Thulosirubari/Beilngries (DK) Diese Straßensperre ist keine gewöhnliche. 500 Meter vor dem Schulgelände in Thulosirubari, 70 Kilometer östlich der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, endet für Ralf Dujmovits und Stefan Nestler die mehrstündige Fahrt im Jeep.
Als Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger und der Kölner Journalist aus dem Auto steigen, beginnen die wartenden Musiker, auf ihren traditionellen Instrumenten zu spielen. Auf dem Schulvorplatz werden sie zusammen mit Sunil Shrestha und Shyam Pandit, den lokalen Mitarbeitern der Nepalhilfe Beilngries, mit "großem Bahnhof" begrüßt. Mehrere hundert Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrer, die Dorfhonoratioren und andere Bewohner von Thulosirubari haben sich zur feierlichen Einweihung der ersten beiden Gebäudeteile eingefunden.
Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg hin zum Wiederaufbau und der Sanierung der durch das Erdbeben beschädigten oder zerstörten Schulen der Nepalhilfe Beilngries ist damit getan. Ganz wesentlich dazu beigetragen haben die Spenden des von Dujmovits, der österreichischen Topbergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner und Nestler initiierten Hilfsprojekts "School up", dessen Ziel es war, die vollständig zerstörte Schule schnellstmöglich wieder aufzubauen. Das Vorhaben stand unter der Koordination der Beilngrieser Hilfsorganisation, für die "dieses außergewöhnliche finanzielle Engagement fürwahr ein Segen war", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Schließlich stehen noch weitere 13 Schulgebäude auf der Sanierungsliste.
Von dem einst dreistöckigen Schulgebäude in Thulosirubari war im April 2015 nur noch ein Haufen aus zerknülltem Stahlgeflecht und Betonbrocken übrig geblieben. Im Oktober 2016 konnten die Bauarbeiten beginnen. Jetzt sind die ersten beiden Gebäude mit insgesamt zwölf Klassenräumen fertig. Letzte Feinarbeiten stehen noch aus, ehe im April der Umzug von den bisherigen Wellblechprovisorien in die neuen Räume erfolgen wird.
An diesem Festtag werden nun unter einem großen Zeltdach auf dem Schulhof unzählige Reden gehalten, viele Urkunden und Geschenke überreicht. Tanzeinlagen von Schülerinnen lockern das Programm auf. Die große Dankbarkeit ist in den strahlenden Gesichtern der Bevölkerung zu erkennen. "Ihr habt uns nicht nur geholfen, sondern auch neuen Mut geschenkt", sagt Devi Dulal, der Vorsitzende des Schulkomitees. Angespornt durch die Bauarbeiten an der neuen Schule, hätten viele Einwohner von Thulosirubari damit begonnen, auch ihre zerstörten Häuser im Dorf wieder aufzubauen.
Mittlerweile laufen im Sindhupalchok-Distrikt die Arbeiten an rund 75 Prozent der Gebäude, die durch das Erdbeben beschädigt oder zerstört worden sind, sagt Bauingenieur Sanjay Sapkota, der als technischer Berater der Nepalhilfe Beilngries den Wiederaufbau der Schulen betreut.
Nestler und Dujmovits legen an diesem Festtag derweil schon den Grundstein für den zweiten Bauabschnitt von "School up!". Hier soll ein weiteres Gebäude mit acht Klassenräumen entstehen, dazu ein zweiter Toilettentrakt. "Erziehung ist die beste und wichtigste Investition in unsere Jugend", sagt Ralf Dujmovits in seiner kurzen Rede. Den Dank nehmen er und Nestler stellvertretend für alle Spender entgegen. Wie Nestler dazu betont, wird man für die Realisierung des zweiten Bauabschnitts, der bis zum Ende des kommenden Jahres dauern wird, weitere Spenden benötigen. Informationen zu Spendenmöglichkeiten gibt es auf der Internetseite der Nepalhilfe unter www.nepalhilfe-beilngries.de.
