Hirschberg
"Gut, dass Sie Leitplanken aufstellen"

Bei der Bürgerversammlung für Hirschberg und Gaisberg geht es wie erwartet um die Nachverdichtung

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Das Tüpfelchen auf dem i: Nicht zuletzt wegen der Bürgerproteste zu einem Bauvorhaben auf diesem Grundstück am Gaisberg haben sich die Beilngrieser Stadträte auf die Fahne geschrieben, der Nachverdichtung gewisse Grenzen zu setzen. Das konkrete Projekt wurde bereits mehrfach abgelehnt. ‹ŒArch - foto: Fabian Rieger

Hirschberg (DK) Wenn eine Bürgerversammlung ansteht, bei der es auch um die Belange der Gaisberger geht, darf das Thema Nachverdichtung freilich nicht fehlen. Darüber hinaus gab es am Donnerstagabend in Hirschberg aber noch weitere Diskussionspunkte - von sozialem Wohnbau bis zu Hundekot.

Mit Fragen zum Thema Großbauten habe er an diesem Abend natürlich gerechnet, sagte Bürgermeister Alexander Anetsberger bei der gut besuchten Versammlung in Hirschberg. Und so erläuterte er die aktuelle Situation rund um die Nachverdichtung. Wie berichtet, haben sich die Stadträte - nicht zuletzt wegen der Debatten um mehrere Vorhaben am Gaisberg - auf den Weg gemacht, für diese Thematik klare Regelungen aufzustellen. Das Ziel bestehe darin, dem Bedarf an Wohnraum weiterhin gerecht zu werden und dennoch eine Bauentwicklung zu erreichen, die sich mit den gewachsenen Strukturen verträgt, wie Anetsberger erläuterte. Das soll über einen einfachen Bebauungsplan geschehen. Der Aufstellungsbeschluss wurde vor gut zwei Wochen gefällt. Jetzt wird es mindestens ein Jahr dauern, bis die Arbeiten an dem Bebauungsplan abgeschlossen sind. Die neuen Regelungen sollen für das komplette Stadtgebiet gelten - ausgenommen diejenigen Bereiche, in denen es bereits einen gültigen Bebauungsplan gibt. Etwa 1250 Grundstücke sind betroffen - "und eben nicht nur die Großbauten", wie Anetsberger sagte. Daher erwarte er viele Stellungnahmen. Möglich sei dies über die Internetseite der Stadt unter www.beilngries.de/bauleitplaene. Bereits jetzt gilt derweil eine Veränderungssperre. Bauvorhaben, die den aufgestellten Kriterien - zum Beispiel hinsichtlich der Wohnfläche im Bezug zur Grundstücksfläche - widersprechen, werden rigoros abgelehnt, wie Anetsberger betonte. Ein Bürger lobte diesen Kurs der Stadt ausdrücklich: "Ich finde es gut, dass sie Leitplanken aufstellen." Ein "Wildwuchs" wie am Gaisberg dürfe sich so nicht fortsetzen.

Zu einem bereits laufenden Bauprojekt am Gaisberg hatte ein anderer Zuhörer eine Frage. Bei diesem Gebäude wurde vom Landratsamt wegen planabweichendem Bauen ein Baustopp verhängt (wir berichteten). Der habe wohl bis heute Bestand, wie Anetsberger und der Bürger aus ihren Beobachtungen schlussfolgerten. Wie es weitergehe, könne er nicht sagen, so der Rathauschef. Der Bürger befürchtete, dass vom Landratsamt irgendwann doch zugestimmt wird - wie es einige Häuser weiter bereits einmal geschehen sei. Anetsberger entgegnete, dass aus der damaligen Geschichte sicher alle - "auch das Landratsamt" - gelernt hätten.

Abgesehen von diesem Themenkomplex gab es in Hirschberg aber noch mehr zu besprechen. Einige Bürger - unter ihnen auch Ortssprecher Peter Röll - beklagten, dass vor allem im Bereich des Aussichtspunktes ständig Hundekot auf den Rasenflächen der Privatleute liege. Unbekannte Hundehalter würden sich nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner kümmern. "20 Hundehaufen auf einer Strecke von zehn Metern", merkte Röll an. Anetsberger sagte, dass auch ihn dieses Thema regelmäßig nerve. Man habe aber keine Ideallösung. Eine Möglichkeit wäre eine Hundetoilette, so der Rathauschef. Damit würde in Hirschberg zwar ein "Präzedenzfall" in den Beilngrieser Ortsteilen geschaffen. Sollte sich ein Einwohner finden, der die Toilette regelmäßig ausleert, könne er sich eine solche Einrichtung aber vorstellen. Den Vorwurf eines Bürgers, Hundeschulen seien mitverantwortlich für die vielen Kothaufen, wollte Anetsberger zumindest für den Beilngrieser Hundesportverein Altmühlhopser nicht gelten lassen. Für dessen Mitglieder lege er seine Hand ins Feuer.

Ein anderer Hirschberger erkundigte sich zum Kanalsystem. An manchen Tagen im Sommer gebe es Probleme mit Geruchsbelästigungen. Er fragte, ob die Leitungen nicht mehr wie früher durchgepustet werden. Ortssprecher Röll sagte, dass er zu diesem Thema bereits nachgeforscht habe. An solchen Tagen müsse man den zuständigen Stellen Bescheid geben, dann werde öfter am Tag die Leitung durchgespült. Ein anderer Hirschberger regte eine Verbesserung der Situation an der Grüngutsammelstelle in Beilngries an. Anetsberger teilte mit, dass er nach aktuellen Entwicklungen nun davon ausgehe, dass die Lösung mit einem neuen Wertstoffhof an der Kelheimer Straße umgesetzt werden kann - möglicherweise innerhalb eines Jahres.

Zwei Fragen beschäftigten sich dann noch einmal mit dem Gaisberg. Eine Bürgerin beklagte langsames Internet. Anetsberger sagte zu, mit den Bürgern in Kontakt zu bleiben und dem Thema nachzugehen. Außerdem wollte ein Anwohner vom Gaisberg wissen, ob der gewünschte Mehr-Generationen-Spielplatz in das Gemeindeentwicklungskonzept aufgenommen worden sei. Das konnte der Bürgermeister aus dem Stegreif nicht beantworten, er gehe aber fest davon aus.

Allgemeinerer Natur war das Anliegen eines Hirschbergers. Er bat darum, dass die Stadt in den sozialen Wohnbau einsteige. "Wir ermitteln derzeit den Bedarf", antwortete Anetsberger. Sollte es einen solchen geben, müsse der Stadtrat eine Entscheidung fällen. Problematisch sei aber, dass es derzeit an entsprechenden städtischen Grundstücken mangle.

Der gleiche Bürger bat auch noch darum, dass die Kommune mehr für die Energiewende tun solle. Als Beispiele nannte er eine Photovoltaikanlage auf dem neuen Franziskuskindergarten und Elektroautos für die Stadt. Das Thema mit der PV-Anlage habe man tatsächlich geprüft, so Anetsberger. Dies sei aus Kostengründen derzeit nicht machbar, man könne aber später nachrüsten. Überlegungen hinsichtlich eines Elektroautos im städtischen Fuhrpark gebe es für die Zukunft, außerdem werde das Thema Verkehr und Elektromobilität derzeit gemeinsam mit Altmühl-Jura beackert.