Paulushofen
Schwierige Einsätze und große Feste

Die Feuerwehr Paulushofen feiert ihr 140-jähriges Bestehen Erinnerung an bewegte Zeiten

17.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Foto: Anton Patzelt

Paulushofen (DK) Kaum sind die letzten Klänge der Geburtstagsfeierlichen der Feuerwehr Aschbuch/Kirchbuch verhallt, da freut man sich in der Großgemeine schon auf das nächste Feuerwehrjubiläum. Die Kameraden aus Paulushofen feiern an diesem Wochenende den 140. Geburtstag ihres Vereins.

Wie bei vielen anderen Vereinen wechselten sich auch bei der Paulushofener Feuerwehr in der langen Geschichte Höhen und Tiefen ab. So mancher schwierige Einsatz musste bewältigt werden - und so manches Fest durfte in geselliger Runde gefeiert werden. Ein Blick in die lange Geschichte der Feuerwehr vom Altmühlberg ist zweifellos lohnenswert.

Aus dem Protokollbuch geht hervor, dass die Feuerwehr Paulushofen am 2. Januar 1877 mit 52 Mitgliedern gegründet wurde. Die Löschrequisiten bestanden damals aus einer Löschmaschine, die im Pfarrstadel aufbewahrt wurde, 21,5 Metern Hanfschlauch, zwei Dachleitern und zwei Feuerhaken.

Die sogenannte Feuerwehrliste wurde vor 140 Jahren noch vom damaligen Bürgermeister Alois Meier erstellt und in seiner Wohnung zur Einsicht ausgelegt. Ein Jahr später war der Feuerwehrhauptmann Michael Fanderl für die Ausfertigung verantwortlich und der Bürgermeister musste die Liste lediglich zur Kenntnis nehmen. Parallel zur Freiwilligen Feuerwehr bestand auch noch die Pflichtfeuerwehr. Mit einem Monatsbeitrag, der je nach Vermögen zwischen fünf und 20 Pfennig lag, konnte man passives Mitglied werden und man war so von den vorgeschriebenen Frühjahrs- und Herbstübungen befreit. Die Gelder der passiven Mitglieder flossen in eine eigene Kasse und waren für die Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen bestimmt, während der monatliche Mitgliedsbeitrag der Aktiven laut Statuten aus dem Jahr 1883 "für Vergnügungszwecke", in der Regel für Freibier, verwendet werden durften.

Größere Veranstaltungen, wie die seit 1882 jährlich stattfindenden Gesellschaftsbälle, die Christbaumverlosungen oder Theateraufführungen, für die 1934 eine eigene Bühne angeschafft wurde, erbrachten meist Überschüsse, mit denen die Feuerwehr unter anderem Uniformen kaufte. Die regelmäßigen Einnahmen hätten dafür nicht ausgereicht.

Anno 1881 wurde für 300 Mark eine zweirädrige Druckspritze angeschafft. Aber bereits 14 Jahre später war der Kauf einer "zweiten Löschmaschine" dringend nötig. 600 Mark verschlang die "Saug- und Druckspritze" mit Pferdedeichsel, Bock, Bremse, Laterne und Schlauchhaspel. Die Firma Braun aus Nürnberg erhielt dafür ein Jahr nach der Lieferung die ersten 100 Mark und den Rest in jährlichen Raten von jeweils weiteren 100 Mark.

Im Jahr 1895 sollte auch ein "Feuerlöschrequisitenhaus" errichtet werden. Doch das Bezirksamt lehnte das dafür vorgesehene Grundstück mit der Begründung, "dass dieser Platz ganz außerhalb der Ortschaft liegt und stark von Schneewehen heimgesucht wird", ab. Nachdem diese Planungen gescheitert waren, baute die Feuerwehr am Kottingwörther Weg ein "Feuerhäuschen".

1905 wollte man mit einer "Ergänzungslöschordnung" zur bestehenden Feuerlöschordnung den Freibierausschank bei Bränden in den Griff bekommen. "Denn neben dem Schaden, der durch das Feuer entstanden ist, soll nicht auch noch die Gemeinschaftskasse in finanzielle Mitleidenschaft gezogen werden", lautete die Begründung für diese Maßnahme. In einer Anweisung an die Wirte wurde die genaue Freibiermenge festgelegt, die bei einem Brand ausgeschenkt werden durfte. Es folgte eine weniger amüsante und sehr harte Zeit mit den beiden Weltkriegen. Drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt die Wehr die erste Tragkraftspritze TS 8/8. 1981 ließen sich die Paulushofener in das Vereinsregister eintragen und drei Jahre später durften sich die Einsatzkräfte über den lang ersehnten Spritzenanhänger freuen. Von 29. Juni bis 1. Juli 1984 fand mit dem damaligen Beilngrieser Bürgermeister Willy Muschaweck als Schirmherrn eine feierliche Fahnenweihe statt. Als Fahnenmutter fungierte Hildegard Lerzer und als Fahnenbraut Gabriele Gerneth. Die neue Vereinsfahne, die Pfarrer Josef Bierschneider segnete, kostete rund 6800 Mark.

Zum 120-jährigen Bestehen organisierte der Verein 1997 erneut ein dreitägiges Fest, dem 65 Vereine beiwohnten. Am 26. September 1999 erteilte Pfarrer Markus Harrer dem neu errichteten, schmucken Feuerwehrhaus den kirchlichen Segen. Die Kosten für das Gebäude in Höhe von rund 106 000 Mark konnten durch den Einsatz vieler freiwilliger Helfer verhältnismäßig niedrig gehalten werden. Am 16. Juni 2002 segnete Pfarrer Harrer die neue Tragkraftspritze der Feuerwehr.