Böhmfeld
Prinzip Hoffnung

Energiegenossenschaft Böhmfeld setzt auf einen Windpark bei Hofstetten – Auflösung nächstes Jahr steht im Raum

30.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Aufmerksam folgte die Führungsmannschaft der FWR-Energiegenossenschaft Böhmfeld, Klaus Peter Rinke, Josef Stelz und Hans-Jörg Hoffmann (Aufsichtsräte), Christian Preißer und Otmar Oesten (Vorstände) sowie Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Ostermeier (von links), den detaillierten Ausführungen des Hitzhofener Bürgermeisters Roland Sammüller (am Pult). - Foto: adamo

Böhmfeld (EK) Obwohl derzeit keine Aussicht besteht, dass in Böhmfeld mit Windrädern Strom erzeugt werden kann, gibt die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Energiegenossenschaft (FWRE) Böhmfeld noch nicht auf. Die Mitglieder fassen jetzt einen Windpark im Hofstettener Forst ins Auge.

Das stellte sich heraus bei der fünften Generalversammlung der Genossenschaft, zu der 67 Mitglieder gekommen waren. Zuversicht besteht insofern, als in der Nachbargemeinde Hitzhofen Einigkeit herrscht für einen kleinen Windpark mit fünf Windkraftanlagen im Hofstettener Forst. Doch auch für dessen Verwirklichung seien noch einige Hürden zu überwinden, war zu erfahren.

Gegründet wurde die FWR-Energiegenossenschaft Böhmfeld im Februar 2012 zum Zwecke der Errichtung von zwei Bürgerwindrädern in günstiger Lage im Süden Böhmfelds. 216 Mitglieder zeichneten 1235 Anteile und schufen damit einen Kapitalgrundstock von 123 503 Euro. Eine Bauhöhenbegrenzung wegen des Radarbetriebs des Militärflugplatzes Manching und die Schutzzone der Böhmfelder Erdbebenmessstation durchkreuzten die schon weit gediehene Planung einschließlich kostspieliger Gutachten. Hinzu kam die vom Freistaat Bayern verordnete Abstandsregelung zur Wohnbebauung auf das Zehnfache der Windradhöhe.

Vorstandsmitglied Christian Preißer teilte mit, dass die Energiegenossenschaft Böhmfeld einen Kassenstand von rund 67 000 Euro aufweise. Ab jetzt seien jährlich insgesamt circa 3000 Euro zu entrichten für den Beitrag zum Genossenschaftsverband und für die Steuererklärung. Einstimmig billigte die Versammlung die Jahresrechnung und entlastete sowohl den Vorstand als auch den Aufsichtsrat, bestehend aus Klaus Peter Rinke, Hans-Jörg Hoffmann, Josef Stelz und dem Vorsitzenden Alfred Ostermeier. Die beiden Vorstandsmitglieder und die vier Aufsichtsräte arbeiteten rein ehrenamtlich und erhielten keine Vergütungen, betonte Ostermeier.

„Mit einer Änderung der 10-H-Regelung ist in dieser Legislaturperiode nicht mehr zu rechnen“, sagte Vorstandsmitglied Otmar Oesten. Gering sei auch die Hoffnung auf eine Aufhebung der Bauhöhenbegrenzung seitens des Luftfahrtbundesamtes Süd. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe habe den Schutzradius um seismologische Anlage nun sogar noch von drei auf fünf Kilometer erweitert. Ein Nahwärmenetz als Alternative für die Windräder sei aus technischen Gründen für Böhmfeld nicht geeignet, informierte Oesten. Andere, mit Windrädern vergleichbare Möglichkeiten, böten sich zurzeit nicht an. Im Raum stehe aber Hitzhofens Windparkprojekt in Hofstetten.

„Zwei Hindernisse blockieren momentan die Genehmigung des Windparks im Hofstettener Forst“, erklärte Bürgermeister Roland Sammüller aus Hitzhofen. Es seien die Schutzzonenerweiterung für Erdbebenmessstationen und die Bauhöhenbegrenzung wegen des Radarbetriebs des Militärflugplatzes. Mit Blick auf mehrere Windkraftanlagen, die seit geraumer Zeit in einem Abstand zu Erdbebenmessstationen von weniger als drei Kilometern betrieben würden, erschienen Schutzbereiche von fünf Kilometern als wenig sinnvoll, machte Sammüller deutlich. Deshalb sehe Hitzhofen dem Ergebnis des diesbezüglichen Klageverfahrens auf dem Gebiet der Stadt Beilngries mit Spannung entgegen.

Selbst vorgehen will Bürgermeister Sammüller zusammen mit Windrad-Investor „Ostwind“ gegen die auf der Windkraftanlagen-Konzentrationsfläche im Hofstettener Forst vorgeschriebene Höhenbegrenzung. Sie verhindert dort den Bau moderner Windräder. Sammüller hat sich in dieser Angelegenheit mit dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl in Verbindung gesetzt. Ende Mai ging ein Bericht mit der Bitte um Prüfung der Sicherheitskriterien für den Überflug an das Ministerium für Verteidigung. Da sich das kleine Gebiet für den Windpark am Rande der Sicherheitszone befinde, hoffe er auf eine Lösung, mit der alle leben könnten, sagte der Hitzhofener Gemeindechef.

Auf die Frage, ob der Windpark in Hofstetten von der 10-H-Regelung berührt sei, antwortete Sammüller, dass die Bevölkerung die Errichtung von Windrädern ausdrücklich begrüße und bislang keine Kritik geübt worden sei. Die Zustimmung der Nachbargemeinden sei erforderlich, jedoch bestehe für sie kein Einspruchsrecht, wenn sie mit dem Abstand zu ihrer Wohnbebauung nicht zufrieden seien.

„Es sieht für unsere Energiegenossenschaft nicht rosig aus, aber es ist nicht aller Tage Abend“, gab Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Ostermeier zu verstehen. Weil ein Projekt im unmittelbaren Umfeld und für den Nahbereich gewollt sei und sich die räumliche Nähe zu Hofstetten anbiete, komme dort eine Beteiligung in Frage, nicht nur als Geldgeber, sondern als Eigentümer eines Bürgerwindrades, hob Ostermeier hervor. „Ostwind“ verkaufe komplette Windkraftanlagen an Privatleute, Kommunen und Genossenschaften, ließ Roland Sammüller dazu wissen.

Ostermeiers Empfehlung lautete, vorerst die jährlichen laufenden Kosten von 3000 Euro in Kauf zu nehmen und die Entwicklung des Windparks in Hofstetten genau zu verfolgen. Falls neue Erkenntnisse vorhanden seien, werde, so der Aufsichtsratsvorsitzende, umgehend eine Versammlung einberufen. Für die Generalversammlung in einem Jahr werde in der Tagesordnung vorsorglich der Punkt „Auflösung der Energiegenossenschaft“ stehen. Einhellig stimmten die anwesenden Genossenschaftsmitglieder zu.