Buxheim
"Gehe in Ruhe und (zu)Frieden"

Der Buxheimer Bürgermeister Peter Doliwa hat heute nach 18 Jahren seinen letzten Arbeitstag

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Zieht eine zufriedene Bilanz seiner 18-jährigen Amtszeit als Bürgermeister von Buxheim: Peter Doliwa. Die Arbeit, so sagt er, habe ihm immer Spaß gemacht. Jetzt geht der 63-Jährige in Ruhestand. - Foto: Redl

Buxheim (EK) Der Schreibtisch ist zwar aufgeräumt, doch einige Aktenstapel liegen noch auf dem Tisch. "Darum muss sich mein Nachfolger kümmern", sagt Peter Doliwa. Der 63-Jährige hat heute nach 18 Jahren an der Spitze der Gemeinde Buxheim seinen letzten Arbeitstag.

Noch vor wenigen Tagen sah der Bürgermeisterarbeitsplatz etwas anders aus. Berge von Akten türmten sich aufeinander, da und dort lagen Notizzettel. Doch routiniert hatte Doliwa alles im Griff. Viel Routine hat er sich in den vergangenen Jahren als Rathauschef angeeignet. "Ohne die", zieht er Bilanz, "geht gar nichts."

Das sah vor 18 Jahren ganz anders aus. Die Wahl des damals 45-jährigen Lehrers und dreifachen Familienvaters kam völlig überraschend. In der Stichwahl erst setzte sich der Kandidat des Parteilosen Blocks gegen den CSU-Mitbewerber Josef Wintermayer durch. Und auch das Amt, das der gelernte Pädagoge damals übernahm, war mit seinem im selben Jahr überraschend verstorbenen Vorgänger Walter Meier, der die Gemeinde 27 Jahre lang (vom 11. Juni 1972 bis zu seinem Tod am 10. Juni 1999) geführt hatte, von einem absoluten Routinier geprägt.

18 Jahre: "Eine lange Zeit und doch so schnell vergangen", sagt Doliwa rückblickend. Eine Epoche, in der viel bewirkt worden sei. Nach "Höhepunkten" seiner drei Amtszeiten befragt, nennt der Bürgermeister die zahlreichen Baumaßnahmen, die durchgeführt worden seien. Werke für die "Ewigkeit" wie die Kinderbetreuungsstätten oder die Investitionen in die Schule. Überhaupt: "Rahmenbedingungen für die Zukunft und für eine funktionierende Gemeinde zu schaffen, waren mir immer wichtig." In diesem Zusammenhang führt er auch die Investitionen in die Feuerwehr an. "Die Wehren sind nicht Selbstzweck, sondern ihre Mitglieder engagieren sich ausschließlich für andere Menschen", bekennt er sich zu deren Ehrenamt. Ohne allerdings das anderer Organisationen oder Mitbürger schmälern zu wollen. Die Schützenvereine führt er auf, den Sportverein sowie die anderen Institutionen, die sich um ihre Mitglieder und Mitbürger kümmern.

"Ohne soziales, sportliches, ehrenamtliches Engagement ist ein Ort tot", sagt er. Deshalb waren für ihn die von ihm eingeführten Ehrenabende "stets ein Highlight" im Jahreslauf. Ein dickes Lob zollt der scheidende Bürgermeister auch dem großen Engagement, das die Buxheimer bei der 1100-Jahr-Feier an den Tag gelegt hatten: "Das war einfach grandios und fantastisch." Überhaupt hat er den Kontakt zu den Bürgern immer gesucht. "Die Gespräche bei Geburtstagsgratulationen oder Jubiläen haben mir immer großen Spaß gemacht."

Natürlich galt es in den 18 zurückliegenden Jahren auch Niederlagen einzustecken. Doliwa nennt die von den Bürgern nicht gewünschte Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung, die Auseinandersetzungen um den Standort für die Kinderbetreuungseinrichtungen, oder auch den "Denkzettel", den ihm die Bürger bei der Wahl vor sechs Jahren gegeben hatten. Damals, direkt im Anschluss an die Entscheidung für Tauberfeld als Standort für die neue Kindertagesstätte, erhielt er als einziger Kandidat lediglich noch 70,54 Prozent. "Das hat mir zu denken gegeben", sagt er.

Sorge bereiteten (und bereiten) Doliwa die in der jüngeren Vergangenheit "explodierten Grundstückspreise". Es werde zusehends schwieriger, preisgünstiges Bauland zur Verfügung zu stellen beziehungsweise anbieten zu können. "Das ist schlecht für die Gemeinde und vor allem für Bauwillige, die sich finanziell an dieser Preisspirale nicht mehr beteiligen können." Dabei sei die Nachfrage "riesig". Eine "nicht leichte" Aufgabe, die er nun seinem Nachfolger Benedikt Bauer überlässt.

Immer sei es die Devise gewesen, die Gemeinde langsam zu entwickeln: "Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis." Dennoch: In den Jahren seiner Amtszeit ist die Einwohnerzahl langsam zwar, aber kontinuierlich nach oben gegangen. Bei der Amtsübernahme im Jahr 1999 zählte die Gemeinde Buxheim insgesamt 2350 Einwohner, 884 davon in Tauberfeld. Jetzt leben in der Gesamtgemeinde 3773 Einwohner, 940 davon in Tauberfeld. Auch die Finanzen können sich sehen lassen. Trotz zum Teil hoher Investitionen konnte die Pro-Kopf-Verschuldung von 433 Mark auf aktuell null heruntergefahren werden. Die Gemeinde hat derzeit etwa neun Millionen Euro Rücklagen.

Der Zuwachs hat auch dazu beigetragen, die Ortsteile näher zusammenzubringen. Das Zusammenwachsen der beiden Ortsteile Tauberfeld und Buxheim, für das Doliwa vor 18 Jahren angetreten war, sei "ein paar Schritte vorangekommen", wie der Bürgermeister glaubt. Aber unterschiedliche Denkweisen seien "in einigen Köpfen immer noch vorhanden".

Insgesamt, hält Doliwa fest, "hat mir die Arbeit immer Spaß gemacht". Er sei "sehr dankbar dafür, dass er dieses Amt habe ausüben können. "Ich denke, dass in der Vergangenheit wenig falsch gelaufen ist", zieht er Bilanz und nennt in einem Atemzug die konstruktive Arbeit von Gemeinderat und Verwaltung: "Alles, was erreicht wurde, war eine Gemeinschaftsleistung." Für ihn sei das Bürgermeisteramt eine Aufgabe gewesen, die er nicht missen möchte.

Was jetzt noch auf dem Schreibtisch liegt, das hat Doliwa zusammen mit dem Gemeinderat schon länger vorbereitet, es konnte aber noch nicht umgesetzt werden. "Das Leben", sagt der Ruheständler, "geht ja weiter - für die Gemeinde ebenso wie für mich."

Für Doliwa heißt dies, der Familie das zurückzugeben, was ihr jahrelang vorenthalten war. In seinem Ruhestand will er sich auch mehr um die beiden Enkelkinder kümmern, mit seiner Frau mehr als bisher auf Reisen gehen und wieder "in den Sport, vor allem in das Tennisspiel, einsteigen". Aber auch lesen und wandern will er wieder. Vielleicht kommt irgendwann einmal eine Ansichtskarte vom Kilimandscharo im Nordosten Tansanias. Den Berg möchte er - "eventuell" - noch besteigen.