Athen
Griechenland vor Machtwechsel

Linksbündnis Syriza nach ersten Hochrechnungen stärkste Partei bei Parlamentswahl

25.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr

Athen (AFP) Griechenland steht vor einem historischen Regierungswechsel: Bei der richtungweisenden Parlamentswahl in dem krisengeplagten Euro-Land wurde das Linksbündnis Syriza gestern laut ersten Hochrechnungen mit deutlichem Vorsprung stärkste Kraft.

Nach den ersten offiziellen Teilergebnissen, die gestern Abend veröffentlicht wurden, lag die Partei mit mehr als sechs Prozentpunkten vor der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia. Demnach kam Syriza auf 36,5 Prozent der Stimmen, während die Konservativen von Ministerpräsident Antonis Samaras 27,7 Prozent der Stimmen auf sich vereinten.

Den Hochrechnungen zufolge kann Syriza mit 149 bis 151 Sitzen im neuen Parlament rechnen. Für eine absolute Mehrheit sind 151 Mandate nötig. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, würde der 40-jährige Syriza-Chef Alexis Tsipras (Foto) zum jüngsten Regierungschef Griechenlands aufsteigen. Parteisprecher Panos Skourletis bezeichnete den Wahlausgang als „Erleichterung“ für Europa. Syriza stehe vor einem „historischen Sieg“. Das Votum sei nicht nur ein Signal für Griechenland, sondern für ganz Europa. Tausende Syriza-Anhänger versammelten sich in einem Zelt der Partei auf einem Platz in Athen und bejubelten das Ergebnis der Prognosen.

Die rechtsradikale Goldene Morgenröte lag bei 6,3 Prozent. Die proeuropäische Partei der politischen Mitte, To Potami (Der Fluss), kam auf 5,9 Prozent und die bislang mitregierenden Sozialisten landeten mit großen Verlusten bei 4,8 Prozent.

Bei der mit Spannung erwarteten Wahl stimmten die Bürger über den künftigen Kurs des hochverschuldeten EU-Landes ab. Tsipras will den von den internationalen Geldgebern verordneten Sparkurs beenden und einen weitgehenden Schuldenerlass erreichen. Samaras hält dies hingegen für unverantwortlich und warnt vor unvorhersehbaren Folgen für das Land. Sollte Tsipras seine Ankündigungen wahr machen, drohe Griechenland der Ausstieg aus dem Euro, warnte der Ministerpräsident. Syriza-Chef Tsipras betonte im Wahlkampf jedoch immer wieder, seine Partei wolle Griechenland im Euro halten.

Die internationalen Geldgeber hatten Athen in den vergangenen Jahren mit Milliardensummen vor dem Staatsbankrott bewahrt. Im vergangenen Jahr summierte sich der griechische Schuldenberg auf 177,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Seite 2 und 4