Andächtig
Andächtig und lässig, wo Hochwürden ruht

17.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Andächtig und traurig zugleich ist es – unser heutiges Kind. Seine Händchen sind ernsthaft zum Gebet gefaltet, das Köpfchen mit dem nachdenklichen Gesicht ist leicht zur Seite geneigt. So gar nicht mögen dazu die lässig übereinandergeschlagenen Beinderl passen.

Ich gebe es ehrlich zu: Auch mir ist lange nicht aufgefallen, welch hübscher Putto das Grabdenkmal des Eichstätter Domkapitulars Franz Heinrich Alexius von Andlau-Homburg bewacht. Die Inschrift lautet in barocker Ausführlichkeit: „Hier ruht Der Hochwürdige Reichsfrey Hochwohlgebohrne Herr Franz Heinrich Benedickt Alexi Freyherr von Andlau in Homburg etc(etera) Des Hochfürstl(ichen) Hohen Domstiffts zu Eichstädt Dom u(nd) Kapitularherr, Su(m)mus Scholasticus Senior, u(nd) Jubiläus dan(n) des Ritterlichen Hohen Stiffts zu St. Burkard in Würzburg Kapitular. Er war gebohren den 5. Oktober 1730 u(nd) starb zu Ellingen den 2. Septemb(e)r 1801. Er ruhe in Frieden.“ Andlau bewohnte von 1760 bis 1793 den gleichnamigen Domherrenhof im rückwärtigen Teil des Anwesens Luitpoldstraße 10/12, auch war er Besitzer des Schlösschens in Inching.

Das frühklassizistische Denkmal entstand kurz vor der Säkularisation und steht nicht nur stilistisch, sondern auch mit seiner nicht lateinischen, sondern deutschen Inschrift für eine Zeitenwende. Es ist eine Arbeit des Eichstätter Hofbildhauers Ignaz Alexander Breitenauer (1757-1838). Nach der Bildhauerlehre beim Vater hatte dieser seine Ausbildung in Freising, Augsburg und schließlich ab 1777 bei dem bedeutenden Roman Anton Boos in München erhalten. Seit 1785 bis zur Säkularisation 1802/03 wirkte Breitenauer als fürstbischöflicher Hofbildhauer in Eichstätt und war danach gezwungen, seinen Lebensunterhalt als Zeichenlehrer an Grundschule und Gymnasium in Eichstätt zu verdienen.

Claudia Grund