Böhmfeld
Erinnerung, Lernhilfe und Zeitgeschichte

Fahne des Böhmfelder Krieger-, Kameraden- und Reservistenvereins nach Renovierung gesegnet

22.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Pfarrer Anton Schatz erteilte der restaurierten Fahne des Böhmfelder Kriegervereins während einer Festmesse am Sonntag den kirchlichen Segen. Fähnrich Karl-Heinz Nieberle hielt sie bei diesem Akt gesenkt vor dem Hauptaltar. - Foto: adamo

Böhmfeld (EK) Mit einem Festgottesdienst, der Totenehrung am Kriegerdenkmal sowie mit einer Ausstellung im Sitzungssaal des Kotterhofes feierte der Krieger-, Kameraden- und Reservistenverein Böhmfeld die Generalüberholung seiner 133 Jahre alten Fahne. Sie erhielt jetzt den kirchlichen Segen.

Fahnenabordnungen von Ortsvereinen und Gruppen, Bürgermeister Alfred Ostermeier und die Gemeinderatsmitglieder, Pfarrer Anton Schatz und Kapuzinerpater Gerhard Bauer, bildeten den Festzug. Angeführt wurde er von den Böhmfelder Bergbläsern unter Leitung von Klaus Koller.

„Es ist ein denkwürdiger Zufall, dass die Weihe der restaurierten Fahne des Kriegervereins exakt am Tag des Attentats auf Adolf Hitler durch Oberst Claus Schenk von Stauffenberg stattfindet“, sagte Pfarrer Anton Schatz in der gut gefüllten Böhmfelder Pfarrkirche. Die Fahne habe zwei Aufgaben: Sie erinnere an die Schrecken der Vergangenheit und sei Lernhilfe für die Zukunft. Es dürfe nie vergessen werden, in welche Abgründe Menschen und Völker durch Machtstreben und -missbrauch geraten könnten, sagte Schatz. Menschliche Macht, ob von Einzelpersonen und Gruppen oder in Politik und Kirche, stehe „im krassen Gegensatz zur Macht Gottes, die keine Stärke demonstriere, sondern als umfassende Liebe“ allen Menschen zugute komme.

„Gedenken und Ehrung der toten Kameraden und der in den Weltkriegen verstorbenen Bürger sind wichtig, weil der Mensch erst wirklich tot ist, wenn niemand mehr von ihm spricht“, betonte Kriegervereinsvorsitzender Johann Schimmer am Kriegerdenkmal bei der Totenehrung.

Tradition erhalten und Zukunft gestalten sei das Motto des Kriegervereins, erklärte Schimmer dann beim anschließenden Frühschoppen im Kotterhof. Weil die Restaurierung der Fahne dem Verein ein Anliegen, angesichts der schmalen Kasse aber auch eine Herausforderung gewesen sei, habe man zur Kostendeckung einen neuen Weg eingeschlagen und Bürger, Freunde und Gönner um Spenden gebeten. Überwältigend sei das Ergebnis: 5800 Euro kamen von Böhmfelder Bürgern und Firmen. 1400 Euro gab die Gemeinde als Zuschuss.

„Die Restaurierung der Fahne ist ein gutes Zeichen für den Zusammenhalt des Vereins und die Pflege der Tradition“, machte Bürgermeister Alfred Ostermeier deutlich. Die 133 Jahre alte Fahne habe zwischen 1881 und 1914 das Kaiserreich und die Kanzlerschaft von Otto von Bismarck erlebt, die vier Schreckensjahre des Ersten Weltkrieges, 14 Jahre Weimarer Republik und die von Rassen- und Größenwahn geprägte Naziherrschaft. Zur Zeitgeschichte der Vereinsfahne zählten aber auch nach 1945 Wiederaufbau und Wiederbelebung der Demokratie, 1989 der Fall des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung Deutschlands, in den 1990er Jahren die Rückkehr des Krieges auf europäischem Boden und die aktuellen Auseinandersetzungen in der Ukraine. Eine Ausstellung zur Geschichte des Krieger- und Reservistenvereins und seiner Fahne rundete den Festtag ab (siehe eigener Bericht).