Eichstätt
Doppelter Neubeginn

Nach Nachricht von Sieghart Schneiders Abschied: Evangelische Gemeinde sucht nach Lösungen für Übergangszeit

24.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Teil eins des Neuanfangs an der Erlöserkirche markiert der Kran im Hintergrund: die Bauarbeiten für das neue evangelische Gemeindezentrum sollen im Frühjahr 2018 abgeschlossen sein. −Foto: Poese

Eichstätt (EK) In der evangelischen Gemeinde in Eichstätt und Umgebung steht eine Phase des Neubeginns an.

Zum einen wird das Provisorium ohne Gemeindehaus wohl im Frühjahr 2018 ein Ende haben, wenn das neue Gebäude am Leonrodplatz bezugsfertig ist. Zum anderen hinterlässt der Wechsel von Pfarrer Sieghart Schneider nach Manching (wir berichteten) eine vakante Pfarrstelle. Hier erwartet Dekan Wolfgang Popp eine Neubesetzung im Frühsommer 2018.

 

Im Gottesdienst am 2. Juli hat Pfarrer Sieghart Schneider seiner Gemeinde mitgeteilt, dass er zum 1. November geht, nach sieben Jahren in Eichstätt. „Ich war sehr überrascht von der Nachricht“, sagt Gerd-Otto Eckstein, einer von zwei Vertrauensleuten des Kirchenvorstands, im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch seiner Kollegin Ursula Wawra geht es so. „Wir hätten schon sehr gerne zusammen mit Pfarrer Schneider diesen Bau zu Ende gebracht.“ Dass er so kurz vor dem Abschluss des Projekts die Stelle wechselt, findet Wawra „sehr schade“. Die Zusammenarbeit mit Schneider sei gut gewesen, da sind sich die beiden Vertrauensleute einig. „Wir haben immer gute und gangbare Wege gefunden, wenn es mal unterschiedliche Meinungen gab“, meint Wawra.

„Eine Gemeinde kann gut durch eine Vakanz kommen.“

Pfarrerin Edina Negele

 

Auch Schneiders Kollegin, Pfarrerin Edina Negele, bedauert es, dass der Pfarrer geht, „weil wir menschlich und dienstlich gut miteinander zurechtkamen“. Seit der Nachricht vor gut drei Wochen arbeitet sie zusammen mit dem Kirchenvorstand an Lösungen, wie man die Zeit der Vakanz gut überbrücken kann. Am kommenden Wochenende geht der Kirchenvorstand in Klausur, dort sollen die Ideen weiterentwickelt werden. In der Regel vergehen bis zur Neubesetzung einer Pfarrstelle sechs Monate. Wenn sich genügend Kandidaten bewerben, wird die Landeskirche drei Männer oder Frauen vorschlagen. Dann darf der Kirchenvorstand auswählen.

„Ich glaube, eine Gemeinde kann gut durch eine Vakanz kommen“, sagt Pfarrerin Edina Negele, die selbst im vergangenen Jahr die Lücke gefüllt hat, die nach dem Wechsel von Pfarrerin Evelyn Rohne 2015 entstanden war. Nun wird Negele in Vertretung die Pfarramtsführung übernehmen, bis Schneiders Stelle neu besetzt ist. Wie Dekan Wolfgang Popp mitteilt, wird ihr Pfarrer Günter Gastner zur Seite stehen, der sonst im Schuldienst und für das Fundraising im Kirchenkreis Nürnberg arbeitet. Wenn es mit den Gottesdiensten, den Taufen oder den Beerdigungen zu viel werde, könnten auch noch andere Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Region einspringen, meint Popp. „Das hat in der vergangenen Jahren gut funktioniert.“ Edina Negele schaut ebenfalls zuversichtlich in die Zukunft: Auch wenn das Fehlen des einen Pfarrers an der ein oder anderen Stelle zu spüren sein werde, „ist trotzdem noch ein lebendiges Leben in der Gemeinde möglich“.

Es ist nicht die erste Stelle, die Sieghart Schneider im Streit mit Vorgesetzten verlässt. Vor acht Jahren wurde er von seinem Posten als Dekan in Neustadt an der Aisch in das Amt eines Gemeindepfarrers zurückgestuft. Diesmal gab es eine Reihe von Vorfällen, in denen sich Schneider nicht mit dem Dekan, der Landeskirche und verschiedenen Gremien einigen konnte. Wie in Gesprächen mit Schneider und Dekan Popp deutlich wurde, sind die Fronten verhärtet.

Die Phase mit dem Bauprojekt sei für die ganze Gemeinde „eine schwierige Situation“ gewesen, sagt Ursula Wawra. Nun schaut die Vertrauensfrau des Kirchenvorstands nach vorn auf Teil eins des Neubeginns mit dem Gemeindezentrum: „Wir freuen uns riesig.“ Wenn ab dem Frühjahr ein großer Saal zur Verfügung steht, könne man wieder viel mehr anbieten.

Schon am heutigen Dienstag wird sich Pfarrer Sieghart Schneider im Semesterabschlussgottesdienst um 19.15 Uhr in der Erlöserkirche von der evangelischen Hochschulgemeinde verabschieden. Dort hat er seit 2010 gewirkt.