Leising
Große Musik in kleiner Kirche

Das Streicherinnenduo Jennifer Schröder-Johnson und Fatima Vaillancourt gibt ein Konzert in Leising

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Könnerinnen in Aktion: Jennifer Schröder-Johnson (links) beherrscht die Violine, Fatima Vaillancourt glänzt auf dem Violoncello. In Leising haben sie ein hervorragendes Konzert gespielt. - Fotos: Patzelt

Leising (DK) Von sanftem Streichen bis hin zu großer Klangopulenz - das Kammerkonzert zweier Musikerinnen aus dem Altmühltal hat das Publikum in der kleinen Sankt-Michaels-Kirche in Leising verzaubert. Die musikalische Bandbreite reichte von Amadeus Mozart bis zu Alessandro Rolla.

Fantastische Kammermusik ist den Zuhörern am Sonntag in dem kleinen, beschaulichen Sankt-Michaels-Kirchlein in Leising geboten worden. Mal spritzig und locker, mal weich und geschmeidig, mal elegant getragen - das Streicherinnenduo Jennifer Schröder-Johnson und Fatima Vaillancourt begeisterte das Publikum mit Violine und Violoncello.

Für Jennifer Schröder-Johnson war es quasi ein "Heimspiel". Die aus Großbritannien stammende Künstlerin hat inzwischen in Leising eine Heimat gefunden. Violine studierte sie bei Professor James Walker. Als Konzertmeister wirkte Schröder-Johnson im Symphonieorchester der Leicester School of Music und gründete in dieser Zeit ein eigenes Streichquartett. Vier Jahre lang war sie Konzertmeisterin des Huddersfield Philharmonic Orchestra in Yorkshire. Derzeit ist Schröder-Johnson in verschiedenen Ensembles engagiert und nimmt Soloauftritte in der Region wahr. Bestens bekannt ist die Künstlerin auch aufgrund ihrer Auftritte bei den Hirschberger Schlosskonzerten.

"Normalerweise spiele ich in großen Konzertsälen. Nun wollte ich es erstmals in einer kleinen Kirche, wie hier in Leising, versuchen", äußerte sich die Violinistin vor ihrem Auftritt. Und bereits bei den Proben zeigte sie sich begeistert von der Akustik: "Für die Kammermusik ist der Innenraum der Kirche einfach ideal. Die Decke ist nicht zu hoch, der Ton überschlägt sich nicht und wirkt so warm und weich auf das Publikum."

Ihre Partnerin, Fatima Vaillancourt, entstammt einer namhaften ungarischen Musikerfamilie. Sie studierte Violoncello an der Franz-Liszt-Musikhochschule in Budapest. Schon als Studentin gewann sie mehrere erste Preise, worauf etliche Radioaufnahmen, Fernsehauftritte und Konzerte in ganz Ungarn folgten. 1968 wurde Vaillancourt in die Meisterklasse des berühmten französischen Cellovirtuosen Pierre Fournier in Genf aufgenommen. Ihr Studium beendete sie dort am Conservatoire de Musique mit dem ersten Preis. Sieben Jahre lang war Vaillancourt Solocellistin im Symphonieorchester des Dirigenten Kurt Graunke in München.

"Bereits vor einiger Zeit kam uns die Idee, hier in der Leisinger Filialkirche mal ein Kammerkonzert zu versuchen", blickte der Beilngrieser Domkapitular Josef Funk in seinen einleitenden Worten zurück. Sowohl der Geistliche als auch Schröder-Johnson seien von dieser Idee sofort begeistert gewesen. Die Frage, was die beiden Künstlerinnen in Leising verbinde, beantwortete Funk gleich selbst: "Es ist die Liebe zur Musik, das Beherrschen der Musikinstrumente und die Liebe zum Altmühltal." Kammermusik habe schon immer kleine Räume, eine kleine Besetzung und eine gemäßigte Lautstärke gefordert. Und dies alles sei in der Michaelskirche gegeben. Laut Funk stehen am Gotteshaus demnächst Restaurierungsarbeiten an: "Vor allem die Außenfassade schaut nicht mehr gut aus. Die freiwilligen Spenden aus dem Benefizkonzert sollen helfen, das Kleinod wieder ein wenig aufzupäppeln."

Das Streicherduo eröffnete das Konzert mit einem Werk des französischen Komponisten Benjamin Godard. Bereits der erste Satz der vorgetragenen Aubade veranschaulichte die Rollenverteilung. Er öffnete sich mit einer pentatonischen Melodie, die auf improvisierte Musik hindeutete und von der Violine mit Cello-Pizzicatos begleitet wurde. Die Textur änderte sich radikal im zweiten Teil der Bewegung, so dass die beiden Instrumente eine Klangfülle von großer Opulenz ergaben.

Natürlich durfte beim Kammerkonzert auch Wolfgang Amadeus Mozart nicht fehlen. Die beiden Künstlerlinnen hatten sich das Duo für Violine und Cello nach dem Köchelverzeichnis 423 ausgesucht. Im Rondo zeigten sich mit weichen, harmonischen Tönen die beiden Instrument so richtig im Einklang. Violine und Cello führten so einen Dialog, der mit viel Beifall belohnt wurde.

Es folgte das Duetto C-Dur des italienischen Violinisten und Komponisten Alessandro Rolla. Auch dieses Werk gestalteten die beiden Virtuosinnen brillant - weich und geschmeidig flossen die einzelnen Töne ineinander. Auf ihrer Violine musste die Künstlerin aber auch so einige Stufen der Tonleiter erklimmen. Mit gefühlvollem Streichen über die Saiten ihres Instruments leitete Schröder-Johnson den Canon von Jean Sibelius ein. Das Konzert endete mit dem Vorspiel (Prélude), Gavotte und Berceuse aus dem Werk "Huit morceaux" des Komponisten Reinhold Moritzewitsch Glière. Nachdem der Beifall für die beiden Virtuosinnen nicht enden wollte, durften natürlich einige Zugaben, unter anderem Bachs Invention Nummer eins, nicht fehlen.

"Wir sind zu einem Kammerkonzert mal bis nach München gefahren. Da waren wir Stunden unterwegs. Daher muss man so was ausnutzen, wenn wir es schon vor der Haustüre haben", äußerte sich eine begeistere Zuhörerin nach dem Erklingen der letzten Töne, schwang sich auf ihr Fahrrad und machte sich auf den - diesmal kurzen Heimweg - Richtung Beilngries.