Hirschberg
Gespräche über Gott

Exerzitientage auf Schloss Hirschberg: Fragen der Glaubensvermittlung im Fokus

04.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:12 Uhr

Interessante Vorträge: Michael Kleinert (von links), Ulrich Laux, Michaela Ständer, Johannes Lieder, Martina Patenge, Markus Roentgen, Wilhelm Bruners und Christina Noe haben sich an den Exerzitien auf Schloss Hirschberg beteiligt. - Foto: Patzelt

Hirschberg (EK) Mit der Frage, wie man heutzutage von Gott sprechen kann, haben sich bei den Exerzitientagen auf Schloss Hirschberg 52 Teilnehmer beschäftigt. Neben vier Vorträgen zu diesem Thema gab es verschiedene Workshops.

"Über die Namen der Dinge hinaus" - mit diesen Worten von Fridolin Stier hatte die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Diözesen für Exerzitien und Spiritualität (ADDES) zur diesjährigen Studientagung geladen. Im Tagungshaus des Bistums Eichstätt auf Schloss Hirschberg nahmen 52 Teilnehmer aus ganz Deutschland, vor allem Theologen, an den Exerzitien teil. Sie beschäftigten sich mit der grundlegenden Frage, wie es heute möglich ist, von Gott zu sprechen.

Die meisten Teilnehmer haben in ihren Bistümern die Verantwortung für die Exerzitienarbeit. Daneben gab es auch einige Gäste aus der evangelischen Kirche. "Die Erfahrung zeigt, dass oftmals klassische Gottesbilder nicht mehr allen Menschen zugänglich sind. Auch theologische Fachbegriffe und Lieder aus vergangenen Jahrhunderten haben mit der Lebenswirklichkeit heute nur begrenzt zu tun", stellte die Pastoralreferentin Martina Patenge vom Bistum Mainz fest. Wie spricht man heute von Gott, wenn klassische Gottesbilder wie Vater oder Hirte nicht mehr überall auf Resonanz stoßen? Wenn Gottesloblieder nicht mehr an der Lebenswirklichkeit der Gottsuchenden anknüpfen, wenn klassische Begriffe wie Gnade oder Vorsehung mitunter mehr irritieren als helfen? An diese Fragen tasteten sich Referenten aus verschiedenen Perspektiven heran.

Zunächst war da der Blick von außen. Stefan Bauberger, Professor für Naturphilosophie, Grenzfragen der Naturwissenschaft und Wissenschaftstheorie an der Hochschule für Philosophie in München, widmete sich dem Thema aus der Sicht der Naturwissenschaften. Wissenschaft sei fehlbar, aber ziele auf objektive Erkenntnis. Bauberger zeigte zudem die Erfahrungen des Zen auf.

Aber auch der biblische Blick durfte nicht fehlen. Dazu stellte die evangelische Theologin aus Bielefeld, Luise Metzler, die Frage: "Hat Gott (einen) Namen" Dass für Gott mehrere Namen und Begriffe existieren, hatte man bereits im Vorfeld festgestellt. "Wir haben uns in Beilngries, in den Asylunterkünften, auf der Straße und in Betrieben umgehört, wie vor allem unsere ausländischen Mitbürger Gott nennen. Dabei sind wir auf 50 verschiedene Begriffe gestoßen", erzählte Christina Noe, Pastoralreferentin vom Bistum Eichstätt .

Mit Hilfe der Lyrik und Poesie ging der Priester Wilhelm Bruners das Thema an. Er ist geistlicher Begleiter sowie spiritueller Kenner und Deuter des Heiligen Landes. "Evangelisten sind große Poeten", so der Geistliche. "Lebensgeschichten sind Gottesgeschichten. Daher werde ich auch selbst durch diesen Kurs reich beschenkt", äußerte sich der Mönchengladbacher Priester.

In Workshops war zudem genügend Raum für persönliche Erfahrungen. Hier konnte die Frage "Wie heute von Gott sprechen" auf ihre praktische Relevanz für Exerzitienbegleitung und geistliche Begleitung hin reflektiert werden. Zur Wahl standen die Workshops "Gottespoesie"mit Markus Roentgen und Lisa Oesterheld, "Farb-Resonanzen" mit Maren-Magdalena Sorger und Otmar Schneider, "Die Dinge singen hör ich so gern" mit Ulrich Laux und Michaela Ständer sowie "Mystik - ein Erfahrungsweg mit geschlossenen Augen" mit Günther Lohr. Außerdem bot Franz Meures einen kollegialen Praxisaustausch zur Thematik in der geistlichen Begleitung und in der Exerzitienarbeit an. "Ob Schweigeexerzitien, Bewegungsexerzitien oder Internetexerzitien. Man kann keine davon als besser oder schlechter bezeichnen. Jeder muss selbst die für ihn wertvollsten Exerzitien herausfinden", äußerte sich Martina Patenge. Mit dem Satz "Wählen, was nützt" gab Christina Noe ein Leitmotiv vor und meinte weiter: "Exerzitien sollen helfen, an Leib und Seele zu wachsen." Heute werden auch Wanderexerzitien sowie Exerzitien mit Musik, Tanzelementen, Filmen oder Klettern im Gebirge angeboten.

Einen Höhepunkt der Studientagung bildete die "Spurensuche in Eichstätt". Auch hier standen drei Workshops zur Wahl: "Zeugnisse der Kunst im Dom" mit Claudia Grund, "Grabsteine auf dem Ostenfriedhof" mit Rupert Fieger und der Besuch des Naturkundlichen Museums auf der Willibaldsburg. Zum Abschluss konnten die Teilnehmer einem Orgelkonzert mit Domkapellmeister Christian Heiß im Dom lauschen.