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Als das Licht ausging

19.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Am heutigen Freitag schaut die ganze Welt nach Washington, weil dort Donald Trump aus New York als neuer Präsident ins Amt eingeführt wird. Keiner weiß, was das bedeutet, aber die üblichen Schwarzmaler unken, dass bei uns wegen Trump demnächst die Lichter ausgehen.

Aber dafür brauchen wir gar keinen amerikanischen Präsidenten - das schaffen wir ganz alleine.

Am vorletzten Mittwoch hatte unsere Stadt einen Stromausfall, der eine geschlagene Stunde dauerte. Das zeigte den Spätgeborenen mal wieder, wie es ist, wenn man sich mit Haut und Haar der modernen Technik verschreibt und weit und breit keinen Bollerofen hat. Die Heizung fiel aus, das Licht sowieso, Computer stürzten ab, Zahnarztbohrer bohrten nicht mehr. Aufzüge zum Steckenbleiben gibt es in Eichstätt zum Glück nicht sehr viele (fünf Stück, wenn's hoch kommt).

Und dann war der Spuk auch schon wieder zu Ende. In New York am 9. November 1965 sah das noch ganz anders aus: Da fiel der Strom satte zwölf Stunden aus - es wurde Nacht, und es geht die Legende, dass die Menschen in jenen dunklen, kalten Stunden ganz eng zusammenrückten, so eng, dass es neun Monate später angeblich einen Babyboom gab. Die Wissenschaftler, diese Spaßbremsen, haben die schöne Geschichte später leider als Quatsch entlarvt. Aber schöner war dieses Märchen allemal als das, was zwölf Jahre später, 1977, bei einem weiteren großen Strom-Exit in New York tatsächlich passierte: Da hinterließen anarchistische Plünderer eine Spur der Verwüstung.

Ich weiß nicht, was Donald Trump in der einen wie in der anderen stromlosen Nacht in seiner Heimatstadt angestellt hat - vom Typ her traue ich ihm zu, dass er beide Male hallodri-mäßig mit von der Partie war (mal mit 19, mal mit 31 Jahren), falls er nicht gerade im Aufzug eingesperrt war.

In Eichstätt, wie gesagt, blieb am letzten Mittwoch nicht viel Zeit für Unfug aller Art, ganze 66 Minuten. Außerdem war es helllichter Tag, wodurch sich spontane Orgien (Gelegenheit macht Diebe & Liebe) sowieso nicht aufdrängten. Man stand halt ein bisschen ratlos herum und ratschte, die Ängstlicheren gingen vielleicht zum Beten in den Dom, wo es auch ohne Stromausfall vormittags kalt und schummrig ist. Und kurz darauf gingen die Lichter wieder an, als wäre nichts gewesen. Ich werde Mitte Oktober trotzdem mal einen Blick in die Säuglingsstation unserer Eichstätter Klinik werfen, große Erwartungen hege ich aber nicht.

Über den großen 1965er-Stromausfall von New York gibt es übrigens sogar einen Spielfilm mit Doris Day: "Als das Licht ausging". Die Filmkritik ist sich einig: Es war ihr schlechtester Film.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach