Altenberg
Karten auf dem Tisch

Stallgespräch des Bauernverbands über Schweinehaltung

20.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Fotogen sind sie allemal, die Ferkel vom Beringer-Hof in Altenberg (Gemeinde Denkendorf). Bei Zucht und Mast geht es aber nicht direkt um die Frage, wie süß denn nun so ein Tierchen ist. Bei aller Liebe zum Beruf geht es nüchtern und äußerst professionell zu. - Foto: Auer

Altenberg (EK) In Berlin wurde an diesem Freitag die weltgrößte Agrarmesse, die "Grüne Woche", eröffnet, und an diesem Samstag gibt es dort eine Großdemonstration für mehr Umwelt- und Tierschutz in der Landwirtschaft. Die Bauern im Landkreis Eichstätt luden am Freitag deswegen zum "Stallgespräch".

Der Bayerische Bauernverband "BBV" unter Leitung von Kreisobmann Josef Kroll und Geschäftsführerin Erika Meyer lud die regionale Presse auf den Hof von Georg Beringer (35) im Denkendorfer Ortsteil Altenberg. Ziel war es, in völliger Offenheit zu zeigen, wie in der modernen Landwirtschaft Ferkel erzeugt und Schweine gemästet werden. "Man sieht immer nur die verschlossenen Stalltüren. Wir wollen zeigen, wie es wirklich ist", sagte Gastgeber Georg Beringer zum Auftakt. Unter den Teilnehmern waren auch der stellvertretende Kreisobmann Johannes Scharl, selbst Schweinezüchter auf dem Häringhof bei Eichstätt, und eine Reihe von Landwirtschafts-Auszubildenden aus der Region, die den Termin als Praxistag nutzten. Georg Beringer und seine Eltern Elisabeth und Franz haben 200 Hektar Land, auf dem sie Gerste, Weizen, Mais, Raps und Zuckerrüben anbauen. Getreide und Körnermais werden selbst geschrotet und als Futter für die Schweine verwendet. Zugekauft werden muss nur der in der Praxis unvermeidliche Sojaschrot, der etwa 13 Prozent des Futters ausmacht. Georg Beringer hat im Unterschied zu vielen anderen Schweinehaltern die gesamte Produktion in einer Hand: Er hält rund 200 Muttersauen, die regelmäßig bis zu elf Ferkel werfen. Die Ferkel zieht er im eigenen Betrieb groß und mästet sie bis zur Schlachtreife von 115 Kilo. 1100 Mastschweine leben auf dem Hof. Fast ein Drittel der Tiere wird direkt an Metzgereien in Denkendorf oder der nächsten Umgebung verkauft. "Die Metzger holen bei mir jeden Montag ihre Schweine." Die anderen werden von der Erzeugergemeinschaft Oberbayern (EGO) vermarktet und landen in den großen südbayerischen Schlachthöfen. Geschäftsführer der EG ist Beringers Bruder Franz, der ebenfalls als Fachmann am "Stallgespräch" teilnahm. Georg Beringer ist überzeugt, dass eine Komplett-Lösung der richtige Weg ist: Wenn nie fremde, zugekaufte Tiere auf den Hof kommen, werden auch kaum Krankheitserreger von außen eingeschleppt. Besucher, auch alle Gäste beim "Stallgespräch", werden in Einwegoveralls gesteckt. Beringers Hof wird im Rahmen des Prüfkonzepts "Qualität und Sicherheit" konsequent überwacht.

Direkt am Hof werden die Ferkel gezüchtet, sobald die Schweine etwas größer sind, müssen sie einen halben Kilometer weit umziehen, in zwei ausgelagerte Ställe. Alles ist auf dem modernsten Stand, von der computergesteuerten Fütterungstechnik mit dem selbst gemischten Nassfutter bis zur vollautomatischen Belüftung. Die Tiere haben viel Platz einschließlich angewärmter Schlafmöglichkeiten. Stroh als Einstreu gibt es aber nicht, sondern den üblichen Spaltenboden. Die Tiere wirken rundum zufrieden. Es gibt aber zwei Sorgen, die die Schweinebauern in ganz Deutschland derzeit umtreiben: Die Kastration der ganz jungen Schweinchen mit einer kleiner lokalen Betäubung ist ab 2019 verboten. Bliebe eine oft tödliche Operation unter Vollnarkose oder die chemische Kastration mittels mehrerer Spritzen. Und dann gibt es aktuell auch noch ein Urteil über den Platz, den Zuchtsauen in den Tagen der Besamung, der "Rausche", in ihrer schmalen Box haben müssen. Der Umbau würde richtig teuer, und breitere Boxen wären für die in dieser Phase völlig "kopflosen" Tiere noch dazu lebensgefährlich, wie Beringer feststellt. In der ganzen Branche herrscht deswegen gerade Ratlosigkeit, auch bei den großen staatlichen Versuchsanstalten. "Wir haben kleine Strukturen, das ist existenzgefährdend", warnt stellvertretender Kreisobmann Scharl. "Die Herausforderungen sind immens." Und Obmann Kroll fordert: "Wir brauchen Übergangsfristen." Die Kluft zwischen Theorie und Praxis wird auch dem Beringer-Hof in Altenberg noch viele Sorgen bereiten. Und dennoch sagt Georg Beringer, der Landwirtschaftsmeister und Agrarbetriebswirt, über seine tägliche Arbeit: "Mir macht das Spaß. Es ist interessant, mit diesen Tieren zu arbeiten."