Paulushofen
"Als ich noch der Peppi war"

Josef Ambros erzählt in einem Buch von seiner Kindheit und Jugend auf dem Altmühlberg

09.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

Foto: Anton Patzelt

Paulushofen (DK) Gemeinsam mit seiner Tochter Heidi Esch hat Josef Ambros ein Buch herausgebracht. Es trägt den Titel "Als ich noch der Peppi war - Geschichten vom Hühneropa". Dabei geht es um die Kindheit und Jugend in den Beilngrieser Ortsteilen Amtmannsdorf und Paulushofen.

Bereits im Alter von vier Monaten musste Josef Ambros im Mai 1946 gemeinsam mit seinem Vater, seiner Mutter, seiner Oma und seinem älteren Bruder Franz das heutige Tschechien verlassen und kam nach Amtmannsdorf. Dort und später in Paulushofen verbrachte der "Peppi", wie er als kleiner Junge gerufen wurde, seine Kindheit.

Von all dem - wie er mit seiner Familie eine neue Heimat in Bayern gefunden hat, von seinem Leben auf dem Bauernhof, den lustigen Streichen mit Freunden und seinem Aufbruch hinaus in die Lehre - erzählt Ambros in vielen humorvollen und auch bewegenden Geschichten. Tochter Heidi Esch hat die schönsten davon niedergeschrieben und mit liebevoll gemalten Bildern illustriert. So ist ein schönes Lese- und auch Vorlesebuch entstanden.

Heidi Esch zeigt sich im Gespräch mit unserer Zeitung immer noch bewegt von den Erzählungen ihres Vaters: "Mir hat es wahnsinnigen Spaß gemacht, in die Vergangenheit einzutauchen und diese Geschichten aufzuschreiben. Ich kann nur jedem empfehlen, Eltern und Großeltern nach ihren Erlebnissen zu befragen. Man lernt den anderen noch einmal ganz neu kennen, erhält Einblick in eine vergangene Zeit und die Gegenwart erklärt sich."

Mit folgenden Worten beginnt Ambros in seinem Buch die eindrucksvollen Erzählungen: "Wenn man einem Opa oder einer Oma begegnet, denkt man meistens nicht daran, dass sie auch mal Babys waren, dann Kinder und Jugendliche. Man denkt meistens nicht daran, dass sie viele bunte Erinnerungen mit sich tragen." Gleich am Tag nach der Geburt schleppte ihn die Oma zur Kirche, um ihn taufen zu lassen. Denn damals habe man Angst gehabt, das Kind könnte sterben und ungetauft nicht in den Himmel kommen, sondern "als arme Seele irgendwo herumkreisen".

Nach der Vertreibung gelangte die Familie nach Beilngries, wo die Aufteilung auf verschiedene Bauernhöfe oder Wohnungen stattfand. "Vater, Mutter, Oma, mein Bruder und ich wurden in Amtmannsdorf einquartiert, auf einem Bauernhof mit dem Hausnamen Hoinzen. Als ich zwei Jahre alt war, habe ich ein Schwesterchen bekommen - die Waltraud", erinnert sich Ambros zurück.

Anschließend schreibt er über seine ersten Gummistiefel, die er eigentlich nur am Sonntag in die Kirche anziehen durfte, ein Schwein, das in den Dorfweiher sprang, um dem Transport mit einem Lastwagen zu entkommen, und über seinen Bruder Franz, der sich seinen Kopf zwischen den Eisenstäben des Fensters eingeklemmt hatte und vergeblich versuchte, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Ein eigenes Kapitel war dem Buchautor der Besuch bei einem Fotografen für eine Ablichtung im Familienalbum wert: "Der Fotograf verschwand immer wieder hinter seiner Kamera unter einem schwarzen Tuch und machte ein Foto nach dem anderen. Aber es hat einfach nicht geklappt. Die Waltraud wollte einfach nicht still sitzen bleiben. Erst als meine Schwester scheinbar müde geworden war, ist endlich das Bild im Kasten gewesen."

Im Alter von "viereinhalb oder fünf Jahren" zog der "Peppi" mit seiner Familie zum Moosbauern nach Paulushofen. Sein Vater verdiente sich den Lebensunterhalt zu dieser Zeit "beim Pöckl", der den Hof vom Ehepaar Prinstner gepachtet hatte, als Knecht. Nach einiger Zeit überschrieb Hans Prinstner seinem Vater den gesamten Betrieb in Paulushofen mit einigen kleinen Bedingungen. "So sind meine Eltern nur sechs Jahre nach ihrer Vertreibung von ihrem Hof wieder Bauersleute auf einem eigenen Betrieb geworden", so der Buchautor.

Danach erzählt Ambros über die endlosen Kolonnen von Panzern, Lastwagen und Jeeps, die nach dem Krieg über die Straße, direkt am Hof vorbei, zum amerikanischen Truppenübungsplatz Hohenfels rollten: "Wir Kinder waren davon begeistert - einmal wegen der für uns Buben tollen Fahrzeuge, aber hauptsächlich wegen der vielen Sachen, die die amerikanischen Soldaten uns Kindern aus ihren Fahrzeugen zuwarfen." Süßigkeiten gab es ja sonst nur im Kramerladen des Dorfes, wenn der "Peppi" mal "ein Zehnerl oder zwei" von den Eltern geschenkt bekommen hatte.

Mit sechs Jahren begann auch für ihn die Schulzeit. "Unsere Lehrerin hieß Fräulein Breitenstein. Sie hat mit uns zu kämpfen gehabt, weil wir oft nicht so brav waren", erinnert sich Ambros mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, während er in seinem eigenen Buch blättert. In der ersten Klasse saß man ganz vorne und jedes Jahr rutschte man dann im Klassenzimmer eine Bank weiter nach hinten. "In der vierten Klasse waren wir dann nur noch drei Kinder - der Palm Sepp, der Moosbauern Konrad und ich, der Ambros Sepp", erinnert sich der heutige Wahl-Paulushofener. Selbstverständlich folgen dann noch einige Streiche aus der Schulzeit, die Ambros unbedingt festhalten musste. Weiter geht es mit den Unterrichtsmethoden des Lehrers Schöll, den Kletterkünsten des Metzger Bene, den eigenartigen Fußballspielen auf dem Schulhof und der etwas missglückten Inbetriebnahme einer Dampfmaschine. Ambros schreibt über den ersten Fernseher, den Hofhund Lux, eine geheime Höhle und über sein erstes Fahrrad, das beim Sturz auf der Straße des Paulushofener Berges die eine oder andere Delle bekam.

Einige Jahre später hält auch auf dem Paulushofener Bauernhof der Fortschritt Einzug. Für die Kühe wird ein Elektrozaun aufgebaut. Ambros besucht die Mittelschule in Ingolstadt und anschließend die Ingenieurschule in Landshut. Der Kreis schließt sich mit einer Liebesgeschichte. Eine romantischer Erzählung, in welcher der nun erwachsen gewordene "Peppi" seine Ehefrau Marianne kennen lernt und sie stolz vor den Traualtar führt.

Das Buch "Als ich noch der Peppi war - Geschichten vom Hühneropa" ist zum Preis von 15 Euro erhältlich bei Josef Ambros, Telefonnummer (08191) 60 36, oder im Autohaus Pollinger in Paulushofen.