Eichstätt
Beschuldigter im Finanzskandal aus U-Haft entlassen

Rechtsanwalt bestätigt: Ex-Vize-Finanzdirektor des Bistums auf freiem Fuß

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:11 Uhr
Das Bischofshaus mit der Wohnung des Eichstätter Bischofs. −Foto: Armin Weigel/dpa

Eichstätt/München (DK) Der frühere stellvertretende Finanzdirektor des Bistums Eichstätt, einer der beiden Beschuldigten im Finanzskandal, ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden: Wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft erklärte, habe man den Ende Januar vollzogenen Haftbefehl gegen einen der beiden Männer außer Vollzug gesetzt – unter anderem wegen dessen Gesundheitszustandes.

Wie die Sprecherin der Anklagebehörde weiter erklärte, stünde die „Schwere der nach derzeitigem Ermittlungsstand erhobenen Tatvorwürfe einer Haftentlassung nicht entgegen". Zudem habe man der Fluchtgefahr      „durch geeignete Auflagen" entgegenwirken können. Der Rechtsanwalt des Ex-Mitarbeiters der Diözese Eichstätt, Ulrich Ziegert, bestätigte unserer Zeitung die Freilassung, wollte sich aber am Freitag weiterhin nicht näher zur Sache äußern. Der zweite Beschuldigte, ein US-Immobilienentwickler, bleibt weiterhin in Haft. 
Wie mehrfach ausführlich berichtet, hatte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im Juli 2017 gegen den Mann, der von 2014 bis 2016 stellvertretender Finanzdirektor des Bistums war, und einen Immobilienprojektentwickler aus den Vereinigten Staaten Strafanzeige stellen lassen. Ihnen werden Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen: Sie sollen insgesamt rund 60 Millionen US-Dollar aus dem Bistumsvermögen in ungesicherten Immobilienprojekten in den USA angelegt haben. Am 29. Januar waren beide an unterschiedlichen Orten festgenommen worden, am 5. Februar hatte das Bistum die Öffentlichkeit über die Ausmaße des Skandals infomiert. In dieser Woche war nun bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft München II, die die Ermittlungen führt, nurmehr von einem strafrechtlich relevanten Schaden „von (mindestens) rund einer Million US-Dollar" ausgehe, was aber laut Staatsanwaltschaft „einen tatsächlich höheren Schaden nicht ausschließt". Das Bistum wollte diesen Bericht am Mittwoch nicht kommentieren, erklärte aber: „Eine seriöse Schätzung, wie hoch der Schaden am Ende sein wird, ist aus heutiger Sicht nicht möglich. Bei Berücksichtigung sämtlicher bislang bekannt gewordener Parameter dürfte jedoch nach Einschätzung unserer Anwälte ein Schaden im zweistelligen Millionenbereich realistisch sein." Wie viel Geld am Ende in der Bistumskasse also fehlen könnte, bleibt weiterhin offen. 

Marco Schneider