Böhmfeld
134 Gründungsmitglieder

Premiere im Kreis: Erste Energiegenossenschaft ins Leben gerufen – Ostermeier Vorsitzender

06.02.2012 | Stand 03.12.2020, 1:52 Uhr

Eine Premiere in Böhmfeld und im Landkreis Eichstätt war die Wahl von Klaus Peter Rinke, Hans Jörg Hoffmann, Otmar Oesten, Alfred Ostermeier (Vorsitzender) und Josef Stelz (von links) zu Aufsichtsräten der FWR-Energiegenossenschaft Böhmfeld - Fotos: Adamo

Böhmfeld (EK) 147 Teilnehmer bei der Gründungsversammlung der Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Energiegenossenschaft Böhmfeld, davon 134 Gründungsmitglieder: Alfred Ostermeier, nicht als Gemeindeoberhaupt, sondern als Privatperson und Mitglied des Arbeitskreises Bürgerwindrad, war überwältigt.

„Ich habe es gehofft und befürchtet zugleich“, sagte er, als der Besucheransturm bereits eine Stunde vor Versammlungsbeginn einsetzte und die Räumlichkeiten der Böhmfelder Sportgaststätte überforderte.

Lange Schlangen bildeten sich beim Zeichnen der Genossenschaftsanteile. Guter Stimmung präsentierten die frischgebackenen Gründungsmitglieder ihre roten Wahlzettel und erkoren einhellig Hans Jörg Hoffmann, Otmar Oesten, Alfred Ostermeier, Klaus Peter Rinke und Josef Stelz zu Aufsichtsräten der neuen Energiegenossenschaft, die nicht nur das Böhmfelder Bürgerwindrad auf die Beine stellen will, sondern auch offen ist für die Schaffung weiterer alternativer Energiequellen vor Ort.

Die Aufsichtsräte, die Alfred Ostermeier zu ihrem Vorsitzenden, Otmar Oesten zu dessen Stellvertreter und Klaus Peter Rinke zum Schriftführer der Genossenschaft bestimmten, haben ihr Amt für drei Jahre inne. Zunächst müssen sie zwei Vorstände ausfindig machen, die Flächensicherung durch Pachtverträge zügig vorantreiben, Windmessungen in Auftrag geben und wegen der Stromeinspeisung bei N-Ergie nachfragen.

„Ich stehe hier für über 20 Mitglieder des Arbeitskreises“, erklärte Alfred Ostermeier als Versammlungsleiter und verwies auf die seit mehr als sechs Monaten laufenden intensiven Vorbereitungsarbeiten, die von der Gesellschaft Agrokraft (Landkreis Rhön-Grabfeld) tatkräftig unterstützt wurden und werden.

„Energiegenossenschaften sind grundsätzlich super“, betonte Andreas Bauer, Büroleiter bei Agrokraft, im Rahmen seiner detaillierten Ausführungen. Die Gesellschaft ist ein „Sprössling“ des Bauernverbands und des Maschinenrings und fungiert mit Blick auf den Klimawandel als Umwelt- und Nachhaltigkeitsverfechterin seit zehn Jahren als „Geburtshelferin“ und Begleiterin von dezentraler Energieerzeugung mit Wind, Sonne und Biogas. Friedrich Wilhelm Raiffeisens Motto „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“, so Bauer, sei auch das Ziel von Agrokraft. Möglichst viele Leute jeden Standes sollten gemeinsame Sache machen. Lieber seien ihm 100 Genossenschaftsmitglieder mit nur einem Anteil zu 100 Euro als ein „Genosse“, der 100 000 Euro mitbringe, ließ der Experte wissen. Sobald der Bau eines Windrads beschlossen wird, können die Mitglieder pro 100 Euro Geschäftsanteil ein nachrangiges Darlehen von 1900 Euro mit fester Verzinsung „nachschießen“.

Wolfdieter von Trotha vom bayerischen Genossenschaftsverband erläuterte die 22 Seiten und 48 Paragraphen umfassende Satzung der FWR-Energiegenossenschaft Böhmfeld eG mit Sitz in Böhmfeld. In ihr steht auch, dass jedes Mitglied unabhängig von der Anzahl seiner Geschäftsanteile bei Abstimmungen in der jährlichen Generalversammlung nur eine Stimme hat, dass die Anteile übertragbar und nach fünf Jahren kündbar sind, und dass im Sterbefall die Mitgliedschaft auf Erben übergeht. Bis auf zwei Enthaltungen wurde die Satzung akzeptiert.

„Wir packen das Fünf-Millionen-Projekt mit realistischem Optimismus an. Es sind aber noch einige Hürden zu überwinden“, machte Alfred Ostermeier bei seinen Darlegungen deutlich. Die geringste Sorge bereite ihm das Eigenkapital von 30 Prozent, schließlich sei die Region nicht arm. Vielleicht reiche es sogar für zwei Windräder, mutmaßte Ostermeier.

Um zu zeigen, dass die Gemeinde Böhmfeld voll hinter dem Vorhaben „Bürgerwindrad“ steht, zeichnete er für sie 200 Geschäftsanteile im Gesamtwert von 20 000 Euro. In ein paar Wochen werde die Genossenschaft nochmals eine Infoveranstaltung anbieten mit Beitrittsmöglichkeit für Interessenten aus Böhmfeld und den Nachbarortschaften, kündigte der Aufsichtsratsvorsitzende an. Genossenschaftsmitglied kann man aber auch noch später werden, allerdings ist ab einem vom Aufsichtsrat bestimmten Zeitpunkt ein sogenanntes Eintrittsgeld fällig.