Zell
Ein Ständchen für den Spitzensportler

Die Zeller und hohe Politprominenz feiern den neuen Weltmeister Christoph Öttl

05.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr

Foto: Harald Rast

Zell (rat) Großer Bahnhof für den Weltmeister: Ganz Zell hat am Sonntagabend die Ankunft von Christoph Öttl gefeiert, der wenige Stunden zuvor mit einer Goldmedaille von der Eisstock-Weltmeisterschaft im österreichischen Amstetten zurückgekehrt war.

Mit schwarz-rot-goldenen Deutschland-Fahnen, Transparenten und Blasmusik ging es um 18 Uhr im Triumphzug von der Ortsmitte vorbei an der Kirche bis zur Sportanlage. Viele Einwohner marschierten begeistert mit. Wo sportlicher Erfolg daheim ist, da ist die hohe Politik nicht weit. Albert Füracker, der Staatssekretär im Finanz- und Heimatministerium, und Landrat Willibald Gailler (beide CSU) sowie Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) ließen es sich nicht nehmen, Dietfurts Sporthelden willkommen zu heißen. Wie berichtet, hatte Öttl als Kapitän des deutschen Nationalteams den Titel im Mannschaftsspiel geholt.

Nach dem Marsch durch den Ort versammelte sich die Feiergemeinde in der Sporthalle des SC Zell, wo Öttls Karriere ihren Ausgang genommen hat und wo er mit hartem Training die Basis für seine Erfolge legt. Der Vorsitzende Josef Kuffer bezeichnete den untadeligen Sportsmann als Aushängeschild des Vereins: "Mit einer sehr guten Leistung hat Öttl nun seine Karriere gekrönt." Er sei ein Vorbild für die jungen Zeller Stockschützen, die ihm schon jetzt nacheifern würden. Derlei Erfolge seien aber nur mit professionellen Sportstätten machbar, sagte Kuffer an die Adresse der anwesenden Politprominenz. Er wies darauf hin, dass die Halle erhalten werden müsse, was viel Geld koste. "Zuschüsse nehmen wir gerne an", betonte er.

"Es gibt auf der Erde 7,5 Milliarden Menschen - aber der beste Stockschütze der Welt steht hier", jubelte Füracker. Dieser WM-Titel sei ein hervorragender Anlass für den ersten Festzug im Jahr 2018 im Kreis Neumarkt. Der aus Parsberg stammende Spitzenpolitiker, der als Favorit für das Amt des Finanzministers im ersten Kabinett des designierten Regierungschefs Markus Söder (CSU) gilt, zählte die Eigenschaften auf, die Öttls Sieg möglich gemacht haben: Fleiß, Zielstrebigkeit und natürlich der Zusammenhalt beim SC Zell. Der Stockschützensport werde hier mit Spaß, aber auch großer Leidenschaft betrieben und habe deshalb auch im kleinen Dorf Zell eine große Zukunft. Füracker hofft nun, dass diese Sportart bald für die Olympischen Spiele zugelassen wird und dass man dann in Zell noch einen Olympiasieger feiern kann.

Landrat Gailler bezeichnete den WM-Titel für einen Bürger des Kreises Neumarkt als außerordentliches Ereignis. "In meiner politischen Karriere habe ich noch nie einen Weltmeister empfangen." Öttl sei ein Vorbild für alle Sportler im Kreis. "Man sollte die 1996 eröffnete Halle in Christoph-Öttl-Halle umbenennen", schlug der Landrat vor. Christoph Öttl sei zwar bereits im Goldenen Buch der Stadt Dietfurt verewigt, stellte Bürgermeisterin Carolin Braun fest. "Aber nach dem WM-Titel kommt er sicher erneut rein, denn Öttl macht Zell zu dem, was es ist", kündigte sie an.

Der Zeller Ortssprecher Andreas Porschert lobte die "Spitzenleistung" des Titelträgers. Der hohe Respekt aller Dorfbewohner sei ihm sicher. Er wies darauf hin, dass in der örtlichen Stockschützenmannschaft ausschließlich Eigengewächse aktiv seien. "Wir haben noch nie einen Spieler von auswärts hinzugekauft", betonte Porschert. Auch er hoffte, dass das IOC den Stockschützensport bald mit der Aufnahme ins olympische Programm adeln werde. "Das wäre nochmals eine höhere Ebene", meinte Porschert.

Ingrid Kärtner, die Kreisobfrau der Stockschützen vom Verein 603 Befreiungshalle in Kelheim, bezeichnete Öttl als "Supersportler". Er bringe sich aber auch im Kreisverband ein, berichtete Ingrid Kärtner. Derlei Erfolge seien allerdings nur mithilfe des Vereins und auch der Familie möglich. Der so euphorisch Gepriesene ließ die Lobeshymnen erkennbar gerührt über sich ergehen. "Dieser Empfang sprengt alles", sagte Öttl dem DONAUKURIER. Er sei vor allem überrascht über die Anwesenheit der Politprominenz. Die kleine Feierstunde beendete der Vorsitzende Kuffer dann mit einem kräftigen "Stock heil!"

Danach zog man sich ins Vereinsstüberl zurück. Dort zeugen bereits Dutzende Trophäen von den zahlreichen Erfolgen des SC Zell in der Vergangenheit. Bei einer kleinen Brotzeit wurde nun der WM-Titel gefeiert. Viele Fans wollten die blitzende gläserne Goldmedaille einmal kurz in ihren Händen halten. Christoph Öttl stand derweil bescheiden neben dem Herd und blickte noch immer fassungslos auf den Trubel. Zur Belohnung nippte er an einem schlichten hellen Bier.