Mühlbach
Tiefe Einblicke in eine verborgene Welt

Karstgruppe Mühlbach stellt bei alljährlicher Multimediaschau jüngste Forschungsergebnisse vor

23.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Mit 3-D-Brillen ausgerüstet gingen die Interessierten auf eine spannende Reise ins Innere der Mühlbachquellhöhle. - Foto: Hradetzky

Mühlbach (khr) Bereits zum 13. Mal hat der Vortrag der Karstgruppe Mühlbach über die jüngsten Forschungsergebnisse in der Mühlbachquellhöhle unzählige Besucher ins Kaminkehrerzentrum gelockt. Der Vortragssaal war bis zum letzten Platz belegt.

Drei Stunden, die keine Sekunde langweilig wurden, berichteten der Vorsitzende Dieter Gebelein und seine Kollegen Christian Schöffel und Stefan Glaser von ihrer Arbeit in der Unterwelt bei Mühlbach. In einer anschaulichen Bilderschau mit beeindruckenden Filmsequenzen und einer 3-D- Simulation überraschten sie mit neuen Aspekten und Erkenntnissen. Nach der Begrüßung durch den Dritten Dietfurter Bürgermeister Bernd Mayr (FW) stellte Gebelein zunächst den Kern der Gruppe vor. Er berichtete von der Entdeckung der Höhle, beschrieb das Forschungsgebiet der längsten Höhle in der Fränkischen Alb und lieferte eine allgemeine Einführung zum Begriff Karst. Anschließend erläuterte Christian Schöffel anschaulich den Beginn der Ausgrabungen im Jahr 1998 sowie die Errichtung des ersten Suchstollens: Nach mehreren Monaten war die Gruppe damals auf die erste Kammer - die Schlüssellochkammer - gestoßen und hatte 160 Tonnen Gestein aus der Höhle heraustransportiert. Mit der Stabilisierung des Suchstollens ging es weiter. Leitplanken aus Metall, die auf Autobahnen ausgetauscht werden mussten, dienten den Höhlenforschern als Stollenteile, die unter Millimeterarbeit Stück für Stück einen stabilen Zustieg in die Höhle ermöglichten.

Schöffel schilderte dem Publikum die Höhle, die wegen ihrer Unzugänglichkeit niemals von der Öffentlichkeit besichtigt werden kann. Anschaulich beschrieb er Tauchsiphons, einen hohen Wasserfall, großflächige Tropfsteine, engräumige und wiederum hallenartige Passagen. Helle mineralische Ablagerungen vor dunklen Höhlenwänden ließen die Mühlbachquelle fast wie Höhlen in Slowenien oder Kroatien anmuten. Über die Bilderschau erhielt das Publikum einen sehr bequemen Weg, sich vom faszinierenden Innenleben der Höhle zu überzeugen, während sich die Forscher in mühevoller, harter Knochenarbeit den Weg durch Kälte und Nässe erarbeiten mussten.

Eine Filmsequenz zeigte eine aktuelle Forschungsfahrt hin zur aktuellen Endstelle, dem Hillibilli-Versturz, von dem die Forscher versuchen werden, weiter vorzudringen. Dabei gehen sie während kräftezehrender 14-stündiger Touren mit dem Lehm auf Tuchfühlung. Die komplette Ausrüstung, allem voran der rotleuchtende Anzug, werden dabei komplett von braunem Lehm überzogen, der nur noch das Gesicht des Forschers freilässt. "Es gibt Bereiche, an denen die Forschung im Lehm versinkt", witzelte Schöffel. Auch Tauchpassagen wurden anschaulich gezeigt und auf die monströse Tauchausrüstung hingewiesen. Der Bau eines Biwaks beim derzeitigen Endpunkt der Höhle sei die Aufgabe der nächsten Monate, um noch in diesem Jahr von dort aus die Forschung voranzutreiben. Derzeit seien die "Sherpas" mit dem Einrichten und dem Transport der Grundausstattung ins Biwak beschäftigt. "Damit die Forschung an den Speerspitzen gelingt, ist eine Teamarbeit von großer Bedeutung", so der Vorsitzende Gebelein."

Ein weiterer Film zeigte die Forschungstour zum Höhlenende. Schöffel verdeutlichte, wie die Höhle vermessen und ein Höhlenplan angelegt werden kann. Mittels einer 3-D-Simulation nahm er die Zuschauer mit auf eine virtuelle vierminütige Reise, wofür sonst die Höhlenforscher mehrere Stunden bei großer Kälte und Dunkelheit benötigten.

In seinem Schlusswort erbat Gebelein weiterhin eine derart großartige Unterstützung mittels Zuspruch und Spenden für den Verein der Karstgruppe Mühlbach - wie schon in den Jahren zuvor. "Sie sehen, 15 Jahren nach der Entdeckung der Höhle, sind wir noch lange nicht zufrieden. Sie auch nicht," brachte es der Vorsitzende auf den Punkt und schloss mit Goethes Worten "Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen." So sei man sich bewusst, dass bis heute nur ein kleiner Teil des riesigen Gewässersystems erforscht ist. Eventuell könnte die Karstgruppe Mühlbach bei ihrem nächsten Vortrag am 21. Oktober 2017 bereits erste Ergebnisse über den neuerlichen Vorstoß liefern.