Irfersdorf
Nachhaltige Forstwirtschaft

Zertifizierung für Irfersdorfer Rechtlerwald bestätigt – Experte hebt Bedeutung der Artenvielfalt hervor

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Besprechung vor der Jahrhundertbuche: Auditor Horst Gleißner (4. von rechts) hat den Rechtlerwald bei Irfersdorf besichtigt. Die PEFC-Zertifizierung konnte er bedenkenlos bestätigen - Foto: Fabian Rieger

Irfersdorf (DK) Der „Wald-TÜV“ hat sich bei einem Ortstermin im Irfersdorfer Rechtlerwald zufrieden gezeigt. Alle Kriterien für das internationale Waldzertifizierungsprogramm PEFC werden erfüllt. Dieser Standard soll Waldbesitzer zu nachhaltiger Forstwirtschaft anhalten.

„Sehen Sie mich nicht als Prüfer, sondern als Bestätiger“, sagte Horst Gleißner zu Beginn des etwa dreistündigen Ortstermins in Irfersdorf. Der erfahrene Diplom-Forstwirt ist regelmäßig in ganz Bayern unterwegs, um Wälder unter die Lupe zu nehmen. In Irfersdorf geht es darum, das für die 156,2 Hektar große Forstbetriebsfläche bereits vor Jahren verliehene PEFC-Zertifikat zu bestätigen. Die Auswahl der Wälder, die überprüft werden, erfolgt rein zufällig.

Über dieses Zertifikat soll eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erreicht werden. Gleißner erläuterte dies als freiwillige Zusatzleistung der Waldbesitzer. Die PEFC-Standards sind höher als die gesetzlichen Vorgaben und für keinen Forstwirt Pflicht. Wirtschaftet er aber nach diesen Vorgaben, darf er den Wald und die Produkte, die er daraus gewinnt, mit dem entsprechenden Siegel versehen.

In Bayern sind rund 75 Prozent der Waldflächen zertifiziert. Der Anteil an den Flächen, auf denen tatsächlich auch Holz gewonnen wird, ist laut Gleißner aber sogar höher als 90 Prozent.

Seine Aufgabe bei den jeweiligen Kontrollterminen besteht darin, über Gespräche und Besichtigungen herauszufinden, ob die jeweiligen Wälder so bewirtschaftet werden, wie es der strenge Maßnahmenkatalog vorsieht. Im Mittelpunkt steht die Nachhaltigkeit. „Wir haben den Wald nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen“, sagte er der knapp zehnköpfigen Gruppe, bestehend aus Vertretern der Rechtler, der Jagdgenossen, Ortssprecher und Stadtrat Manfred Gaag (BL/FW) und dem zuständigen Förster Georg Dütsch. Auf Bodenschutz und Unfallverhütung sei strikt zu achten, Kahlschlag sei dagegen untersagt. Als weiteres entscheidendes Kriterium nannte Gleißner die Artenvielfalt beim Baumbestand, um nicht zuletzt auf Klimaveränderungen vorbereitet zu sein. Wer als Waldbesitzer beispielsweise alles auf Fichten setze, könne irgendwann vor großen Problemen stehen.

Den Irfersdorfern bescheinigte der Prüfer, alle Standards zur vollen Zufriedenheit zu erfüllen und eine „gesunde und naturnahe Bewirtschaftung“ zu betreiben. Einige Aspekte würden sogar freiwillig übererfüllt. Dies unterstrich auch Förster Dütsch. Einer Bestätigung des Zertifikates steht daher nichts im Wege.

Sorgen bereitet einzig das Wild, und hier konkret das Reh. Das Problem äußere sich dadurch, dass junge Buchen angefressen werden und somit nicht gesund wachsen. Gleißner bescheinigte den Rechtlern allerdings, hier bereits aufmerksam zu sein. Gleichzeitig appellierte er, weiterhin auf ausreichend hohe Abschusszahlen zu drängen. Schutzzäune würden letzten Endes nur an den Symptomen herumdoktern, nicht aber das ursprüngliche Problem bekämpfen.