Wolfsbuch
Zehn Pfund Pfennig und brennende Höfe

Der Ortsteil Wolfsbuch blickt auf eine 930-jährige Geschichte zurück

14.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs ist diese bis heute erhaltene Postkarte des Dorfes Wolfsbuch entstanden. ‹ŒRepro: Patzelt

Wolfsbuch (pa) Ein rundes Jubiläum kann die Ortschaft Wolfsbuch in diesem Jahr feiern. Anno 1087 erschien das Dorf in einer Traditionsnotiz und wurde so erstmals urkundlich erwähnt. Unsere Zeitung blickt auf einige Eckdaten der langjährigen Dorfgeschichte zurück.

Vor 930 Jahren erfolgte die erste urkundliche Erwähnung. Damals vertauschte die Äbtissin Frideruna zu Geisenfeld "zweieinhalb Hube, die ihr in dem Orte Wolfsbuch zuständig sind mit sechs leibeigenen Familien und zehn Pfund Pfennig an den Bischof Udalrich zu Eichstätt gegen den Zehenten zu Gaimersheim, der ihrem Kloster zu ewigen Zeiten verbleiben solle". 1158 erschien ein gewisser Chuno de Wolvespuch als Zeuge in einer Eichstätter Urkunde. Er war "Bischofes Ministerialis", also ein Dienstmann des Bischofs. Und im Jahr 1367 vergaben die Grafen von Abensberg einen Hof zu Wolfsbuch, der "ein Schaff Korn und eben so viel Haber gültet", an das Chorherrenstift zu Essing.

Im 15. Jahrhundert wurde die Pfarrkirche erbaut. Der wuchtige Turm trug ursprünglich ein Satteldach. Auf einer Landkarte von Peter Weinerus, die ein bloßer Nachstich der Karte des Mathematikers Philipp Apian war, erschien der Ort unter der Bezeichnung "Wolffpuech". Apian reiste Mitte des 16. Jahrhunderts durch das Land, um die erste auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende Karte Bayerns zu erstellen. 1563 konnte er Herzog Albrecht V. die auf Pergament gezeichnete Große Karte von Bayern präsentieren.

Ab 1740 unterrichtete der erste "ordentlich angestellte" Lehrer Benno Dürr die Wolfsbucher Kinder in seiner Wohnung. Nebenbei war er als Schuhmacher tätig, um seine achtköpfige Familie ernähren zu können. 1793 wurde das erste Schulhaus in Richtung Zell errichtet. 1838 schrieb Pfarrer Franz-Xaver Mayer, dass sich die Einwohnerschaft von 271 Seelen in 52 Gebäuden "von dem beträchtlichen Feldbau und der Viehzucht gut ernährt".

20 Jahre später wurde der Pfarrhof erbaut und 1860 das ehemalige Pfarrhaus in ein Schulhaus umfunktioniert. Mit 33 Neugeborenen verzeichnete Wolfsbuch 1884 die höchste Geburtenzahl und ein Jahr danach mit 33 Gestorbenen die höchste Sterbeziffer in der Dorfgeschichte.

Am 6. Oktober 1934 brach im Anwesen des Landwirts Hackner ein Feuer aus, das sich rasch auf mehrere benachbarte Gebäude ausweitete. Ein knappes Jahr später, am 17. März 1935, fielen einem Großbrand erneut drei Scheunen und zwei Wohnhäuser mit Anbauten zum Opfer.

Durch den Zuzug von Heimatvertriebenen in den Jahren 1945/1946 bekam das Dorf einen erheblichen Zuwachs, so dass die Einwohnerzahl kurzzeitig auf 565 anstieg. Elf Brautpaare gaben sich 1953 in der Andreaskirche das Jawort, was die höchste Anzahl an Trauungen bedeutete. Im Juli 1958 flimmerten bei Lehrer Kobl erstmals im Dorf Bilder über ein Fernsehgerät und im Juni 1961 begann man mit dem Bau eines neuen Schulhauses. Drei Jahre später, im September 1964, verließ mit Pfarrer Jakob Tischner der letzte ortseigene Geistliche das Dorf.

Schulreform lautete das Schlagwort des Jahres 1971. Die Schulkinder der ersten bis vierten Klasse fuhren nach Pondorf, die restlichen Mädchen und Buben nach Dietfurt. Im gleichen Jahr wurde auch das neue Baugebiet im Süden des Dorfes ausgewiesen. Am 2. Februar 1972 unterzeichnete Bürgermeister Paul Rosenwirt den Eingemeindungsvertrag mit Beilngries. 1975 stand die Eröffnung des Kindergartens an und im März 1983 besuchte Bischof Manfred Müller die Pfarrgemeinde. Auf dem festlich geschmückten Dorfplatz feierten die Einwohner von 11. bis 12. Juli 1987 den 900. Geburtstag der Ortschaft und 1993 erhielt Wolfsbuch seine Straßennamen.

In einem neuen Kleid präsentierte sich im Mai 1998 die Pfarrkirche. Die Renovierung kostete rund 837 000 D-Mark. Im August 2010 erteilte Pfarrer Werner Sulzer dem restaurierten Pfarrstadel den kirchlichen Segen. Und am 3. Mai 2015 segnete Pfarrer Matthäus Luka die mit großem Aufwand renovierte Marienkapelle auf einer Anhöhe des Dorfes.