Böhmfeld
Energiegenossenschaft am Ende

Nach gescheitertem Windrad-Plan keine sinnvollen Projekte in Aussicht

22.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:05 Uhr

Böhmfeld (EK) Was vor gut fünf Jahren mit viel Euphorie und Engagement begann, muss nun zwangsläufig enden: Die FWR-Energiegenossenschaft Böhmfeld wurde zum Zwecke der Errichtung von zwei Bürgerwindrädern gegründet. Mit dem Scheitern aller sinnvollen Projekte steht sie nun vor dem Aus.

Ziel war die umweltfreundliche dezentrale Stromgewinnung zugunsten von Gemeinde und Bürgern. Ein denkwürdiges Ereignis für die Mitglieder war vor Kurzem die Generalversammlung. Im Mittelpunkt stand der einhellige Beschluss zur Auflösung der Genossenschaft. Da der Aufsichtsratsvorsitzende Alfred Ostermeier nicht anwesend sein konnte, leitete der Vorsitzende Otmar Oesten die Versammlung. Er berichtete, dass es im Vorstand im vergangenen Januar einen Wechsel gegeben habe. Der stellvertretende Vorsitzende Christian Preißer habe sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung gestellt. Aufsichtsrat Hans-Jörg Hoffmann sei nachgerückt. Des Weiteren ließ Oesten wissen, dass die Prüfung der Genossenschaft durch den Genossenschaftsverband zu keinerlei Beanstandungen geführt habe.

Wegen mehrerer Hindernisse hatte sich schon länger herauskristallisiert, dass es keine Windkraftanlage in Böhmfeld geben wird (siehe Kasten). Nun stellte Bürgermeister Sammüller in der jüngsten Versammlung klar, dass auch der zwischenzeitliche Hoffnungsschimmer - ein Einstieg in ein Windkraftprojekt in Hofstetten - sich wohl zerschlagen wird. Die Anlage in Hofstetten sollte in einer Schutzzone rund um eine Erdbebenmessstation liegen. Das ist eigentlich nicht erlaubt. Man wartete ein Gerichtsurteil dazu ab. Jetzt hat das Gericht eine Rücknahme der Erweiterung der Schutzzonen für seismologische Anlagen zugunsten von Windparks abgelehnt. Allerdings liege dem Landratsamt Eichstätt noch keine schriftliche Begründung des Urteils vor, merkte Sammüller an. Er vermutet, dass eine Fortführung der Klage bei der nächsten Instanz, dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof, wenig Aussicht auf Erfolg habe, weil Fachleute eher zu einer nochmaligen Ausdehnung der Tabuzone tendierten. Nichtsdestotrotz wolle der Investor Ostwind am Ball bleiben, da er bereits viel Geld in das Hofstettener Projekt investiert habe.

"Abwarten können und wollen wir nicht mehr, weil die jährlich anfallenden betrieblichen Aufwendungen wie Kosten für den Steuerprüfer und der Beitrag zum Genossenschaftsverband das jetzt noch vorhandene Kapital weiter schrumpfen lassen", betonte der Vorsitzende Otmar Oesten. 1200 Genossenschaftsanteile zu je 100 Euro waren erworben worden. Durch Verzinsung entstand eine Gesamtsumme von 123 503 Euro. Kostspielige Fachgutachten und Betriebsausgaben reduzierten den Betrag auf mittlerweile 63 669,48 Euro.

Angesichts der Tatsache, dass nur noch die Hälfte des von den Anlegern eingezahlten Geldes vorhanden ist und in absehbarer Zeit kein anderes sinnvolles Projekt ins Auge gefasst werden kann, votierten die anwesenden Genossenschaftsmitglieder geschlossen für die Auflösung der Genossenschaft. Die Gründe für das Scheitern sollten unbedingt schriftlich festgehalten werden, regte ein Genossenschaftsmitglied an. Otmar Oesten und Hans-Jörg Hoffmann wurden zu Liquidatoren bestellt. Sie werden sich in den kommenden Monaten um die bürokratischen Vorgänge zur Auflösung der Genossenschaft kümmern. Bei der nächsten Generalversammlung werden die Genossenschaftsmitglieder erfahren, was von ihren Beiträgen noch übrig ist und an sie anteilsmäßig ausgezahlt werden kann.