Paulushofen
Beim Experimentieren fürs Leben lernen

Besondere Auszeichnung: Paulushofener Kindergarten ist jetzt ein "Haus der kleinen Forscher"

26.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:08 Uhr

"Seht her, was wir können": Die Mädchen und Buben des Paulushofener Kindergartens St. Christophorus haben gestern gezeigt, dass sie den Titel "Haus der kleinen Forscher" verdient haben. Petra Staudigl (linkes Bild, links) und Silvia Stephan (linkes Bild, rechts) haben eine Fortbildung absolviert, um die Kinder beim Experimentieren besonders gut begleiten zu können. Kindergartenleiterin Paula Schönhut (rechtes Bild, links) nahm das Zertifikat von Friederike Keidel entgegen. - Fotos: Fabian Rieger

Paulushofen (DK) Eine besondere Auszeichnung hat der Kindergarten St. Christophorus in Paulushofen gestern erhalten. Die Einrichtung auf dem Altmühlberg darf sich künftig "Haus der kleinen Forscher" nennen. Diese Ehre wurde bislang nur einem weiteren Kindergarten im Landkreis Eichstätt zuteil.

"Ein jeder ist wichtig, weil ein jeder was kann. Ein jeder macht mit - so gut, wie er kann." Mit diesem Lied begrüßen die Vorschulkinder ihre Gäste in Paulushofen. Dass sie diesen Text nicht nur auswendig gelernt, sondern auch verinnerlicht haben, zeigen die Mädchen und Buben dann an den Experimentiertischen, die sie eigens für diesen feierlichen Anlass aufgebaut haben. Denn wer ganz offiziell zum "Haus der kleinen Forscher" ernannt wird, will natürlich auch zeigen, was er schon alles kann.

Kindergartenleiterin Paula Schönhut spricht von einem besonderen Tag für die Einrichtung auf dem Altmühlberg. Nach Pförring ist ihr Kindergarten erst der zweite im Landkreis Eichstätt, der den Titel "Haus der kleinen Forscher" tragen darf. Es handelt sich dabei um das Projekt einer Stiftung, die in Berlin sitzt. Ansprechpartner für die Paulushofener war und ist die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. Der Weg zur Auszeichnung ist lang. Unter anderem müssen Mitarbeiter des Kindergartens eine entsprechende Fortbildung absolvieren. In Paulushofen haben diese Aufgabe Silvia Stephan und Petra Staudigl übernommen. Außerdem muss die Einrichtung nachweisen, dass sie die Kleinen in den Themenbereichen Naturwissenschaft, Mathematik und Technik besonders fördert. In Paulushofen hat zu diesem Anlass sogar ein Forscherfest stattgefunden (wir berichteten).

Die Voraussetzungen waren somit zweifellos erfüllt, wie Mareike Ziegler von der IHK beim Festakt bestätigt. Somit kann Friederike Keidel, Beilngrieser Mitglied im IHK-Regioanlausschuss Eichstätt, das Zertifikat und eine Urkunde feierlich überreichen. "Dass wir ein Haus der kleinen Forscher sind, wussten wir schon lange. Jetzt kriegen wir auch die Zertifizierung", sagt Paula Schönhut freudestrahlend. Der Kirche als Träger des Kindergartens dankt sie ebenso wie der Stadt Beilngries für die Unterstützung.

Dass diese gut angelegt ist, steht für Kirche und Stadt fest, wie Dekan Josef Funk und Vize-Bürgermeister Anton Grad (CSU) bei ihren Grußworten betonen. Der Stadtpfarrer wendet sich an die Kinder. Egal ob im Beruf, beim Forschen oder beim Sport - "Auszeichnungen gibt es nicht ohne vorherige Anstrengung", stellt er fest. "Ihr habt lange geforscht und jetzt dürft ihr auf dem Siegertreppchen stehen", lobt Funk die Kinder. Letztere seien von Haus aus neugierig, wie er darüber hinaus erläutert. Diese gesunde Neugier in ein solches Projekt zu kanalisieren, sei eine "geniale Idee", lobt der Pfarrer.

Der stellvertretende Rathauschef Grad lässt Kinder und Ehrengäste an seinen eigenen Erfahrungen als Forscher teilhaben. Er sei als Vertreter der Stadt auch beim Forscherfest dabei gewesen. Er habe es sich natürlich nicht nehmen lassen, auch selbst aktiv zu werden - mit durchwachsenem Erfolg, wie er nun einräumt. Er habe die tatkräftige Unterstützung der Kinder gebraucht, um letztlich auch ein Forscherdiplom in Händen halten zu dürfen. Er will aber nicht nur eine nette Anekdote, sondern auch einige sachliche Worte zum Festakt beisteuern. Vor allem in einer Gesellschaft, in der sich alles immer noch schneller entwickle, sei es von hoher Bedeutung, dass Erwachsene die Kinder bei deren Drang nach neuen Informationen begleiten.

Friederike Keidel betont, dass solche Forschungsprojekte auch von den Betrieben in der Region gerne gesehen werden. Der Bedarf an künftigen Arbeitskräften, die Interesse und Fähigkeiten im Bereich der Naturwissenschaften und der Technik mitbringen, sei ungebrochen groß.

Wie ein "Haus der kleinen Forscher" in der Praxis funktioniert, erläutert Andrea Dengler. Sie ist Schulpsychologin an der Beilngrieser Grundschule. Darüber hinaus kommt sie einmal pro Woche nach Paulushofen, um zusammen mit den Erzieherinnen eine Forschungsstunde zu gestalten. Das Interesse der Kinder sei begeisternd, so Dengler. Man habe schon unheimlich viel miteinander erforscht - zum Beispiel, wie man mit einer bestimmten Anzahl an Bauklötzen einen möglichst hohen Turm aufstapelt, wie man eine Brücke baut, oder auch, wie man ein Lämpchen zum Leuchten bringt. Für die Beilngrieser Grundschule sei dieses Angebot sehr erfreulich, wie deren Rektorin Monika Bäumler sagt. Man bekomme "Experten", die ihre Freude am Experimentieren in die Schulklassen hineintragen.

Dass sich der Spaß am Forschen auch in die Freizeit transportieren lässt, erläutert Ute Pfister vom Elternbeirat. Das Basteln und auch das Spielen im Sandkasten habe jetzt ganz neue Formen angenommen. "Und auch eine Sonnencreme und eine Tube Zahnpasta sind bei uns daheim dem Forscherdrang schon zum Opfer gefallen."