Biberg
Der Berg ist in Aufruhr

Großer Ärger über Pläne für Schotterwerk Gemeinde und Bürgerinitiative planen Schritte dagegen

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Eine Demo fürs Fernsehen: Als der Korrespondent des Bayerischen Rundfunks mit seiner Kamera anrückt, organisiert die Bürgerinitiative gegen das Schotterwerk Dunsdorf schnell einen kleinen Aufmarsch. Kinder vom Berg sollen zeigen, dass sich die Anwohner Sorgen um ihre Zukunft machen. - Foto: Legl

Biberg (EK) So viel ist hier nicht mal an Fasching los: Rund 350 Leute drängen sich in der Gaststätte Jurahof in Biberg. Die Sitzplätze reichen nur für 200 von ihnen, der Rest steht. Weizen und Radler gehen gut, im Saal wird es immer heißer. Bürgermeister Christian Wagner hat Schweißperlen auf der Stirn.

Bei Politikern und Bürgern herrscht Nervosität: Die Pläne für einen Steinbruch zwischen Dunsdorf, Biberg und Schelldorf, die der Grund für das Treffen sind, erregen die Gemüter. Wagner, ausgestattet mit einem Headsetmikrofon, stellt vor, was die Gemeinde bisher weiß. Ende April hat die Firma zum ersten Mal mit dem Markt Kipfenberg über die Pläne gesprochen: ein Steinabbaugebiet auf dem Grund des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, 27,3 Hektar groß. Seit Mitte Mai gibt es eine Planskizze und ein paar Zahlen. 8,3 Millionen Kubikmeter verwertbares Gestein. Nur wenige Hundert Meter Abstand zu den umliegenden Gemeinden. Gut 400 nach Dunsdorf, 600 nach Biberg, 900 nach Schelldorf. Die Gemeinde hat basierend auf den Zahlen der Firma hochgerechnet, dass wohl 100 Lkws am Tag fahren würden. Murren im Publikum.

"Sie wissen, wie wir zu dem Vorhaben stehen", sagt Wagner. Ein Raunen geht durch den Saal, einige Zuhörer rufen "Nein". Sie alle wollen den Bürgermeister heute sagen hören, dass die Gemeinde den Steinbruch nicht will. Christian Wagner versucht es: "Der Markt Kipfenberg ist der Meinung, dass der Steinabbau in dieser Form nicht kommen sollte." Applaus, aber auch Zwischenrufe: "Was heißt da, sollte" In der Fragerunde fordern mehrere Sprecher eine klare Position. Ob die Antwort des Bürgermeisters etwa heißen könnte, dass das Schotterwerk zwar nicht an dieser Stelle, aber vielleicht woanders in der Gemeinde gebaut wird, will ein Bürger wissen. Wagner: "Es ist im Sinne des Marktes Kipfenberg, im Markt Kipfenberg keinen Steinbruch entstehen zu lassen." Auch das ist dem Publikum nicht genug. Der Bürgermeister setzt zu einer Antwort ohne Deutungsspielraum an: "Steinbruch - nein!" Trotzdem sind die Sorgen der Bürger nicht so leicht zu zerstreuen.

Wagner erklärt genau, welche Wege er gehen will, um den Steinbruch zu verhindern. Die Notwendigkeit für ein vorklärendes Gutachten, ein so genanntes Raumordnungsverfahren, wird gerade geprüft. Der Naturschutz könnte dem Schotterwerk in die Quere kommen. Allein eine Ausgleichsfläche für 27 Hektar Wald könne vielleicht schon zum Problem werden, meint Wagner. Die Emissionen, Feinstaub und Lärm, würden wohl ebenfalls ins Gewicht fallen. Und eigentlich sei Steinabbau im Köschinger Forst und im Markt Kipfenberg nicht vorgesehen. "Das hemmt die Entwicklung unserer Gemeinde in einigen Bereichen." Von Vorteilen will der Bürgermeister an diesem Abend gar nicht sprechen. "Auch wenn da was von der Gewerbesteuer übrig bleiben wird, kann es uns das nicht wert sein." Er will noch einmal mit der Firma Schweiger aus Großmehring reden und mit den Wittelsbachern. "Wir werden alles versuchen, was uns rechtlich möglich ist", verspricht Wagner. Und er ermutigt das Publikum zu Engagement: "Man sieht ja, wie die Bevölkerung dazu steht."

Das sieht man an diesem Abend allerdings. "100 Lkws am Tag, das glaube ich im Leben nicht", merkt ein Bürger an. Kreisrat Willi Reinbold ergänzt, er habe bei anderen Steinbrüchen im Landkreis beobachtet, dass der Antrag zunächst mit verträglichen Emissionen gestellt werde. Sei der Steinbruch dann erst einmal da, folgten Sondergenehmigungen zur Erhöhung der Abbaumenge. Diese Befürchtung hat auch die Bürgerinitiative gegen das Schotterwerk. Sie will das Projekt stoppen, bevor überhaupt ein Verfahren zur Genehmigung eingeleitet wird. "Der Antrag muss verhindert werden", sagt Gerhard Stanzl, der sich in der Initiative engagiert. Er gibt sich kämpferisch: "Wenn jeder seine Stärken ausspielt, sind wir eine starke Macht." Das Publikum applaudiert ihm. "Dunsdorf hätte ja schon fast einmal die größte Dreckschleuder gehabt", sagt ein Zuhörer und spielt damit auf ein geplantes Zementwerk in den 70er-Jahren an, "da hat es auch fähige Leute gegeben, die das weggebracht haben". Das sei der Grund, erklärt Martin Krieglmeier, ebenfalls von der Bürgerinitiative, warum Dunsdorf als "kriegerisches Bergdorf am Rande des Juras" bekannt sei. Der Bayerische Rundfunk ist auch da an diesem Abend. Krieglmeier sagt in die Kamera: "Die Beteiligung war phänomenal." Und: "Wir wollen noch eine breitere Masse ansprechen." Bis Ende Juli mehr als 3000 Unterschriften gegen das Schotterwerk, das ist das Ziel. Der Bürgermeister verspricht, dass er die Initiative umfassend über Neuigkeiten informieren wird. "Da haben wir keine Geheimnisse."