Beilngries
Zünftig, unterhaltsam, gut

Bei der Musiknacht in Beilngries begeistern die Interpreten wieder einmal ihr Publikum

18.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr
Hervorragende Stimmung hat bei der Musiknacht in Beilngries geherrscht. −Foto: Treffer, Monika, Grampersdorf

Beilngries (DK) Ohne elektrische Verstärker, dafür direkt am Publikum - mit schneidiger Wirtshausmusi haben acht Musikantengruppen und Solisten am Samstagabend das Beilngrieser Publikum bei der zweiten Auflage einer Musiknacht im Frühjahr begeistert.

"Na bitte, geht doch", stellt ein junger Gast fest, der seine Bekannte aus München mitgebracht hat, "gute Traditions- und Volksmusik, jenseits von Schunkelromantik und Verblödelungsfolklore". Obwohl er ansonsten eher eine ganz andere Musikrichtung höre, finde er es "saustark", was das Beilngrieser Touristikbüro unter der Federführung von Rita Kaes wieder auf die Beine gestellt habe. Da ziehen Musikanten von Wirtshaus zu Wirtshaus und das Publikum sitzt bei gutem Essen und Trinken zusammen und lässt sich mit Quetschn, Karinette, Gitarre und Contrabass unterhalten.

Drent & Herent, das sind die Couplet-Sängerinnen Helga Thurner aus Österreich und Waltraud Grünwald aus Bayern - drent und herent halt, die immer auf der Suche nach alten überlieferten Volksliedern sind. In ihrem Lied "Die verblühten Schönheiten" erzählen die beiden, wie es ist, wenn man als alte Jungfer endet, weil man in seiner Jugend zu "gnaschig" bei der Auswahl der "Mannerleit" war.

Der Name MiSchKa steht für Stefan Mirbeth, Klaus Schmidmeister und Wolfgang Kamm. Mit ihrer Mischung aus Schauspiel und Musik kommen sie beim Publikum gut an; neue Texte zu alten Liedern, vermischt mit anderen Musikstilen. Bevor die drei ins nächste Gasthaus ziehen, verabschieden sie sich zur der Melodie des aus Afrika stammenden Songs "The lion sleeps tonight" mit dem Text: "Ja schee, mir samma heit in Beilngries". Und alle Gäste singen mit.

"Wir wechseln zu denen, die am meisten nach Musik lechzen", meint Bernhard in dem einzigen Gasthaus, in dem gleich zwei Gruppen parallel auftreten, und es dauert keine fünf Minuten, da haben er und seine Schwestern Michaela und Christine Reitberger das Publikum in gewohnter Manier zum Mitsingen und Mitklatschen animiert

Satirisch und kritisch, boarisch und politisch, diese Attribute stehen für die Unverschämte Wirtshausmusi. Die Zuhörer haben einen Mordsspaß, wenn sie feststellen: "Ein fränkischer Ministerpräsident geht gar nicht, aber wir dulden ihn." Außerdem sind die zwei der Meinung: "In Beingries fehlt eine Straßenbahn." Bekräftigt wird dies mit dem Obergiesinger Trambahn Blues.

Es ist nicht immer ganz einfach für die Musikanten, sich den Gegebenheiten in den Wirtshäusern anzupassen. Manchmal sind die Räume verwinkelt und es geht recht eng zu. Alles kein Problem für die Neurosenheimer. Die vierköpfige Gruppe tritt zum ersten Mal in Beilngries auf. Mit ihren vielen Instrumenten - Klarinette, Steirische, Akkordeon, Querflöte, Nasenflöte, Tuba, um nur einige zu nennen - haben sie wohl am meisten zu tragen, wenn sie von einem Wirtshaus ins nächste wechseln. Der lustige Weibertrupp und der einzige Mann an der Tuba verstehen es hervorragend mit ihren neuen Texten zu alten Melodien, das Publikum einzubinden.

Da Wampert Zodert und der Boartert Plattert haben es da schon ein wenig schwieriger. Ihr Oberpfälzer Dialekt aus "Woldersboch" ist für manchen Beingrieser gar nicht so leicht zu verstehen. Aber die beiden Spezialisten für Zwiefache meistern die Hürde mit Bravour und ernten mit ihren satirischen Texten zu Schröder, Merkel, Trump und Co. viel Beifall.

Die Unger Buam müssen in Beilngries sowieso niemanden mehr von sich überzeugen. Ihrem Motto "urig, boarisch, derb" werden sie wieder vollkommen gerecht. Und Hans Rösch meistert - unabhängig vom Wechselrhythmus der anderen Gruppen - die Aufgabe, den ganzen Abend über im gleichen Gasthaus zu unterhalten.

Mit dem Konzept, die Wirtshausmusik wieder aufleben zu lassen, ist es den Beilngrieser gelungen, eine alte Tradition in die Zukunft zu führen. Das hat sich inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus herumgesprochen. Und im Herbst steht dann auch schon die nächste Musiknacht - sicher wieder mit sehr vielen begeisterten Zuhörern - an.