Eutenhofen
Landwirte in der Pflicht

Großes Interesse an Auftaktveranstaltung zum Quellwasserschutz im Jurakarst Fachleute informieren

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Zwischen Predlfing und Eutenhofen sammelt sich Niederschlagwasser aus der ganzen Umgebung, versickert oder fließt über Dolinen in die Sipplqelle. Hier gilt es, Vorsorge zu treffen. - Foto: Stephan

Eutenhofen (rfs) Erfolg versprechend und mit großem Zulauf ist das Projekt "Quellwasserschutz in Jurakarst" in dieser Woche gestartet. Neben den Fachleuten der zuständigen Behörden und Fachstellen waren etwa 50 Landwirte zur Auftaktveranstaltung nach Eutenhofen gekommen.

Experten des Wasserwirtschaftsamts, von Landratsamt und Landwirtschaftsamt sowie vom Bauernverband informierten grundlegend über die Zielsetzungen des Projektes.

Franz Stephan, der Vorsitzende des Wasserzweckverbandes der Jachenhausener Gruppe, begrüßte neben einigen Gemeinde- und Stadträten auch den Dietfurter Vize-Bürgermeister Oliver Kuhn (CSU).

Man habe Eutenhofen ganz bewusst als Veranstaltungsort gewählt, so Stephan, denn auf dieser Ebene - zwischen Predlfing, Erggertshofen, Eutenhofen und Pestenrain - würden eine ganze Reihe von Dolinen das Oberflächenwasser besonders schnell abfließen lassen. Die Trinkwasserversorgung stelle gerade im Jurakarst die Wasserversorger aufgrund der geologischen Verhältnisse vor besondere Herausforderungen.

Stephan betonte, dass es sich hier um ein freiwilliges Projekt handle, und bat die Landwirte ihm aufgeschlossen gegenüber zu stehen und mitzumachen. "Wir brauchen ein genaues landwirtschaftliches Nutzungskonzept, das nur zusammen mit den Landwirten erarbeitet werden kann", umriss der Vorsitzende. Die Aufgabe, dieses Ziel zusammen mit den Grundstückseignern und Bewirtschaftern zu verfolgen, habe die Wassergruppe dem Hydrogeologen Klaus Dieter Raum und dem Agraringenieur Felix Schmitt übertragen.

Raum zeigte mit anschaulichen Bildern den zerklüfteten Untergrund. Der Bereich um Eutenhofen liegt etwa 100 bis 150 Meter höher als die Täler, die Entwässerung erfolge komplett unterirdisch. Die Zuhörer erfuhren, dass das Einzugsgebiet der Sipplquelle etwa 35 Quadratkilometer groß ist. Die Fließgeschwindigkeiten von der Doline bis zur Quelle liegen bei 18 bis 250 Metern in der Stunde. Das bedeute, dass Wasser, das in den Dolinen abfließt, in kürzester Zeit, möglicherweise schon nach zwei bis drei Stunden in der Quelle erscheint. Zur Belastung des Quellwassers durch Nitrat meinte der Hydrogeologe: "Was oben auf den Feldern ausgewaschen oder abgeschwemmt wird, tritt unverzüglich an der Quelle zu Tage." Die Wasserqualität der bis 1954 genutzten Sipplquelle sei heute ohne Aufbereitung nicht mehr gegeben. Man sei zur Erkenntnis gekommen, dass es keinen Sinn mache, einen hohen technischen Aufwand zu treiben, um das Wasser zu reinigen, vielmehr müssten die Ursachen angegangen werden und die würden auf der bewirtschafteten Fläche liegen.

Schmitt, der dieses Leaderprojekt umzusetzen hat, informierte über die einzelnen Schritte. In Einzelgesprächen werde eine Optimierung der Flächennutzung angestrebt. Auch sollen Fördermöglichkeiten geprüft und Altlasten einbezogen werden. Als Ergebnis soll stehen, dass die oberflächennahe Quelle verstärkt zur Trinkwassernutzung herangezogen werden kann. Ziel der Gemeinden sei es, oberflächennahes Quellwasser zur Trinkwasserversorgung verstärkt heranzuziehen, um so das Reservoir der Tiefbrunnen zu schonen.

In der Diskussion befürchteten einige Grundstücksbesitzer, die Bewirtschaftung könnte eingeschränkt werden, ihre Flächen an Wert verlieren. Auch wurde gefragt, ob die Quelle überhaupt gebraucht werde. Dazu machte Simon Hofmeister vom Wasserwirtschaftsamt Regensburg klare Aussagen. "Alle Schadstoffe, die morgen in der Quelle zu finden sind, kommen in Jahren oder Jahrzehnten auch in den Tiefbrunnen an. Grundwasserschutz beginnt auf der Fläche und nicht beim Reinigen des Brunnenwassers. Als Beispiel nannte er das Pflanzenschutzmittel Atrazin, das schon mehr als 20 Jahre verboten ist, doch seien die Werte im Wasser der Tiefbrunnen immer noch steigend.

Klaus Amann vom Landschaftspflegeverband VöF des Landkreises Kelheim, der den Zweckverband maßgeblich unterstützt hat, gab Auskunft über landwirtschaftliche Bewirtschaftungsformen und sachgerechte Düngung. Mit diesem Projekt, so Amann, sei der Zweckverband federführend im Grundwasserschutz. "Wir sollten nicht warten, bis alles vorgeschrieben wird, sondern selbst handeln", betonte er.

Der stellvertretende Vorsitzende Josef Häckl aus Ihrlerstein stellte für die nächsten Monate Einzelgespräche mit allen Grundstücksbesitzern in Aussicht. Er lobte die offene und sachliche Diskussion und forderte die Landwirte auf, sich zu beteiligen. Erste Ergebnisse sollen im Januar vorgestellt werden.