Berlin
Alkohol: Neues Limit für Radler?

Derzeit sind 1,6 Promille erlaubt Experten fordern niedrigeren Grenzwert

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Berlin/Goslar (DK) Fahrradfahrer dürfen sich in Deutschland ziemlich ungestraft betrinken. Für sie gilt seit Jahrzehnten ein Alkohol-Grenzwert von 1,6 Promille. Doch das könnte sich bald ändern.

Immer mehr Experten fordern eine niedrigere Promillegrenze für Radfahrer. Im Gespräch sind 1,1 Promille. Der Vorschlag soll nächste Woche beim Verkehrsgerichtstag in Goslar diskutiert werden und findet auch in der großen Koalition immer mehr Anhänger. „Ich bin für eine Absenkung“, erklärte Martin Burkert (SPD), Chef des Verkehrsausschusses, am Freitag gegenüber unserer Berliner Redaktion. Schon in einer der nächsten Ausschusssitzungen solle über das Thema beraten werden.

Der Bundesgerichtshof hat den Alkohol-Grenzwert für Radler vor Jahrzehnten auf 1,6 Promille festgelegt. Wer weniger Alkohol im Blut hat und unauffällig fährt, muss nicht einmal ein Bußgeld fürchten. Für Radfahrer gibt es nämlich keinen sogenannten Gefahrengrenzwert, also einen Wert, bei dem man sein Fahrzeug nicht mehr sicher führen kann – und bei einem Verstoß mit einem Ordnungsgeld rechnen muss. Für Kraftfahrer liegt diese Grenze bei 0,5 Promille. Gegen dieses Ungleichgewicht machen Experten mobil: Beim Verkehrsgerichtstag in Goslar soll das Thema „Radfahrer und Alkohol“ eine zentrale Rolle spielen. „1,6 Promille, das ist schon reichlich“, sagte der Präsident des Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm. „Man kann es nicht lassen, wie es jetzt ist“, meint auch Hannelore Herlan von der Verkehrswacht.

2013 gab es dem Auto Club Europa (ACE) zufolge in Deutschland rund 77 000 Unfälle mit Verletzten, in die Fahrradfahrer verwickelt waren. Mehr als 3400 dieser Radler waren betrunken. Seite 2