Hirschberg
"Grüngut-Tourismus" soll enden

Letzte Bürgerversammlung vor der Weihnachtspause in Hirschberg Ärger über Hundekot im Dorf

15.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Hoch über Beilngries thront Schloss Hirschberg, darunter wachsen zwei große Mehrfamilienhäuser in die Höhe. Zu diesem Bauprojekt am Gaisberg gab es am Mittwochabend eine Nachfrage. - Foto: Fabian Rieger

Hirschberg (DK) Wenige örtliche Anliegen haben die Bürger aus Hirschberg und vom Gaisberg am Mittwochabend bei ihrer Aussprache mit Bürgermeister Alexander Anetsberger geäußert. Stattdessen wurden allgemeine Themen wie der soziale Wohnungsbau in der Stadt erörtert.

Allzu viele örtliche Probleme brannten den Zuhörern am Mittwochabend in Hirschberg nicht unter den Nägeln. Bei der Bürgerversammlung vor einem knappen Jahr hatte ein Anwohner vom Gaisberg bitterlich über die dortigen Großbauaktivitäten geklagt. Auch in den vergangenen Monaten wurde immer wieder Kritik an den großen Mehrfamilienhäusern in Hanglage laut. Am Mittwoch gab es aber nur einen Wortbeitrag zu diesem Thema. Ein Bürger vom Gaisberg erkundigte sich, wer für Folgeschäden an der Straße - die schweren Baufahrzeuge schlängeln sich über eine enge Straße den Hang hinauf - aufkommen müsste. "Gilt hier das Verursacherprinzip", wollte er wissen. Anetsberger antwortete, dass vor diesem privaten Bauvorhaben, genau wie bei anderen Projekten auch, eine sogenannte Beweissicherung vorgenommen worden sei. Dadurch sei dokumentiert, wie die Situation vor Baubeginn war. Sollten nach Abschluss der Arbeiten deutliche Schäden ersichtlich sein, müsse dafür der Verursacher aufkommen, so der Rathauschef.

Eine andere Wortmeldung befasste sich mit einem eher unappetitlichen Thema. Er sei heuer im Hirschberger Dorfgebiet gleich zweimal in Hundekot getreten, klagte ein Bürger. Auch die Kinder würden regelmäßig mit stinkenden Schuhen nach Hause kommen. Der Hirschberger bat darum, Hundetoiletten aufzustellen. Dies sagte Anetsberger zu. Man werde sich auch darum kümmern, dass diese regelmäßig ausgeleert werden.

Von einem "Grüngut-Tourismus nach Hirschberg" sprach ein anderer Bürger. Als das Gemeindeoberhaupt ankündigte, dass nach der geplanten Umgestaltung des Wertstoffhofes dort kostenlos Grüngut abgeliefert werden kann, zeigten sich einige Zuhörer erfreut. Dann müssten Beilngrieser nicht mehr auf den Hirschberg fahren, um dort heimlich ihr Grüngut zu entsorgen, so eine Aussage. Anetsberger meldete aber leise Zweifel an, dass diese unsachgemäße Entsorgung nur mit den Kosten zu tun habe. Hier spiele wohl auch eine gewisse Bequemlichkeit eine Rolle.

Ein anderer Hirschberger regte an, den alten Weg auf den Hirschberg hinauf neu zu asphaltieren. Hier sah Anetsberger allerdings keinen Bedarf. In Sachen Breitband musste der Bürgermeister eine Antwort schuldig bleiben. Hirschberg liegt im Bereich des privaten Ausbaus. Dort sind viele Einwohner über Kabel Deutschland versorgt - "aber nicht alle", so eine Wortmeldung. Wann die Telekom ihren Ausbau über die Bühne bringen werde, könne er aus dem Stegreif nicht sagen, so Anetsberger. Man werde den Ortssprecher Peter Röll hierzu in Kürze informieren.

Einen Dank sprach der Bürgermeister den Hirschberger Feuerwehrleuten für ihr Engagement beim ersten Bühler Beilngries Triathlon aus. Gleichzeitig kündigte er wie in allen Bürgerversammlungen an, dass es auch 2017 wieder einen sportlichen Dreikampf in Beilngries geben wird. Noch ist unklar, wo die Radstrecke verlaufen wird (siehe eigenen Bericht). Bei einer der diskutierten Varianten würden die Radler an Hirschberg vorbeifahren. Dies könnte dann für die Dorfbewohner Einschränkungen mit sich bringen. "Aber wir haben aus Fehlern gelernt", stellte Anetsberger fest. Derart umfassende Behinderungen für die Anwohner wie im Vorjahr werde es nicht mehr geben, versicherte er.

Eine Diskussion im Saal entwickelte sich zum Vorschlag eines Hirschbergers, im Ort eine Tempo-30-Zone zu errichten. Er sehe eine Gefahr für Kinder durch Raser. Wie sich zeigte, haben dazu viele Ortsbewohner eine andere Meinung. Auch der Bürgermeister erteilte diesem Ansinnen eine Absage.

Umfangreicher wurde im Diskussionsteil der Veranstaltung auf den sozialen Wohnbau eingegangen. Ein Versammlungsteilnehmer fragte, was die Stadt hierbei zu tun gedenke. Er finde es furchtbar, dass in unserer wohlhabenden Region dennoch Menschen auf die Tafel angewiesen sind. Dies zeige - zusammen mit den anerkannten Flüchtlingen, die Wohnraum brauchen -, dass es Bedarf für Sozialwohnungen gebe. Anetsberger erläuterte, dass die Stadt derzeit keinen Neubau plane. Man habe glücklicherweise zwei Wohnbaugesellschaften in der Stadt, die entsprechende Wohnungen anbieten. Zudem sei die Stadt dahinter, dass in der Altstadt leerstehende Gebäude saniert werden. Auch diese Häuser könnten dann als günstiger Wohnraum genutzt werden. Eine ausdrückliche Absage erteilte Anetsberger immer wieder geäußerten Befürchtungen, dass Flüchtlinge sozial schwächer gestellten Einheimischen den günstigen Wohnraum wegnehmen. Man dürfe bei diesem Thema keine Gruppen gegeneinander ausspielen, so der Bürgermeister.

Das Thema Wohnraum stand auch im Mittelpunkt einer humorvollen Anekdote, die Anetsberger den Hirschbergern berichtete. Ihm sei kürzlich ein Bericht des DONAUKURIER aus dem Jahr 1993 in die Hände gefallen. Dabei sei ein Vorhaben des früheren Bürgermeisters Willy Muschaweck beschrieben gewesen. Der hatte mit dem Gedanken gespielt, in Hirschberg neues Bauland für 1000 zusätzliche Bürger zu schaffen. Umgesetzt wurden diese ambitionierten Pläne nie. Und auch jetzt sieht man bei der Stadt keinen dringenden Bedarf, in Hirschberg ein neues Baugebiet auszuweisen.