die Beobachtungsflüge angeordnet worden. Bei einer der ersten Touren am Himmel gibt es zwar keinen Brand zu entdecken. Dafür mussten die Beobachter mit dem Motor der Maschine kämpfen.

So schön das Frühjahr und seine Wärme sind, sie bergen auch ein gewisses Risiko. "Nach längeren Trockenperioden steigt die Gefahr von Waldbränden", erklärt Vollnhals. Dass das Ganze schon recht zeitig Mitte April so ist, sei nicht außergewöhnlich, sagt Vollnhals. "Generell ist sogar oftmals im März die Waldbrandgefahr schon sehr hoch, wenn das alte Laub und Reisig vom Vorjahr die Böden bedeckt, da es sich hierbei um sehr leicht entzündliches Material handelt. "

Bevor das Motorflugzeug vom ältesten Luftbeobachtungsstützpunkt der Flugbereitschaft Oberbayern, dem Eichstätter Flugplatz, an diesem Nachmittag starten kann, trifft der erfahrene Pilot Jägle gemeinsam mit Vollnhals letzte Vorbereitungen. Es wird getankt, Vollnhals, hauptberuflich beim Landratsamt als IT-Spezialist tätig, macht den Funk startklar. "Ich bin neben meinem Beruf bei der Feuerwehr aktiv und habe dort neben der regulären Ausbildung an der Feuerwehrschule einen Lehrgang zum Luftbeobachten absolviert", sagt er.

Die orange Cessna rollt auf die Startbahn - muss aber zurück. Motorprobleme. Es geht zum Hangar, ein anderes Flugzeug wird startklar gemacht. "Wahrscheinlich hätte ich schon fliegen können", meint der Pilot, "doch ein Risiko gehe ich da auf keinen Fall ein. " Jägle übt die Aufgabe, wie auch seine Kollegen im Team, ehrenamtlich aus, der Fliegerclub bekommt die Flugstunde aber bezahlt. "Meistens übernehmen diese Aufgabe Rentner", erzählt Jägle lachend, "die haben auch am Nachmittag Zeit, so einen zweistündigen Flug zu absolvieren. " Die Regierung von Oberbayern, die die Flüge anordnet, kann nämlich keine Rücksicht auf die Arbeitszeit nehmen. Doch auch Erfahrung spielt bei der Einteilung eine Rolle: Um solche Flüge zu absolvieren, muss ein Pilot mindestens 200 Flugstunden vorweisen können.

Mit halbstündiger Verspätung hebt das Flugzeug dann aber ab und macht sich auf die Suche nach verdächtigen Rauchsäulen. In einer Flughöhe zwischen 700 und 1000 Metern über Grund gleitet das 180 PS starke Flugzeug von Eichstätt in Richtung Raitenbucher Forst. "Das Hauptaugenmerk unserer Route liegt vorwiegend auf großen Waldgebieten", erläutert der Luftbeobachter. Hier sei ein Brand von außerhalb kaum zu erkennen. Wie groß die Waldfläche ist, wird wirklich erst aus der Luft deutlich. Die Route führt in Schleifen fast bis nach Weißenburg, dann dreht Jägle in Richtung Rhein-Main-Donau-Kanal ab und folgt dem Kurs in östliche Richtung nach Altmannstein. Vom Köschinger Forst und dem nördlichen Ingolstadt führt der Weg weiter in den Raum Neuburg und Burgheim. Mit monoton wummerndem Motor und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 200 Kilometern pro Stunde geht der Flug am Rande der Donau entlang über Wellheim zurück nach Eichstätt.

Ein wichtiges Indiz für Waldbrände ist aufsteigender Rauch, den sich die Flugzeugbesatzung immer genauer anschaut und an Ort und Stelle per Funk an die Leitstelle meldet. "Oftmals handelt es sich um kontrollierte Feuer, die beobachtet sind. " Da ist kein Eingreifen nötig. Doch im Ernstfall wird aus der Luft die Rettungsleitstelle alarmiert. "Wir leiten dann vom Flugzeug aus die Rettungsfahrzeuge zum Brandort. " Augen für das schöne Panorama im Landkreis haben die beiden Männer so nicht wirklich. Sie schauen mal links, mal rechts aus dem Cockpit und prüfen die Waldstücke.

"Mit dem Flugzeug ist es relativ einfach, das große Gebiet zu überwachen", sagt Vollnhals. Die präventiven Flüge lohnten sich, meinte er: "Wenn bei 20 Flügen nur ein Feuer entdeckt wird, dann hat sich das Ganze schon rentiert. " Laut Aussage des Landratsamtes liegen die Kosten pro Stunde zwischen 100 und 200 Euro. Würden diese Flüge allesamt von Polizeihubschraubern abgeleistet werden, würde dies deutlich teurer werden, heißt es.

Deswegen werden die Luftbeobachter auch bisweilen nach Hochwassern oder Stürmen angefordert, um Schäden zu dokumentieren. Am Sonntag mussten Jägle und Vollnhals noch nach einer vermissten Person suchen: Wie ausführlich berichtet, war ein 42-Jähriger aus Stammham vermisst. Im Gebiet des Köschinger Forsts unterstützten die beiden die Suche am Boden. Noch im Landeanflug kam aber die gute Nachricht: Der Mann war gefunden.

Nach knapp zwei Stunden setzt Pilot Arno Jägle wieder auf dem Flugplatz auf. Einen Brand konnten sie nicht entdecken. "Dass wir heute nichts entdeckt haben, macht uns nicht traurig", sagt Vollnhals. Aber: "Genau das ist ja auch unser Ziel. " Wann es mit den Beobachtungsflügen nach einigen Regenfällen in den letzten Tagen weitergeht, ist noch nicht klar: Das werde nach Wetterlage entschieden. Dieser Tage dürften die Luftbeobachter aber erst einmal wieder eine Pause erhalten.

Kerstin Kleinhans