Seubersdorf
"Wir Landfrauen stehen unseren Mann"

Treffen der Bäuerinnen in Seubersdorf Pfarrer Rainer Maria Schießler spricht zum Thema Heimat

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Foto: Werner Sturm

Seubersdorf (swp) Rund 700 Gäste haben am Landfrauentag des Landkreises Neumarkt in Seubersdorf teilgenommen. Martin Schmid aus Schweinkofen bekam das Silberne Herz verliehen. Der prominente Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München referierte zum Thema "Das ist Heimat".

Am Freitag nach dem Aschermittwoch ist Landfrauentag im Landkreis Neumarkt, und der fand zum zweiten Mal in Folge in Seubersdorf statt. Die große Mehrzweckhalle war fast zu klein, so groß war der Andrang zu diesem Festtag der bäuerlichen Landwirtschaft. Eine Marktstraße war aufgebaut. An den Ständen gab es neben vielen Informationen auch alles, was Landfrauenherzen höher schlagen lässt.

Der Landfrauenchor unter der Leitung von Resi Hierl aus Litzlohe ließ die Lieder "Grüß Gott beieinander" und "Jeder Tag ist eine Tür" erklingen. Den Chor gibt es schon seit mehr als 40 Jahren. Beim Landfrauentag wurden die Sängerinnen Fanny Körner und Anneliese Weihrauch aus Röckersbühl für 25 Jahre Mitgliedschaft mit Urkunde und Brosche geehrt.

Die Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck und ihre Vertreterin Rita Götz überreichten ferner das Silberne Herz an Martin Schmid, den Kreis-Ehrenobmann des Bayerischen Bauernverbandes und Vorsitzenden der Waldbesitzervereinigung Parsberg. Mit dieser Auszeichnung würdigen die Landfrauen alle Jahre außerordentliches soziales oder karitatives Engagement. "Martin Schmid ist eine besondere Person, die viel geleistet hat für die Landwirtschaft", sagte Hollweck. Schmid antwortete: "Das ist eine riesengroße Ehre für mich."

Der Landfrauentag stand unter dem Motto "Das ist Heimat". Viele Ehrengäste aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, darunter nahezu alle Bürgermeister des Landkreises, dokumentierten mit ihrer Anwesenheit ihre Wertschätzung für die Landfrauen. Die Kreisbäuerin sagte: "Wir Landfrauen stehen zu Tradition, Brauchtum und zu unserer Heimat. Wir sind nicht nur modern, wir stehen auch unseren Mann, ob als Ehefrau, Mutter, Bäuerin, Betriebsleiterin oder in unzähligen Ehrenämtern."

Hollweck ging kurz auf für den Bauernstand brisante Themen wie Wolf, Biber, Wildschwein oder Glyphosat ein und sagte zum Thema Heimat: "Ich fühle mich zu Haus, wo ich mich auskenne, mir die Dinge vertraut sind und wo ich weiß, wie es läuft." Die Liebe zum Dorf, zur Region und damit zur Heimat sei eine wichtige Triebfeder, um sich zu engagieren und Verantwortung zu tragen. Die Kreisbäuerin rief ihren Berufskolleginnen zu: "Seid selbst die Veränderung, die ihr euch für die Welt wünscht. Lasst uns das Vergangene abschließen, uns auf die Gegenwart einlassen und an die Zukunft glauben."

Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München ist bekannt aus Funk und Fernsehen. Er hatte bereits eine eigene Talkshow, schrieb Kolumnen und wurde mit dem Bierorden ausgezeichnet. "Mein Vater meinte, dass ich als Landwirt keine Frau bekomme, da bin ich halt Pfarrer geworden." Mit diesen launigen Worten hatte der Gottesmann mit niederbayerischen Wurzeln gleich den Saal auf seiner Seite. Mit lustigen, bitterernsten und nachdenklichen Ausführungen zum Thema Heimat zog er die Zuhörer in seinen Bann. Einmal wurde gelacht, dann war es wieder mucksmäuschenstill im Saal.

Bezug nehmend auf die Worte des Philosophen Friedrich Nietzsche "Wehe dem, der keine Heimat hat" wies der Geistliche darauf hin, dass es nie zuvor in der Weltgeschichte so viele Vertriebene, Heimatlose, Flüchtlinge, oder Ausgesiedelte gegeben habe wie im 20. und 21. Jahrhundert. Heimat sei etwas, um das man sich kümmern müsse, es sei Aufgabe der jungen Generation, mit Toleranz und Offenheit Heimat zu bejahen. Abschließend sagte Schießler: "Und wenn man Heimat konsequent zu Ende denkt, dann geht das nur im Zusammenhang mit dem Glauben. Heimat ist wie eine Welle, die dich mitnimmt und zurückholt in den großen Ozean."

Der Seubersdorfer Bürgermeister Eduard Meier (CSU) begrüßte die Gäste als Hausherr und hatte ein dickes Lob für die Landfrauen parat: "Sie sind eine bemerkenswerte Gemeinschaft, bei Ihnen ist Herzlichkeit spürbar. Mit Liebe und Engagement bewirken Sie sehr viel für die Menschen in unserer Heimat."

Landrat Willibald Gailler (CSU) machte deutlich: Der bäuerliche Berufsstand ist im Landkreis Neumarkt unverzichtbar. Weitere Grußwortredner waren der Seubersdorfer Pfarrer Peter Gräff und die Bezirksbäuerin Rita Blüml.

Am Nachmittag hieß es "Bühne frei" für den Bauchredner Aurer Jackl. Der Erlös des Landfrauentages wird an die Familie des schwer erkrankten Alexander Eberl aus Gimpertshausen gespendet.