Paulushofen
Reservisten fordern Gesellschaftsdienst

Jahrestagung der Landesgruppe in Paulushofen Gewinnung junger Mitglieder verstärkt im Visier

28.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr

Zu den Gästen der bayerischen Reservisten um deren Vorsitzenden Friedwart Lender (Zweiter von rechts) zählten Fabian Forster (von links), Sascha Rahn, Tanja Schorer-Dremel, Oberst Peter Haupt sowie Peter-Paul Gantzer. - Foto: Nusko

Paulushofen (DK) Dass der demografische Wandel auch die Reservisten vor neue Herausforderungen stellt, ist bei der 20. Jahrestagung Reservistenarbeit der Landesgruppe Bayern des Reservistenverbands deutlich geworden. Sie fand am Wochenende in Paulushofen statt.

Dabei betonte Landesvorsitzender Friedwart Lender aus Nürnberg, der Verband müsse spätestens seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht gegen eine Überalterung ankämpfen. Habe man im Jahr 1990 bundesweit noch rund 200 000 Mitglieder gezählt, so sei diese Zahl mittlerweile auf 110 000 geschrumpft. 41 000 und damit gut ein Drittel von ihnen gehören Lender zufolge der Landesgruppe Bayern an. Viele Mitglieder seien schon lange dabei, jedoch könne man aus der ohnehin massiv geschrumpften Zahl an aktuell aus dem Dienst scheidenden Soldatinnen und Soldaten kaum neue Reservisten rekrutieren, so Lender.

"Damit wir nicht noch weiter überaltern, brauchen wir dringend neue Leute", betonte er. Lender verwies in diesem Zusammenhang auf eine "Kampagne zur Gewinnung neuer Mitglieder". Sie werde am 1. April gestartet. Um mit den Reservisten der jüngeren Generation besser kommunizieren zu können, setzt der Verband künftig verstärkt auf Kontakte über die Sozialen Medien. Dies verdeutlichte Sascha Rahn, der für Kommunikation und digitale Transformation zuständige Vizepräsident der Reservisten in Deutschland.

Diesbezüglich verwies auch Lender auf mittlerweile sehr unterschiedliche Gewohnheiten bei der Informationsbeschaffung. So erreiche man ältere Mitglieder auch weiterhin vor allem über Printmedien, aber bezüglich eines intensiven Kontakts zu jüngeren Leuten müsse man sich stärker an deren Gewohnheiten anpassen, erläuterte der Landesvorsitzende. Er sagte auch, die Homepage des Verbandes sei bereits überarbeitet worden; nun gelte es, die unterschiedlichen Informationsmöglichkeiten für die Mitglieder zu synchronisieren. Dies solle zum Beispiel durch eine Reservistená †app geschehen. Für das Sachgebiet Betreuung und Fürsorge ist beim Reservistenverband Vizepräsident Fabian Forster zuständig. Er stellte den Tagungsteilnehmern aktuelle Überlegungen zu einer "psychosozialen Kameradenhilfe" vor. Deren Schwerpunkte seien "Hilfen im Alltag" für Soldaten, die bei Einsätzen in Kriegsgebieten waren und anschließend aus dem Dienst scheiden.

Karl-Heinz Brunner, stellvertretender Präsident der Reservisten in Deutschland, stellte wesentliche Merkmale eines neuen Konzepts zur Zukunftsgestaltung des Verbandes vor. Er sagte zudem, etliche Jahre nach Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht sei die Einführung eines Gesellschaftsdiensts in Deutschland dringend geboten. Diesbezüglich wolle man zumindest eine Diskussion in Gang bringen. Außerdem forderte Brunner die Neuausrichtung der Sicherheitsstrategie in Deutschland. Anzustreben sei ein Konzept für die Zusammenarbeit von Bundeswehr, Reservisten, Polizei und auch verschiedenen Verbänden.

Informationen aus erster Hand gab es auch von Peter Haupt. Der Oberst im Generalstab ist im Bundesverteidigungsministerium Leiter des erst vor knapp einem halben Jahr gegründeten Referats für Reservisten- und Veteranenangelegenheiten. Er stellte dessen Struktur und Aufgaben vor. Über den aktuellen Stand der "Personalführung der Reservisten" sprach Oberstleutnant Michael Merzbach vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr.

Zu den Gästen bei der Tagung zählten auch die Landtagsabgeordneten Eva Gottstein (Freie Wähler), Tanja Schorer-Dremel (CSU) und Peter-Paul Gantzer (SPD). Letzterer ist Oberst der Reserve.