Buxheim
Eine jungsteinzeitliche Großsiedlung

03.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:30 Uhr

Grafische Darstellung des Erdwerks aus der Zeit der jungsteinzeitlichen Münchshöfener Kultur im dem Baugebiet 13 "Am Hitzhofener Weg" in Buxheim.

Buxheim (EK) In die Frühgeschichte Buxheims ging es mit einem Vortrag auf Initiative des Kulturvereins: Der Archäologe Daniel Meixner stellte seine neuesten Forschungsergebnisse zu einem Erdwerk der jungsteinzeitlichen Münchshöfener Kultur im Baugebiet "Am Hitzhofener Weg" vor.

Dazu konnte Bürgermeister Peter Doliwa im Pfarrheim auch den Heimatforscher Kurt Scheuerer begrüßen. Doliwa wies daraufhin, dass Buxheim in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung genommen habe, und dabei sei an jeder Ecke ein geschichtsträchtiger Boden zutage getreten.

Meixner erinnerte zunächst daran, dass er seine aufwendigen und langjährigen Untersuchungen auf die Grabungen von 1996 bis 1998 stützt. Auslöser dazu war ein Luftbildbefund, der vor der Bebauung "Am Hitzhofener Weg" Siedlungsspuren aufdeckte.

Die endgültigen Forschungsergebnisse über das Grabenwerk, das aus Gräben und Wällen aus dem Neolithikum (um 4400 bis 4250 vor Christus) eingefriedet war, werden noch viel Zeit beanspruchen. Jedoch lassen sich schon heute schon Zwischenergebnisse mitteilen.

Das annähernd quadratische rechteckige Grabenwerk mit einer Länge von circa 83 Meter und einer Breite von 73 Meter befindet sich an einer Hanglage auf einem Lößboden. Vor dem westlichen Tor ist ein bogenförmiger Graben im Abstand von etwa 38 Meter vorgelagert. Es lässt sich spekulieren, ob es sich hierbei um ein Annäherungshindernis handelt.

Die Gräben, welche das Erdwerk umfassen, sind unregelmäßig und erreichten einst eine Tiefe von bis zu drei Metern. Durch Erosion sind viele dieser spitzen Gräben rasch wieder verfüllt worden, so dass sie innerhalb des genutzten Zeitraums von etwa 50 bis 150 Jahren vier Mal komplett erneuert wurden. Mit einfachsten Werkzeugen aus Tierknochen musste einst eine halbe Hundertschaft damit beschäftigt gewesen sein, das eingedrungene Erdreich aus den Gräben wieder zu entfernen.

Die Vermutung, dass es sich um Gemeinschaftswerke handelt, die schrittweise von verschiedenen "Teams" errichtet wurden, liegt laut Meixner nahe. Dabei könnte es sich um einzelne Familien innerhalb der Siedlung oder um Abordnungen aus den umliegenden Dörfern gehandelt haben. Allerdings erreichten sie mit ihren Werkzeugen in diesem Grabenwerk, an dem vermutlich zahlreiche Ausbesserungsarbeiten anfielen, ringsum keine kontinuierliche Grabentiefe.

Innerhalb der Anlage fanden sich kegelförmige Vorratsgruben, in denen mit Holz oder Flechten das überlebenswichtige Getreide gelagert wurde. Die Anlage selbst, die als Großsiedlung gelten darf, war vermutlich von mindestens zehn Familien in Lehmhäusern bewohnt.

Allerdings können zur Bebauung selbst noch keine eindeutigen Aussagen getroffen werden. Vermutlich schützten Palisadenzäune, die spärlich in der oberen Ecke entdeckt wurden, rundum die Bewohner vor wilden Tieren und Gefahren.

Auf dem gesamten Gelände wurden etwa 600 Kilogramm Silex, 150 Kilogramm Keramik, 100 Kilogramm Rotlehm, 60 Kilogramm Rest- und Schleifsteinfragmente gefunden. Darunter befanden sich Keramikformen, die nahezu das gesamte Formenspektrum der Münchshöfener Kultur abdeckt.

Die Gefäße gehören den Schulterbandgruppen an. Sie waren zum Teil mit Strich- und Ritzlinien versehen, und entstanden ursprünglich aus mehreren Teilen, ehe sie gebrannt wurden. Diese Kultur war einst entlang der Donau verbreitet, wobei die Gegend um Buxheim als deren westliche Grenze anzusehen ist.

Es musste laut Meixner damals schon ein Netzwerk unter den Siedlungen bestanden haben, denn die fremde Keramik gibt Zeugnis von Bevölkerungsgruppen, welche hier nicht heimisch waren. Dennoch wurden in jener Epoche immer mehr Menschen sesshaft, so wurden neben dem Hausbau und der Keramikproduktion längerfristig auch die Schrift entwickelt.

Ackerbau und Viehzucht etablierten sich. Dies bedeutete aber zugleich, dass mit dem zunehmenden Alter der Anlage der Rinderanteil ( mehr als 30 Prozent) hier die erste Rodungsphase einleitete. Denn für die Viehzucht wurde immer mehr Weidefläche benötigt. In der weiteren Untersuchung stellte Daniel Meixner fest, dass in diesem Grabenwerk Kernsteine aus Silex hergestellt wurden, "dem Stahl der Steinzeit".