Von Indianern in Arizona abgeschaut

20.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:33 Uhr

In Grubenbrandtechnik hat die Keramikerin Gabi Maier-Marx Fundstücke aus der Hallstattzeit nachgefertigt. Die Beilngrieser Vorfahren vor 2800 Jahren waren hervorragende Töpfer. - Foto: jr

Beilngries (jr) "Die Beilngrieser Vorfahren vor 2800 Jahren waren hervorragende Töpfer!" Dieses Kompliment macht Gabi Maier-Marx den Menschen aus der Hallstattzeit. Die gelernte Keramikerin hat bei Indianern in Arizona die uralte Technik des Grubenbrandes erforscht – und lehrt sie jetzt Kursteilnehmern.

"Bei uns ist die Steinzeit 3000 bis 5000 Jahre, in Arizona 400 bis 500 Jahre alt, weil dort die Indianer die ursprüngliche Art des Brennens von Getöpfertem noch kennen und teilweise noch praktizieren", berichtet Gabi Maier-Marx, die von 1995 bis 2004 mit ihrem Mann Günther in Amerika gelebt und sich intensiv mit der Grubenbrandtechnik, die auch die Menschen der Hallstattzeit im Altmühltal angewandt haben, befasst. Lehrmeisterin war eine indianische Freundin. "Töpfern ist das älteste Handwerk, die Gefäßkeramik hat sich aus dem Grubenbrand entwickelt", weiß die Beilngrieserin. Für den Grubenbrand benötige man ein 60 Zentimeter tiefes Loch in der Erde. Der Durchmesse der Grube solle etwa einen Meter betragen. In diese Grube könne man bis zu 30 getöpferte Teile geben. Der Aufbau sei schon eine kleine Kunst. "Empfindliche Sachen und große Teile" müssten ganz unten platziert werden. Die mit Getöpfertem gefüllte Grube werde mit Sägespänen, Holz, Ästen, Reisig, Laub und Stroh gefüllt, angezündet und "im richtigen Moment zugedeckt". Der "reduzierte Brand von oben nach unten" entziehe Sauerstoff, insgesamt dauere der Brennvorgang mit Abkühlung bis zu drei Tage. In dem "Ofen" herrschten Temperaturen von 900 Grad. Durch chemische Veränderung finde auch Grafitbildung statt.

Das im Grubenbrand Gebrannte hat laut Maier-Marx eine "sehr reizvolle Lebendigkeit, ganz anders als Ergebnisse aus dem Elektroofen". Allerdings sei diese uralte Technik nicht "so einfach, wie sie aussieht". Man habe einiges Lehrgeld zahlen müssen, bis alles gut funktioniert habe. Ein Seminar "Grubenbrandtechnik" habe man bereits mit Erwachsenen durchgeführt, es sollen weitere Lehrgänge folgen. Man sei momentan noch auf der Suche nach einem geeigneten Gelände, denn das Brennen bei ihrem Anwesen in der Langen Gasse würde eine "Zumutung für die Anlieger" darstellen.

Die bisherigen Grubenbrandergebnisse können im Atelier der Künstlerin besichtigt werden. Getöpfert und gebrannt wurden Tongefäße, die Fundstücken aus der Hallstattzeit im Bereich Beilngries nachempfunden sind. "Was die Töpfer vor 2800 Jahren gefertigt und gebrannt haben, ist eine wahnsinnige Keramik. Wenn ich mir die tollen Fundstücke aus dem Ottmaringer Tal, Im Oehl und anderen ehemaligen Siedlungs- und Bestattungsstätten anschaue, bekomme ich eine Gänsehaut", gesteht die gelernte Töpferin, viele Tongefäße seien mit Ornamenten und Dekoren versehen. Besonders faszinierend seien Gefäße mit stilisierten Hirschen und Vögeln, die in der Ausstellung "Mehr als 1000 Jahre" in der Raiffeisenbank Beilngries zu sehen sind. Maier-Marx: "Ornamente auf Gefäßen waren nicht nur Verzierung, sondern Zeugnis ähnlich wie bei Höhlenzeichnungen. Teilweise erzählen solche Verzierungen Geschichten. Sie waren bildnerische Umsetzung vom Leben, denn die Menschen damals konnten nicht schreiben, da die Keilschrift erst später einsetzte."

Die Vorfahren der Beilngrieser haben in der Hallstattzeit an verschiedenen Orten getöpfert und gebrannt. Gearbeitet wurde bei Lehmgruben, wobei die Aufbereitung des Naturmaterials zu keramischem Ton laut Gabi Maier-Marx "sehr aufwendig war und große Kenntnis erforderte". Gefertigt haben die Künstler von einst neben der Gebrauchskeramik auch Opfergefäße und Behältnisse für Urnenbestattungen. Zu den ganz besonderen Funden zählt ein Rhyton, ein Trinkgefäß, das 1978 bei Ausgrabungen auf dem heutigen Schmidt-Seeger-Gelände zum Vorschein kam und das ebenfalls in der Ausstellung des Kunsthistorischen Vereins Beilngries-Kinding im Dachgeschoss der Raiffeisenbank zu sehen ist. Auch dieses Rhyton möchte Gabi Maier-Marx in Grubenbrandtechnik nachfertigen. Interessierte an einem Kurs können sich bei der Künstlerin melden.