Böhmfeld
Busfahrer lässt Schüler stehen

Vater ist empört, Unternehmen rechtfertigt sich – "Wir werden nun strikt vorgehen"

21.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

Böhmfeld/Eichstätt (kno) Der Vorfall ereignete sich am Mittwoch vergangener Woche: Wie jeden Morgen wollte eine 16-Jährige aus Böhmfeld mit der Buslinie 88 nach Eichstätt in die Schule fahren. Allerdings konnte sie ihre Monatskarte nicht auf Anhieb finden und dem Busfahrer demzufolge auch nicht vorlegen.

Die Konsequenz: Der Fahrer wollte das Mädchen nicht mitnehmen und verwies sie des Busses. Einem weiteren Schüler erging es ebenso. Die 16-Jährige ließ sich dann von ihrem Vater, der ausnahmsweise noch daheim war, nach Eichstätt in die Schule bringen.

Der Vater, Bernd Weber, reagierte umgehend und schickte noch am selben Tag eine Mail an Landrat Anton Knapp. Der Landkreis ist ja bekanntlich für die Schülerbeförderung verantwortlich. Weber schilderte den Fall und forderte den Landrat dazu auf, auf das Busunternehmen einzuwirken, „dass in solchen Fällen die Kinder befördert werden, damit die Eltern sicher sein können, dass sie in die Schule und auch wieder nach Hause kommen“. Weber weiter: „Ich frage mich, was nun ein Schüler in der dritten oder vierten Klasse gemacht hätte, dessen Eltern um diese Zeit in der Arbeit sind.“

Das Landratsamt wiederum bat das Busunternehmen aus Denkendorf um eine Stellungnahme. Dieses räumte daraufhin ein, an jenem Tag „zwei Heranwachsende“ nicht befördert zu haben: „Der Busfahrer hat von uns die Anweisung, die Fahrkarten der Schüler auf der öffentlichen Linie 88 fast täglich zu kontrollieren, da wir feststellen mussten, dass immer mehr Schwarzfahrer dabei sind.“ Der Hintergrund: Vermehrt würden jüngere Schüler ihre Fahrkarten an ältere weitergeben, und es seien sogar gefälschte Karten im Umlauf. „Es ist somit für uns nicht mehr tragbar, dies hinzunehmen, und deswegen werden wir nun strikt dagegen vorgehen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Gleichzeitig schränkt das Unternehmen ein: „Bei Schülern von der fünften bis achten Klasse ist es nicht vorgekommen und wird es auch nicht vorkommen, dass der Busfahrer diese aus dem Bus verweist, da es ersichtlich ist, dass diese noch eine Schule besuchen und somit einen Fahrschein besitzen.“ Aber bei Jugendlichen ab 15 Jahren könne man nicht mehr zuordnen, ob es ein Schüler oder bereits ein Auszubildender ist, der die Fahrscheine dann selbst bezahlen muss.

„Die Schüler müssen einfach dazu erzogen werden, ihre benötigten Unterlagen mitzuführen, um Missverständnisse zu vermeiden“, bekräftigt Geschäftsführerin Birgit Buchberger auch gegenüber unserer Zeitung. Ein weiterer Aspekt sei, dass die zahlenden Fahrgäste „Schwarzfahrer“ mitfinanzieren müssen, „deswegen auch die stetigen Fahrpreiserhöhungen“. Sie werde konsequent auf Linie bleiben, kündigt Birgit Buchberger an: Auch in Zukunft werde der Busfahrer den Einzelpreis abkassieren, wenn kein gültiger Fahrausweis vorgelegt wird, beziehungsweise die Fahrgäste des Busses verweisen. „Wir haben ansonsten keine andere Handhabe.“

Bernd Weber zeigte sich verärgert über diese Stellungnahme: Darin werde seine Tochter unterschwellig als Schwarzfahrerin abqualifiziert. Vielmehr sei es so gewesen, dass sie ihre Monatskarte nur wenige Sekunden nach dem Rauswurf wiedergefunden habe und dem Bus noch hinterhergerannt sei. Dieser habe aber nicht mehr angehalten. Seine Tochter sei auch schon mehrfach in dem Monat kontrolliert worden, „sodass der Busfahrer natürlich wusste, dass sie Schülerin ist“. Birgit Buchberger kontert: „Bei 300 bis 350 Schülern am Tag kann der Busfahrer unmöglich jeden einzelnen kennen.“

Für eine Einzelkarte – 5,90 Euro – habe seine Tochter im Übrigen nicht genügend Geld dabei gehabt, so Weber. Sein Fazit: „Dass ein Busfahrer in einem solchen Fall faktisch einen Tag Schulverbot verhängen kann, ist für mich sehr fragwürdig.“