Kottingwörth
Fußballer haben das Herz am rechten Fleck

Große Spendenbereitschaft bei Benefizveranstaltung in Kottingwörth: 11 600 Euro gehen an Krebskranke in der Region

08.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:50 Uhr

Größen des Fußballsports: Umrahmt von Trikots, die später versteigert wurden, beantworteten Dieter Eckstein (oben, von links), Karsten Wettberg und Peter Zacher bereitwillig Fragen. Anschließend stellten sie sich mit allen Spendern und Organisator Wolfgang Muschaweck (rechts hinten) zu einem Foto auf. Bei der Versteigerung brachte Martin Beckenbauer problemlos alle Artikel an den Mann. - Fotos: Fabian Rieger

Kottingwörth (DK) Die Fußballfans aus der Region haben am Samstag einen unterhaltsamen Abend erlebt. Bei Wolfgang Muschawecks Benefizveranstaltung in Kottingwörth war viel geboten. Da fiel es kaum ins Gewicht, dass Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant im Stau stand und nicht kommen konnte.

Wer sich heutzutage mit langjährigen Fußballfans unterhält, blickt allzu oft in verärgerte Gesichter. Die weltfremden Gehälter der Profis, Korruptionsvorwürfe gegen unzählige Funktionäre und der sinkende Respekt der Vereine vor ihren treuen Fans - Grund zur Klage gibt es wahrlich zuhauf. Am Samstagabend aber konnten rund 140 Fußballfreunde aus der Region die andere - und zweifellos schönere - Seite ihres Lieblingssports erleben. Gemeinsam erinnerte man sich an emotionale Momente. Die Hauptredner - Dieter Eckstein, Karsten Wettberg und Peter Zacher - sprühten nur so vor Leidenschaft für ihren Sport. Und das Wichtigste: Sie nutzten ihre Prominenz, um für einen guten Zweck jede Menge an Spenden zu akquirieren.

Dass es im Leben nicht nur Freudentage gibt, davon können sie alle ein Lied singen. Der Kottingwörther Wolfgang Muschaweck erkrankte als junger Mann an Krebs. Er kämpfte sich zurück ins Leben und machte es sich zur Aufgabe, anderen Menschen mit einem ähnlichen Schicksal zu helfen. Unter dem Dach des Fördervereins Krebskranker in der Region Ingolstadt organisiert er regelmäßig Aktionen mit Größen des Fußballs. "Wahnsinn, wen der immer alles herkriegt", hört man immer wieder von den Kottingwörthern, wenn sie über Muschaweck und seine Veranstaltungen sprechen. Diesmal war es unter anderem der frühere Nationalspieler Dieter Eckstein. Den Fußballfans aus der Region ist er vor allem durch seine Zeit beim 1. FC Nürnberg bestens bekannt. Direkt nach dem Ende seiner Profikarriere durchlebte Eckstein schlimme Monate. Er erkrankte an Hodenkrebs. "Das war für mich ein Schock. Aber man muss gegen so eine - bitte entschuldigt den Ausdruck - Scheiß-Krankheit kämpfen, kämpfen, kämpfen", sagte er den Kottingwörthern. Das tat er. Zwei Jahre, mehrere Operationen und einige Chemotherapien später wurde Eckstein für gesund erklärt. Im Jahr 2011 hing sein Leben aber erneut am seidenen Faden. Der frühere Profisportler brach bei einem Benefizspiel zusammen. Herzinfarkt, fünf Tage im Koma. Doch erneut kämpfte er sich zurück. "Und heute spiele ich wieder Fußball, weil es einfach nichts Schöneres gibt."

Von herben Schicksalsschlägen berichteten auch Karsten Wettberg, seines Zeichens erfolgreichster Amateurtrainer Deutschlands, und Peter Zacher, früherer Fußballer beim Karlsruher SC und beim SC Freiburg. Wettberg erinnerte an das Schicksal des früheren Löwenspielers Olaf Bodden, der aufgrund einer Krankheit nicht nur seine Profikarriere, sondern auch jede Aussicht auf ein geregeltes Leben verlor. Zacher hingegen berichtete von seinem erfolgreichen Kampf gegen den Krebs.

Wer bei all diesen dramatischen Geschichten einen traurigen, rührseligen Abend erwartete, sah sich aber gewaltig getäuscht. Die prominenten Gäste scherzten auf der Bühne, im Saal herrschte schnell gute Stimmung und nach kurzer Zeit drehte sich alles nur noch um eine Sache: König Fußball. Wettberg avancierte in Lorants Abwesenheit zum Hauptredner des Abends. Messerscharf analysierte er die katastrophale Situation bei "seinen" Münchner Löwen (siehe eigenen Bericht). Von Ecksteins direkter, freundlicher und humorvoller Art zeigte sich Wettberg so angetan, dass er sagte: "Mit jemandem wie Dir würde es mich noch einmal reizen, etwas in Angriff zu nehmen." Mit einem Augenzwinkern warf Zacher ein: "Und ich mache Euren Geldgeber."

Derart beschwingt ging dann auch die Versteigerung über die Bühne. Der Kottingwörther Martin Beckenbauer schaffte es mit seiner humorvollen Art, den Besuchern so manchen Zusatz-Euro aus den Taschen zu ziehen - alles natürlich für den guten Zweck. Muschaweck hatte im Vorfeld wieder eine nicht enden wollende Palette an Besonderheiten aus der Welt des Fußballs ergattert. Trikots mit Originalunterschriften des FC Ingolstadt und ein Weltmeistertrikot der deutschen Nationalmannschaft, freier Eintritt in die Stadien in Nürnberg, München und Regensburg oder - für die Freunde des internationalen Sports - Trikots von Zlatan Ibrahimovic und von Chelsea-Torwart Asmir Begovic. Alle Artikel fanden einen Abnehmer.

Max Schulmeyr, Kassier des Fördervereins, konnte am Ende einen beeindruckenden Gesamterlös nennen. 11 600 Euro gehen an bedürftige Krebskranke in der Region. Neben dem Erlös der Versteigerung sind hierin auch Spenden enthalten. Während des Abends ging ein Sammelbehälter herum, außerdem hatten Vereine und Firmen aus der Region üppige Gaben im Gepäck. Besonders spendierfreudig waren der Lions Club Beilngries, der 1000 Euro brachte, und die Firma Bühler mit 1500 Euro.

"Ich bin einfach sprachlos", sagte Muschaweck. Landrat Anton Knapp (CSU), der ebenfalls gekommen war, stellte fest: "Man kann dem Verein und Leuten wie Wolfgang Muschaweck nicht oft genug Vergelt's Gott sagen." Ähnlich äußerte sich der in der Region bekannte SPD-Politiker Werner Widuckel bei seinem Grußwort. In seiner Familie habe man die Tragödie einer Krebserkrankung in den vergangenen Jahren leidvoll erfahren. Da habe er nicht lange überlegt, als ihn Muschaweck um einen Besuch bat. Überwältigt von so viel Hilfsbereitschaft schickte der Kottingwörther seine Besucher mit dem innigen Wunsch nach Gesundheit für alle Anwesenden nach Hause. Ganz zum Schluss kam dann aber nochmal der Fußballer in ihm durch. Damit die guten Wünsche auch wirklich in Erfüllung gehen, ließ er den Saal - genau so, wie es die Fußballer in ihren Kabinen tun - ein lautstarkes "Hipp, Hipp, Hurra" schmettern.