Hirschberg
"Spielen würzt unser Leben"

01.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

Spielen gehört zum Menschsein: Mit Herzblut und Leidenschaft, konzentriert und interessiert setzten die Teilnehmer beim Seminar auf Schloss Hirschberg ihre Steine und tauschten nicht nur Karten aus, sondern die Freude am Spielen. - Foto: Lund

Hirschberg (lun) Unter dem Motto "Das Spiel als Brücke zwischen den Generationen" sammelten am Wochenende die Teilnehmer eines Seminars auf Schloss Hirschberg neue Erfahrungen mit brandaktuellen Spielen; Spielen für alle Generationen und kooperativen Spielen.

"Mensch spiel mal wieder", dazu mussten die Teilnehmer des Seminars nicht lange aufgefordert werden, die im Bistumshaus im Rahmen der Erwachsenenbildung des Diözesanbildungswerks das Spiele-Seminar besuchten. Bereits zum zweiten Mal hatte Martina Eschenweck zu einer langen Spiele-Nacht eingeladen. "Ich bin selber neugierig, welche spannenden neuen Spiele die beiden Referenten Sebastian Herzog aus München und Bernhard Löhlein aus Ingolstadt mitgebracht haben", sagte sie in ihrer Begrüßung-

Herzblut

Spielen überwindet gesellschaftliche Konventionen und soziale Barrieren, und das über alle Generationen hinweg", führte Sebastian Herzog, evangelischer Theologe und Pfarrer in München-Ramersdorf, in die Welt des Spielens ein. Er selber gehört zu den Vielspielern, er mag Herausforderungen in Gesellschaftsspielen und denkt sich auch gerne in komplizierte Spielanleitungen hinein. Seine Lust am Spielen gibt er nicht nur in der Gemeindearbeit weiter. Gemeinsam mit Bernhard Löhlein, katholischer Theologe und Redakteur bei Radio K1, stellt er bereits seit zehn Jahren im wöchentlich ausgestrahlten "Spiel der Woche" bei Radio IN Gesellschaftsspiele aus allen Kategorien vor. "Das gemeinsame Spielen fördert nicht nur alle Lebensbereiche des Menschen, es verbindet auch Generationen untereinander." Davon ist Bernhard Löhlein überzeugt. Seit 2003 hat er seine Leidenschaft als Mitglied der Jury "Spiel des Jahres" professionell eingesetzt. Um auf die Auswahlliste für den begehrten Titel zu kommen, werden die Spiele von Kindern, Jugendlichen, jungen und älteren Erwachsenen getestet. Dabei spielen objektive Kriterien, wie die Stimmigkeit der Regeln, die Qualität und Ästhetik des Materials sowie die Spielidee eine große Rolle.

"In einer Spiele-Schachtel steckt mehr drin als etwas Holz, Pappe oder Plastik, da stecken Ideen drin, Emotionen, Leidenschaft und Herzblut", hob Martina Eschenweck hervor. Lachen wollen sie, den Alltag und die Sorgen für eine Zeit vergessen und so wieder neue Kraft schöpfen für das Leben, begründeten die Teilnehmer ihre Lust am Spielen. "Spielen tut den Menschen gut, so wie auch die Religion den Menschen gut tun soll", ergänzte Löhlein die große Bedeutung des Spiels in der Gesellschaft.

Karten neu gemischt

"Mensch Ärgere Dich nicht" und "Mühle" sind sicherlich die beliebtesten Spiele, die Großeltern mit ihren Enkeln spielen. Jutta Prinz aus Oberhaching jedoch sucht mit ihren 81 Jahren Spiele, bei denen sie sich anstrengen muss. "Wir wollen in unserer Gemeinde eine Spiele-Gruppe ins Leben rufen und suchen Spiele, die uns herausfordern, bei denen wir mitdenken und kombinieren müssen. Wir wollen auch mit Kindern und Jugendlichen spielen. Diese tollen Spiele sind eine gute Alternative zum Fernseher und Computer."

Christian Marschmann arbeitet mit geistig behinderten Erwachsenen. Für ihn steht der interaktive Gedanke bei den Spielen im Vordergrund. "Besonders kontaktarme Mitbewohner können wir so in die Freizeitgestaltung integrieren." Er selber spielt natürlich mit Leidenschaft, vor allem die beliebten Kartenspiele Schafkopf und Watten, aber auch Strategiespiele, wie "Dominion", das Spiel des Jahres 2009. Auch dieses Spiel konnten die Teilnehmer aus dem Angebot von mehr als 50 Spielen an diesem Wochenende testen. Bis weit in die Nacht wurden Karten neu gemischt, rollten Würfel über die Bretter und Bauteile stapelten sich zu babylonischen Türmen. Denn in Kürze hatten die beiden Referenten ihre Kenntnisse über das Regelwerk des ausgesuchten Spieles an die Gruppe weitergegeben. "Spielen würzt und bereichert unser Leben, es beflügelt unsere Fantasie, es ist zweckfrei, wie die Schöpfung", kommentierte Herzog die Begeisterung an diesem Wochenende.

In Senioreneinrichtungen, Altennachmittagen, in der Nachbarschaftshilfe und in privaten Spielegruppen könnten nach diesem Wochenende für Jung und Alt, Familien und Alleinstehende neue Spiele auf den Tisch kommen. Vielleicht wurde der Grund-Stein für neue Spiel-Räume hier gelegt.