Paulushofen
Kräftige Stimmen und das Lied vom Glasauge

Beim Wirtshaussingen in Paulushofen werden die Besucher hervorragend unterhalten

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Eine richtige Gaudi hatten die Besucher des lustigen Wirtshaussingens in Paulushofen. Mit seiner gewaltigen Stimme und seiner Diatonischen begleitete Ernst Schusser die einzelnen Lieder und Couplets (links). Da klatschten und sangen gerne alle mit. - Fotos: Patzelt

Paulushofen (DK) Es ist zwar der ein oder andere etwas schräge Ton dabei gewesen, aber das hat niemanden gestört. Im Gegenteil: Das Wirtshausingen in Paulushofen sollte weit weg vom Perfektionismus großer Chöre sein. Zur Not gab es noch den "So-tun-als-ob-Trick" - Mund aufmachen, Mund zumachen, ohne einen Laut von sich zu geben.

Darauf bauten vor allem die Anfänger, die sich zum Singen getraut hatten.

Der Saal war gerammelt voll, als Nikolaus Rieger vom Heimatverein die Besucher begrüßte. "Es dürften rund 130 Personen da sein", stellten Ernst Schusser und seine Begleiterin Eva Bruckner vom Volksmusikarchiv des Bezirks Oberbayern fest. Die beiden sind aus Rundfunk und Fernsehen bekannt und führten mit lustigen Couplets und Vortragsliedern durch den unterhaltsamen urbayerischen Abend.

Dass das gemeinsame Singen von alten Liedern zurzeit eine fabelhafte Renaissance erlebt, wurde durch die große Anzahl an Besuchern unterschiedlichen Alters deutlich. Den Abend eröffnete allerdings eine Gesangsgruppe, deren Lieder schon etwas professioneller klangen. Kein Wunder, tritt doch der Paulushofener Dreigesang seit Jahren regelmäßig auch bei größeren Veranstaltungen auf. "Aber heit is a Tog, der uns g'freit", stellten Peter Gietl, Antonella Gietl und Helga Liebold gesanglich fest und riefen anschließend gleich zu einem "Hoch auf de Hausleit" auf.

Dann packte Schusser seine "Ziach" aus und Bruckner griff zur Gitarre. "Die Gitarre ist sehr wichtig. Die hat starke Bässe und hält die Leut' beim Singen a bisserl zam", so der Leiter des Volksmusikarchivs. Die ersten Verse klangen noch etwas zaghaft. Die einzelnen Stimmen mussten erst ihren Platz in der großen Gemeinschaft des Chores finden. "Singt ruhig falsch - Die Hauptsache ist, ihr singt überhaupt. Beim Singen gibt's gar nix Falsches - bloß Varianten", stellte Schusser klar. Und so dauerte es nicht lange, bis die Lieder kräftig geschmettert wurden, die Füße den Takt mitstampften und die Hände den Rhythmus auf die Tischplatten klopften.

So mancher Besucher war recht froh über das kleine Taschenliederheftchen, das vorher ausgeteilt wurde. "Die meisten Lieder sind bekannt, aber man kann sich dazu ja nicht alle Strophen merken", meinte ein Sänger. Auch die erst sechs Monate alte Jana hatte es ganz wichtig. Sie lachte, zappelte und strampelte mit ihren Beinchen. "Die Kleine darf ein paar Liedern zuhören. Man merkt, dass sie schon jetzt die Musik mag", freute sich die Mama und die Oma klatschte daneben kräftig mit.

Mit den Worten "Da mach ma jetzt einen Überschlag. Mia ham dafür extra einen hohen Raum ausgesucht" leitete der Volksmusikarchivar das Lied vom Steirerbuam ein. Es stellte sich natürlich schnell heraus, dass der geforderte Überschlag nur rein gesanglich gemeint war. Dann war erstmals eine kleine Ratschpause angesagt. Schließlich sollten sich die Leute ja auch unterhalten können.

Heiterkeit im Saal rief dann das Lied vom "Glasaug" hervor. Mit den Worten "Damit ihr wisst, wovon ihr singt" überreichte zum Schluss des Veranstaltung Rieger dem Leiter des Volksmusikarchivs neben einer kräftigen Brotzeit symbolisch auch ein Glasauge.

Das Lied "Du, du liegst mir im Herzen" sangen die Besucher natürlich mit dem bayerischen Text "D'Sau, d'Sau hat an schweinern Kopf". Es folgten "De Gamserl schwarz und braun", das Lied vom "himmlischen Vata" und bei "Schau, schau, wia's regna tuat" war sogar eine Textzeile nur für die Damen dabei. Den Rat "Manna, ihr dürft ruhig a bisserl früher heimkommen" gab Schusser den Herren zum Couplet vom Barometer mit. Beim Lied "Advent, Advent ein Lichtlein brennt" kam so mancher ins Grübeln, als gesanglich auch noch eine fünfte Kerze angezündet wurde.

Einen Auftritt beim Wirtshaussingen in Paulushofen ließ sich auch der 75-jährige Gstanzlsänger Michael Hollinger aus Nassenfels nicht nehmen. Schusser begleitete ihn dabei auf seiner Diatonischen.

Nachdem auch noch die Lieder von "da Lena" und vom "tiefen Böhmerwald" erklungen waren, packten Schusser und Bruckner ihre Musikinstrumente unter dem riesigen Beifall der Besucher wieder ein. Und Schusser bedankte sich mit den Worten: "Ihr ward besonders nett. Das sag' ich zwar überall, aber heute stimmt's echt. Wir kommen gerne wieder."