Kottingwörth
Schätze nicht nur unter der Kuppel

Weihetag der Kirche St. Vitus in Kottingwörth jährt sich heute zum 250. Mal – Führung und Vortrag

14.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr

 

Kottingwörth (DK) Am 15. Mai 1763 hat Fürstbischof Raymund Anton Graf von Strasoldo die Kottingwörther Pfarrkirche feierlich eingeweiht. Am heutigen Mittwoch feiert das Gotteshaus somit 250. Geburtstag.

Bereits 1727 wurde der bauliche Zustand der Kottingwörther Kirche beklagt: „Sehr ruinösen und Einfallen gleichsehenden Gottshaus St. Vitus zu Kottingwörth.“ Von 1760 bis 1763 wurde dann die alte Kirche weitgehend abgerissen und die heutige erbaut. Die Pfarrei und eine Kirche im Dorf gibt es allerdings schon viel länger. Denn Kottingwörth gehört zu den Urpfarreien des Bistums Eichstätt, an dessen Ostgrenze zum Bistum Regensburg. Heute sind nur noch die Filialen Grögling, Leising und Vogelthal übrig geblieben. In früheren Zeiten gehörten auch Ottmaring, Hainsberg, Töging, Dietfurt, Amtmannsdorf, Paulushofen und die Beilngrieser Bühlkirche dazu.

Obwohl Dietfurt bereits 1416 zur Stadt erhoben worden war, wurde es erst 1540 eine eigene Pfarrei. Dies lässt die frühere Bedeutung des heute recht beschaulichen Dorfes erahnen. „Das Vitus-Patrozinium der Pfarrkirche deutet auf eine Gründung im neunten oder zehnten Jahrhundert hin“, schreibt Emanuel Braun im Kirchenführer. Die erste Kirche dürfte ein Holzbau gewesen sein. Sichere Belege gibt es aus dem Zeitraum 1183 bis 1195, als der Eichstädter Bischof Otto einen Altar weihte. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Untergeschoss des Westturms um 1250 entstanden ist.

„Um 1310 errichtete man nach Niederlegung des Schiffs ein neues Langhaus mit einem östlichen Chorturm“, so Braun weiter. Damals ist auch die östliche Turmkapelle, die bekannte Vituskapelle entstanden und anschließend mit Fresken ausgestattet worden. Somit gehören die unteren drei Geschosse der beiden Türme mittelalterlichen Bauphasen an. Sie waren aber deutlich niedriger als heute und wirkten sehr gedrungen. Nach Braun erhielten sie bei einem Umbau im 16. Jahrhundert die heutige Höhe.

Die Vituskapelle diente als Altarraum und hatte etwa seit dem 15. Jahrhundert neben den heute viel bewunderten Fresken eine zweite Attraktion zu bieten: einen künstlerisch sehr wertvollen Flügelaltar mit Skulpturen und Malereien aus dem Leben des heiligen Vitus, der seit 1868 die Hauskapelle im Eichstätter Bischofspalais ziert. Mit der Errichtung des Ostturms war ein recht eigenartiges Bauwerk entstanden: Wie heute hatte die Kirche zwei Türme, aber diese standen hintereinander.

Als treibende Kraft des Kirchenneubaus ab 1760 wird der damalige Pfarrer Franz Xaver Frey angesehen. Sein Vater war der Eichstätte Malers Johann Georg Frey, wie Prälat Felix Mader (1867 – 1941) schreibt. Mader hat viele andere bayerische Kunstdenkmäler kenntnisreich beschrieben. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang die äußerst großzügige Stiftung von 900 Gulden von Jonas Willibald Schreiner, dem fürstbischöflichen Verwalter des Brauhauses Hirschberg. Dessen Frau bezeichnete laut Mader die alte Kirche als „derart elend und armselig, dass im Hochstiftsgebiet schwer etwas Ähnliches werde anzutreffen sein“.

Entworfen wurde der spätbarocke Bau von Domkapitelbaumeister Dominikus Barbieri. Ausführender Maurermeister war Johann Georg Pauer aus Beilngries. Die Kanzel, das Kommuniongitter und die Betstühle sollen nach Mader vom Kottingwörther Schreiner Johann Paul Betz stammen. Das große Ölbild des Hochaltars, die Kreuzwegbilder und die Deckenfresken sind von Christian Erhardt aus Augsburg. Dass der Künstler, dem im süddeutschen Raum ein großartiger Ruf anhaftete, nach Kottingwörth gekommen ist, liegt an Pfarrer Frey, der seit 1744 in Kottingwörth war und übrigens die Kosten für die Deckengemälde selbst getragen hat. Von Mader wird er als „die Seele des Kirchenneubaus“ bezeichnet. Aber er dürfte einen günstigen Preis „ausgehandelt“ haben, denn Erhardt war mit der Tochter seines Bruders verheiratet.

Die jetzigen Altäre scheinen einige Zeit nach der Weihe angefertigt worden zu sein: Das Hochaltarbild zeigt die Jahreszahl 1768. Die Seitenaltäre, der Mutter Gottes und dem heiligen Sebastian geweiht, dürften wohl erst 1787 in derselben Werkstatt wie der Hochaltar entstanden sein, so Emanuel Braun im Kirchenführer. In den Jahren 1909,1948/49 und 1980 bis 1983 wurden größere Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, wie auch jetzt wieder – mit Unterbrechungen – seit September 2008.

Die Vituskapelle hat alle baulichen Änderungen überlebt. Sie wurde vom Neubau nicht berührt und dient heute als Taufkapelle. 1891 wurden die frühgotischen Malereien entdeckt und 1895 unter der Leitung des Münchner Konservators Alois Müller restauriert. Die darüber liegenden Malereien der Spätgotik und der Frührenaissance sind dabei entfernt worden, vermerkt der Kirchenführer. In den vergangenen Jahren wurden die gesamte Fassade restauriert, der Dachstuhl ausgebessert, das Gewölbe der Vituskapelle stabilisiert und die dort entstandenen Risse und Blasen geschlossen. Ging man ursprünglich von einem Kostenaufwand von 366 000 Euro aus, so ist man wegen der Verzögerungen und neu entdeckter Schäden inzwischen bei über 560 000 Euro angekommen.

Jetzt aber erstrahlt das Gotteshaus in neuem Glanz. Das Gerüst wurde gerade noch rechtzeitig entfernt und die Kottingwörther Pfarrgemeinde kann den 250. Geburtstag ihrer altehrwürdigen Kirche mit der imposanten Doppelturmfassade gebührend feiern.

Am heutigen Mittwoch, dem Jubiläumstag, wird nach dem feierlichen Gottesdienst um 19 Uhr für alle Interessierten eine Kirchenführung angeboten. Die Vorabendmesse am Samstag, 25. Mai, beginnt bereits um 18 Uhr, damit der anschließende Vortrag von Josef Wittmann über die Geschichte der Pfarrei und Kirche von Kottingwörth im Gasthaus Forster nicht mit dem Champions-League Finale kollidiert. Für das Vitus-Patrozinium am 16. Juni hat Bischof Gregor Maria Hanke seinen Besuch angesagt.